Abrechnungsbetrug

Apotheker dealte mit Arzthelferin – Anklage

, , Uhr aktualisiert am 19.01.2017 12:54 Uhr
Berlin -

Wegen eines groß angelegten Betrugs mit gefälschten Rezepten für teure Medikamente sind ein Apotheker aus dem Main-Taunus-Kreis und eine Arzthelferin aus Frankfurt angeklagt worden.

Die 53-Jährige, die zwischen 2001 und 2010 in einer Frankfurter Klinik arbeitete, habe einen Arztstempel und Blanko-Rezeptvordrucke sowie Versichertendaten an sich gebracht und dann Rezepte gefälscht, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Donnerstag mit. Insgesamt 545 gefälschte Rezepte soll sie an den Apotheker weiterverkauft haben.

Der 60-Jährige habe die Präparate zwischen Januar 2008 und Dezember 2011 mit den Krankenkassen abgerechnet, aber nie abgegeben. Die Anklage spricht von gewerbsmäßigem Betrug in mindestens 40 Fällen und einem Schaden von rund 844.000 Euro. Verordnet waren laut Generalstaatsanwaltschaft Actisorb, Advagraf, Apidra, Atacand, Betaferon, Cellcept, Certican, Clexane, Codiovan, Effentora, Femara, Fiblaferon, Fumaderm, Gabapentin, Glivec, Humalog, Humira, Inegy, Keppra, Lantus, Palladon, Plavix, Prograf, Rapamune, Rebif, Reminyl, Risperdal, Sandimmun, Seroquel, Sifrol, Spiriva, Symbicort, Viani, Viraed, Zeffix und Zyprexa.

Die Ermittlungen wurden ab Juni 2011 zunächst von der Staatsanwaltschaft Frankfurt geführt; später übernahm die Zentralstelle das Verfahren. Bei der Untersuchung kamen die Ermittler laut Anklage dem Apotheker zudem noch bei anderen, ähnlichen Schwindeleien auf die Schliche. Der Gesamtschaden zum Nachteil gesetzlicher Krankenkassen belaufe sich auf rund eine Million Euro. Der Prozess soll vor dem Landgericht Frankfurt stattfinden. Die Apotheke existiert noch, befindet sich aber unter neuer Leitung.

Bei der Generalstaatsanwaltschaft in Hessen gibt es seit 2009 eine „Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen“. „Gerade weil aber schon wenige Akteure einen großen Schaden anrichten können, ist es so wichtig, gegen sie vorzugehen“, sagte Oberstaatsanwalt Alexander Badle im vergangenen Jahr. Denn schon Einzelne könnten den gesamten Berufsstand in Verruf bringen.

„Unsere Arbeit dient maßgeblich dem Schutz des Vertrauens in den Beruf und damit den Interessen der Apotheker“, sagt Badle. „Wir haben einen guten Kontakt zur Apothekerkammer in Hessen und stehen gemeinsam im Dienst der ehrlichen Apotheker.“ In den von der Zentralstelle bearbeiteten Ermittlungsverfahren sind im vergangenen Jahr insgesamt 3.449.143,55 Euro unrechtmäßige Gewinne abgeschöpft worden.

Im Mai hatte die „Welt am Sonntag“ unter der Überschrift „Die große Abzocke“ über Ermittlungen gegen Apotheker in mehreren Bundesländern berichtet. Sie sollen die Krankenkassen mit „Luftrezepten“ um Millionen Euro betrogen haben. Die Zeitung sprach von einer „verbreiteten Masche“. Zuletzt hatte das Schöffengericht Mönchengladbach im November einen 45-jährigen Apotheker und einen 69-jährigen Mitangeklagten wegen gewerbsmäßigen Betruges in 26 Fällen zu Freiheitsstrafen von je zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Im Prozess um einen Millionenbetrug mit Röntgenkontrastmitteln hatte das Hamburger Landgericht (LG) im August Haftstrafen verhängt. Ein ehemaliger Geschäftsführer der inzwischen insolventen Radiologie-Gesellschaft Hanserad wurde zu vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Ein mitangeklagter Apotheker erhielt fünf Jahre.

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