1:1 Betreuung

Apotheker coacht Kollegen aus Balkanländern

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Berlin -

Apotheker Nikola Bošković hilft Kolleginnen und Kollegen aus den Balkanländern, in Deutschland Fuß zu fassen. Auf seiner Website, die seit Ende Juni online ist, bietet er unter anderem Übersetzungen deutscher Fachtexte und ein 1:1-Coaching an. Die Nachfrage wächst, so Bošković.

Nikola Bošković ist seit März 2020 als Apotheker in Deutschland tätig. Sein Pharmaziestudium absolvierte er 2017 erfolgreich in seiner Heimat Serbien. Durch seine eigene Erfahrung als ausländischer Apotheker in Deutschland kennt er die Herausforderungen, die mit der Anerkennung von Qualifikationen und der Integration in das deutsche Gesundheitssystem verbunden sind.

Mit dem Ziel, Kolleginnen und Kollegen bei der Integration in Deutschland zu unterstützen, meldete er im August 2023 ein Gewerbe an, um Apotheker aus dem Ausland – insbesondere aus den Balkanländern – auf ihrem Weg nach Deutschland noch intensiver zu begleiten. Für sein Engagement gewann er 2024 den VISION.A-Award in Silber in der Kategorie „Beste Kampagne: Nachwuchs & Integration“.

Lernen und vernetzen

Seitdem bietet er Karriereberatung, Kurse in deutscher Fachsprache für ausländische Apothekerinnen und Apotheker sowie Unterstützung bei Anträgen an deutsche Behörden an – sowohl für Inhaberinnen und Inhaber als auch für fremdsprachige Apothekerinnen und Apotheker. Darüber hinaus startete er den Instagram-Account „farmaceutunemackoj“ (auf Deutsch etwa: „Apotheker in Deutschland“), um Kolleginnen und Kollegen aus dem serbisch/bosnisch/kroatischen Sprachraum über das Prozedere zu informieren und ihnen nützliche Tipps zu geben.

Darüber hinaus organisiert der Apotheker deutschlandweite Apothekertreffen: Im letzten Jahr waren es neun, unter anderem in Wiesbaden, Bonn, Köln und Berlin. „Wir tauschen uns aus, schildern unsere Erfahrungen. Jedes Treffen ist anders und jedes Mal kann man etwas dabei lernen.“ An zwei Terminen nahmen auch deutsche Apothekeninhaber teil. „Es war sehr aufschlussreich, ihre Sichtweise zu hören und mehr über ihre alltäglichen Probleme und Herausforderungen zu erfahren. Zudem haben sie uns erklärt, wie man eine Apotheke übernimmt und worauf man dabei besonders achten muss“, erinnert sich Bošković. Die Treffen bieten darüber hinaus noch ganz andere Möglichkeiten: „Einer der Inhaber übernimmt hoffentlich eine Kollegin, die sich noch am Tisch bei ihm beworben hat.“

Informieren und coachen

Seine gleichnamige Website ging Ende Juni dieses Jahres online. Zu Bošković' Angebot zählt auch ein Newsletter, über den er unter anderem politische Neuigkeiten aus dem deutschen Apothekenwesen in serbischer Sprache verbreitet. „Er erscheint nicht jede Woche, aber ich biete regelmäßig einen kleinen Überblick über die politische Lage oder gebe Tipps, wie man sein Deutsch verbessern kann.“ Darüber hinaus empfiehlt er Bücher, Podcasts und auch sein eigenes Coachingangebot: „Ich erkläre den Kolleginnen und Kollegen, wie sie mit meiner Hilfe leichter in Deutschland Fuß fassen können.“

Zur 1:1 Beratung melden sich immer mehr Interessierte an: „Ich bin mit mehreren Apothekerinnen und Apothekern aus den ehemaligen jugoslawischen Ländern in Kontakt, die ich unterstütze.“ Während bei einigen Kolleginnen und Kollegen ein oder zwei Gespräche ausreichen, benötigen andere mehr als 20 Termine, erklärt Bošković. Ein Standardmodell für sein Angebot gibt es nicht: „Ich bin da sehr offen und konzentriere mich auf das, was die Leute brauchen.“ Das hänge auch damit zusammen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten für Apothekerinnen und Apotheker gibt, nach Deutschland zu kommen, und jede:r mit ganz individuellen Sprachkenntnissen starte. „Das ist eine riesige Palette an Möglichkeiten. Da gibt es nicht das eine Konzept“, stellt er klar.

Tipps vom Profi

Zwei Hinweise gibt er allen seinen Schützlingen mit auf den Weg. Seine Kernempfehlung: „Die Sprache ist das A und O. Wer gut Deutsch kann, kommt im Alltag besser zurecht, kann seinen Job besser machen und natürlich auch über spezifische Dinge wie zum Beispiel das Gehalt mit dem Chef gut diskutieren.“

Darüber hinaus rät Bošković ausländischen Kolleg:innen nach wie vor, die Berufserlaubnis nach Möglichkeit nicht in Hessen zu erlangen. Hier kann es ein bis zwei Jahre dauern, bis man von der zuständigen Behörde eine Antwort bezüglich der Berufserlaubnis oder ausstehender Approbationsurkunden erhält. Viele hochqualifizierte Fachkräfte arbeiten deshalb als Praktikant:innen oder gehen wie Fatma Balla in die Industrie, obwohl sie in der Apotheke vor Ort dringend gebraucht werden. „Ich empfehle hier gerne Bayern, weil es hier die großen bürokratischen Hürden, die wir aus Hessen oder Baden-Württemberg kennen, nicht gibt.“

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