Markus Cebulla will die Digitalisierung in seinem Betrieb fördern. Der 31-Jährige übernahm im Oktober die Mühlen Apotheke in Krefeld. Kurz darauf schaffte er einen 3D-Drucker an, um Maskenhalter zu produzieren. Die neueste Kreation des Apothekers sind personalisierte Impfstoffhalter. Die Nachfrage im Kollegenkreis ist vorhanden.
Fünf Stunden, Schicht für Schicht. Im Keller der Mühlen Apotheke steht der 3D-Drucker von Cebulla nicht mehr still. Der Apotheker entwarf aus der Not heraus einen Transportbehälter für die Impfstoff-Vials. Denn wie vielerorts, wollte auch sein Großhändler die Transportboxen zurück. „Wir mussten uns überlegen, wie wir den Impfstoff am besten zu den Praxen bringen“, sagt er.
Cebulla fiel sofort sein 3D-Drucker ein. Das Gerät schaffte er im Dezember an, um Maskenhalter für den Hinterkopf herzustellen. „Ich entwerfe die 3D-Modelle am Computer und der Drucker erschafft sie.“ Dem Ganzen seien keine Grenzen gesetzt. Benötigt werde eine Datei und flüssiges Plastik. Der Nachteil sei, dass die Herstellung sehr lange dauere, sagt der Apotheker. Für einen kleinen Ständer mit Platz für 6 Vials Biontech würden rund fünf Stunden benötigt, der große Kombi-Ständer mit zusätzlichem Platz für die größeren AstraZeneca-Vials dauere bis zu zehn Stunden.
Der Apotheker bietet die Transportbehältnisse aufgrund der hohen Nachfrage im Freundeskreis auch anderen Kollegen an. 50 Stück seien bereits verkauft. Anderen Apotheken mit 3D-Druckern stellt er auch die Datei zur Verfügung. Er verlangt für einen Biontech-Halter 15 Euro, für vier Stück 49 Euro netto. „Der Arbeitsaufwand pro Ständer ist hoch, der Preis deckt nicht einmal die Personalkosten.“ Er habe einen zweiten 3D-Drucker von einem Bekannten zur Unterstützung erhalten. Günstiger könne er sie nicht anbieten, da er keine Firma mit Spezialisierung und 50 Druckern leite. „Aber ich bin selber so begeistert und möchte es daher doch anbieten. Anfragen sollen per E-Mail eingehen und nicht über die Apotheke.“
Die Halter seien langlebig, lebensmittelecht und könnten desinfiziert werden. Spülmaschinentauglich seien sie nicht. Die Hitzeverträglichkeit liege bei maximal 40 Grad. Das Plastik werde aus Mais hergestellt. Auch wenn nicht immer alles gleich funktioniert, hat Cebulla Freude am 3D-Drucken. Einer der typischen 3D-Druck-Fehler, mit denen man zu kämpfen habe, sei, dass eine Ecke hochgehe. „Das führt zum Verwurf des Drucks, da sich durch falsche Temperaturen oder Schwankungen das Plastik ungleichmäßig verzieht und dann vom Druckbett löst.“ Bis zur Perfektion müssten Maße und Temperaturen mit mehreren Probe-Drucken getestet werden.
Eine ähnliche Idee hatte der Sohn von Tanja Schicksnus, Apothekerin im Agaplesion Bathildis-Krankenhaus in Bad Pyrmont. Die Pharmazeutin fragte den 19-Jährigen nach einer 3D-Kreation. Er entwarf eine Wabenstruktur, die die notwendige Stabilität bietet. In Länge und Breite lässt sich der Druck variieren.
Auch im Impfzentrum des Kreises Paderborn sind Halterungen aus dem 3D-Drucker im Einsatz. Hergestellt hat diese der Mann von Apothekerin Kirsten Peters. Die Pharmazeutin ist im Impfzentrum tätig und suchte nach einer schnellen und unkomplizierten Lösung für die Comirnaty-Vials. „Sie passen haargenau und schützen die Fläschchen vor dem Umkippen“, sagt Peters. Insgesamt seien 15 im Einsatz. Auch für Praxen wurden sie bereits gedruckt. Das Praktische: Die Halter passten in die Plastikboxen von Schokoladen-Kugeln. „Wir haben das genutzt, was wir zur Verfügung hatten.“ Momentan arbeitet ihr Mann, der Ingenieur ist, am nächsten Projekt: Er entwickelt eine Form für Spritzen in der Kühlbox.
Auch Dr. Philipp Hoffmann aus Paderborn hat die Halter im Einsatz. Der Inhaber der Dom Apotheke am Theater leitet das Impfzentrum. Kommerziell will Peters die Halterungen nicht anbieten. Sie verweist auf den Datensatz, den man hier herunterladen kann.
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