Solidaritätsaktion zu Weihnachten

Apotheker an Kunden: „Kaufen Sie keine Gutscheine bei uns!“

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Berlin -

Weihnachten ist die Zeit des Miteinanders und der Solidarität, auch im Pandemiejahr 2020. Das hat allerdings nicht nur für die Familienzusammenkunft einige Schwierigkeiten mit sich gebracht, sondern vor allem für abertausende Geschäftsinhaber – und zwar nicht für Apotheken, sondern allen voran für Gastronomen, kleine Einzelhändler und Kultureinrichtungen. Apotheker Michael Althoff hat sich dessen besonnen und in der Vorweihnachtszeit mit einer ungewöhnlichen Aktion geworben: Er fordert seine Kunden auf, bei ihm keine Gutscheine zu kaufen.

In fetter roter Schrift werden die Kunden seiner Althoff-Apotheken seit der Vorweihnachtswoche beinahe gewarnt: „Bitte kaufen Sie dieses Jahr zu Weihnachten KEINE GUTSCHEINE in den Althoff Apotheken“, heißt es auf den Flyern, die in seinen drei Apotheken in Neuwied, Bendorf und Kaltenegers ausliegen sowie auf den Social Media Accounts seiner drei Betriebe. Darunter erklärt er den Grund für den Aufruf: „Unseren Apotheken geht es gut und wir müssen während der Lockdown-Phasen nicht schließen.“ Stattdessen können sie ihre Kunden weiterhin betreuen und behandeln „und sind wirtschaftlich mit einem blauen Auge durch die bisherige Krise gekommen“, ist da zu lesen. Doch so gehe es nicht allen. Es gebe viele regionale Geschäfte und Branchen, die durch die Pandemie wirtschaftlich hart getroffen wurden und die nicht für ihre Kunden da sein dürfen.

„Unterstützen Sie in diesem Jahr bitte mit dem Kauf von Gutscheinen diese regionalen Branchen und Unternehmen, damit wir auch im nächsten Jahr noch eine Vielzahl an Unternehmen hier in der Region vorfinden“, fordert er seine Kunden auf. Bei denen hat er damit offenbar einen sehr guten Eindruck gemacht, in sozialen Medien loben sie ihn für die gelebte Solidarität. „Man hört ja immer wieder, man soll im Moment keine Geschenke machen, sondern lieber Gutscheine für Einzelhändler und die Gastronomie verschenken“, erklärt Althoff, wie ihm die Idee zur Aktion kam. „Da habe ich mir gedacht, man sollte da als Erstes bei sich selbst anfangen und vor der eigenen Haustür kehren.“

Denn in seiner Region könne er deutlich sehen, wie schwer es viele Geschäfte im Moment haben. „In unserer direkten Umgebung wurde der Einzelhandel eher hart getroffen, viele kämpfen mit dem zweiten Lockdown. Natürlich wird es staatliche Hilfen geben, aber die Frage ist, bei wie vielen die ausreichen werden, um zu überleben.“

Die Apothekenbranche hat es zweifellos weniger hart getroffen als beispielsweise das Hotel- oder Gastro-Gewerbe. Leicht war das Jahr trotzdem nicht, deshalb betont auch Althoff den Nutzen, den eine solche Aktion den Apothekern bringen kann. „Man muss unseren Kollegen manchmal einen dezenten Hinweis geben, dass nicht immer alles schlecht ist und wir auch mal was Gutes tun. Wir wurden im Gegensatz zu anderen Einzelhändlern und der Gastronomie nicht geschlossen“, sagt er. „Gerade für die Außenwirkung der Branche ist es doch gut, nicht immer nur zu klagen, wie schwer wir es doch haben, sondern auch mal zu zeigen, dass wir auch selbstlos Solidarität zeigen können.“

Großen Aufwand habe die Aktion jedenfalls nicht gemacht. „Am Freitag habe ich unseren Grafiker gefragt, ob er das für uns machen kann, und am Montag hatten wir die Flyer schon.“ Rund tausend Stück habe er drucken lassen und die Aktion dazu noch auf Social Media beworben. Dabei betont er, dass der Gutschein-Ausschluss aber auch keinesfalls kategorisch ist. Zwar weise er die Kunden darauf hin, aber: „Wenn der Kunde sagt, meine Oma will unbedingt einen Gutschein aus der Apotheke, dann verkaufe ich ihm den natürlich. Aber ich sage ihm eben auch, dass es im Moment Geschäfte gibt, die es nötiger brauchen als unsere Apotheke.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Althoff in der Pandemie aktiv wird, um den umliegenden Geschäften unter die Arme zu greifen. Bereits im Mai, nach dem ersten harten Lockdown, hatte er die umliegende Gastronomie unterstützt, indem er für sie Care-Pakete geschnürt hat: viermal 250 ml Händedesinfektionsmittel, einmal 500 ml Flächendesinfektionsmittel, fünf OP-Atemmasken, viermal Magnesium Direktgranulat und viermal Traubenzucker packte er hinein, um den Betrieben zu der Zeit, als vor allem Desinfektionsmittel knapp und teuer war, dabei zu helfen, die damals neuen Hygienevorschriften umzusetzen. Einen Wert von rund 40 Euro hatte jedes Paket, 100 davon hat er verschenkt – und auch dort betont, dass das auf lange Sicht eine gute Investition war: „Ich habe vier Apotheken und bei hundert Paketen also tausend Euro pro Apotheke ausgegeben – mit so wenig Geld habe ich noch nie so viel Feedback erhalten.“

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