In Gladbeck hat am Dienstagmittag ein „verdächtiger Gegenstand“ die Polizei stundenlang in Atem gehalten. Apotheker Christoph Witzke hatte ein Paket erhalten, konnte aber den Absender nicht zuordnen. Das kam ihm komisch vor – besonders im Lichte der DHL-Erpressung Anfang Dezember in der Potsdamer Königin-Louise-Apotheke. Er informierte die Polizei. Die untersuchte das Paket – und heraus kam ein Christstollen.
Jeden Tag kommen in der Delphin-Apotheke laut Witzke einige Pakete an. Sie werden im Warenlager sortiert und ausgepackt. Doch an diesem Vormittag kam eine Mitarbeiterin mit einem kleinen, leichten Päckchen zu ihrem Chef. „Sie sagte, sie mag es nicht aufmachen“, erzählt Witzke. Und tatsächlich wies das Pakt keinen Absender auf. Die Adresse der Apotheke war zudem von Hand geschrieben. „Nach den Berichten über die scharfe Paketbombe in der Potsdamer Apotheke ist man schon vorsichtiger“, sagt Apotheker. „Da ich das Päckchen nicht zuordnen konnte, beschloss ich, die Polizei zu informieren.“
Die Beamten hätten ihm geraten, das verdächtige Päckchen in den Keller der Apotheke zu bringen. Innerhalb von wenigen Minuten rückten die Gesetzeshüter auch persönlich an. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Polizei so schnell vor Ort war“, sagt der Apotheker. Es folgten diverse Untersuchungen. Nachdem feststand, dass der Paketcode sich nicht zurückverfolgen ließ und das Päckchen damit nicht zugeordnet werden konnte, holte die Polizei Verstärkung. Die Apotheke und die darüber liegenden Arztpraxen wurden geräumt, der Bereich um die Apotheke abgesperrt.
Bis das Bombenräumkommando vor Ort war, verging eine weitere Stunde. Schon nach der ersten Untersuchung mit speziellen Röntgengeräten konnten die Experten allerdings erste Entwarnung geben. Das Paket wurde daraufhin in dem Einsatzwagen von ihnen geöffnet. Und heraus kam ein Christstollen.
„Dabei lag auch eine Grußkarte von einem Geschäftspartner“, erzählt der Apotheker. Sobald wieder Alltag in der Delphin-Apotheke einkehrt, will Witzke ihn anrufen und berichten, welche Aufregung das sicher gut gemeinte Weihnachtsgeschenk verursacht hat.
Erst vor wenigen Tagen wurde eine Apotheke in Köln wegen eines verdächtigen Pakets für Stunden geschlossen. Das Paket war zwar mit der richtigen Adresse beschriftet gewesen, trug aber keinen Absender. Auch dort stellte sich das verdächtige Paket als harmlos heraus. Bei der Lieferung der Kölner Eschen-Apotheke handelte es sich um pharmazeutische Bücher.
Angesichts der in der Potsdamer Königin- Luise-Apotheke aufgefundenen echten Paketbombe sind viele Menschen übervorsichtig. Und sie haben allen Grund dazu. In dem in Potsdam abgelieferten Paket waren an einer Metallbüchse mit Hunderten von Nägeln und einem Böller mehrere Batterien angeschlossen. Es stellte sich heraus, dass die Bombe tatsächlich zündfähig war. Sie wurde von Experten entschärft. Ein ferngesteuerter Roboter zerstörte sie mit einem Hochdruck-Wasserstrahl. „Ein verdächtiges Paket sollte nicht geöffnet und nicht transportiert werden“, riet damals auch eine Sprecherin des Polizeipräsidiums des Landes Brandenburg in Potsdam.
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