Die Filialapotheken werden für Inhaber:innen immer kostspieliger. Grund ist der Personalmangel – immer öfter entscheiden sich Apotheker:innen notgedrungen gegen einen Betrieb. Auch Kersten Hartmann schließt seine Stifts-Apotheke in Bielefeld. Der Fachkräftemangel sei ein Grund – doch das Hauptproblem liege woanders.
Von den im vergangenen Jahr bestehenden 18.461 Apotheken hatten laut Abda-Zahlen 3365 Hauptapotheken eine oder mehrere Filialen. Laut der Statistik Filialisierung zu. 24 Jahre führte Hartmann die Stifts-Apotheke und baute sich in dieser Zeit eine treue Stammkundschaft auf. Die Apotheke ist modern eingerichtet und sei ein Liebling des Architekten gewesen. „Sie gehört optisch zu einer, bei der man nicht denkt, dass sie schließen müsste.“
Doch die Situation veränderte sich. Personal zu finden, wird für Inhaber:innen zunehmend schwieriger, für manche sogar unmöglich. Zuletzt stand Hartmann in seiner Hauptapotheke allein mit einer PTA. „Ich habe händeringend jemanden gesucht, der mich auch mal ablöst. Ich flitze zwischen den beiden Apotheken hin und her und habe kaum Freizeit. Da bleibt die Gesundheit irgendwann auf der Strecke“, so der 57-Jährige.
An einer Übernahme sei in der heutigen Zeit überhaupt nicht zu denken gewesen. Der Fachkräftemangel sei ein Auslöser, aber nicht der eigentliche Grund des Problems von Apotheken: „Dass wir 18 Jahre kein Geld mehr bekommen haben, das ist es. Der Rohgewinn muss erhöht werden.“ Wenn Apotheken mehr Vergütung erhielten, diese aber allein für das Personal eingesetzt werden müsse, sei auch niemandem geholfen. „Es scheitert am Geld. Wir brauchen mehr davon im System.“ Hartmann kritisiert die Standesvertretung, die in der zurückliegenden Coronazeit „nichts“ für die Apotheken getan hätten.
Auch der Bezug zu den Kund:innen werde sich ändern. Der Gedanke, dass immer Zeit vorhanden sei, um sich nach der Beratung noch ein wenig zu unterhalten, sei von der Politik nicht gewollt. Ganz raus aus der Apotheke wird Hartmann nicht gehen. Seine eigentliche Filiale führt er ab August als Hauptapotheke. Nach einer Woche Behördengänge erhielt er die Betriebserlaubnis. „Dort ist ein Approbierter, mit dem ich mir die Öffnungszeiten teilen kann. Das ist für uns beide komfortabel.“
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