Lange stand nicht fest, ob die Markt-Apotheke in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen schließen muss oder ob Apotheker Dieter Grünewald doch noch einen Nachfolger findet. Das ist ihm nun gelungen: Anfang des Jahres übergab er seine Apotheke an Wandy Andrew Carvalho da Silva.
Die Markt-Apotheke ist der erste eigene Betrieb von Carvalho da Silva – aber nicht seine erste Leitungserfahrung. Nach seinem Studium in Brasilien leitete er dort bereits für eineinhalb Jahre eine Apotheke. Seit rund drei Jahren arbeitet er als Apotheker in Deutschland, zuletzt in Lippstadt.
„Ich wollte schon immer eine eigene Apotheke haben, habe lange gesucht – und hier hat alles gestimmt“, erzählt Carvalho da Silva. Die aktuelle Lage der Branche und die steigende Zahl an Apothekenschließungen bereiten ihm Sorgen. Doch Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage. „Einfach ist es nie, aber es muss weitergehen. Ich hoffe, dass es klappt“, sagt er. Falls nicht, gehe das Leben trotzdem weiter. Allerdings glaubt er fest an den Erfolg der Markt-Apotheke. „Sonst hätte ich den Betrieb nicht übernommen. Ich bin fest entschlossen, dass es funktioniert.“
Zunächst konzentriert sich Carvalho da Silva auf seine Apotheke, doch wenn es gut läuft, könne er sich vorstellen, ein oder zwei weitere Betriebe zu übernehmen. Dabei spiele jedoch auch die politische Entwicklung der kommenden Jahre eine entscheidende Rolle.
Für Carvalho da Silva ist der akute Personalmangel die größte Herausforderung für Apotheken. Gleichzeitig sei eine längst überfällige Honoraranpassung dringend nötig. Die finanzielle Unterdeckung wirke sich direkt auf die Bezahlung der Mitarbeitende aus – ein Teufelskreis. Auch bei den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) bestehe Handlungsbedarf. Der hohe Zeitaufwand stehe in keinem Verhältnis zur unzureichenden Vergütung, sodass es sich für viele Apotheken kaum lohne, diese anzubieten.
Ein weiteres großes Problem sieht er in den anhaltenden Lieferengpässen. „Die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein“, betont er. Besorgt blickt Carvalho da Silva zudem auf den wachsenden Einfluss der Versender. Hier müsse der Staat gegensteuern. Insgesamt bräuchten Apotheken mehr Anerkennung und bessere Unterstützung – besonders kleinere Betriebe „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ohne Apotheken geht“, sagt er. „Hoffen wir, dass es für alle Beteiligten besser wird.“