In Nordrhein-Westfalen wurden wieder Apotheken getestet. Fazit: „Wer als Kunde selbst initiativ ist und Fragen stellt, der wird auch gut beraten. Darauf sind die Apotheken eingestellt und schneiden auch bei ihren eigenen Testeinkäufen gut ab.“ Es helfe also auf jeden Fall ausdrücklich nachzufragen, ob es zu den eingekauften Medikamenten etwas zu beachten gebe – sowohl in der Apotheke vor Ort als auch an der telefonischen Beratungshotline bei den Versandapotheken.
Das WDR-Magazin „Servicezeit“ verweist auf die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), nach der Apotheken zur Beratung verpflichtet sind. „Wir wollten herausfinden: Wie genau nehmen es die Apotheker mit der Beratung im Alltagsgeschäft? Kann man als Kunde davon ausgehen, dass man umfassend, kompetent und initiativ – also ohne ausdrückliche eigene Nachfrage – auf mögliche Gefahren bei der Medikamenteneinnahme hingewiesen wird?“
Die Reporter testeten zehn Apotheken in NRW sowie zehn Versandapotheken. Gefragt wurde nach Wick Medinait und Thomapyrin. Beide Präparate enthalten Paracetamol, was bei einer gleichzeitigen Einnahme zu einer erhöhten Dosierung führen kann. Zudem enthält Wick Medinait ein Beruhigungsmittel, Thomapyrin dagegen Koffein. „Diese beiden Medikamente passen also nicht zusammen. Wir haben getestet, ob wir in den Apotheken darauf hingewiesen werden.“
In vier Apotheken wurden die Tester aus eigener Initiative auf die problematische Kombination hingewiesen; einige Mitarbeiter seien besonders engagiert gewesen und hätten wichtige Zusatzinformationen über die Wirkungsweise und Einnahme der Medikamente gegeben. „Fünf der Apotheken aber, und somit die Hälfte der geprüften Filialen, berieten uns praktisch gar nicht. Sie verkauften uns die Medikamente so frag- und kommentarlos, als seien sie Waren aus dem Supermarkt.“
Eine Apotheke aus Köln entschuldigte sich, dass die Beratungsleistung „leider
defizitär“ und „zumindest sehr unglücklich“ gewesen sei. Der Kollegin sei es durch das Versäumnis der konkreten Nennung von Thomapyrin nicht gelungen, dem Kunden die erforderliche Sicherheit zu bieten. Die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter stehe aber außer Frage; man wolle künftig vor allem das Kommunikationsverhalten noch verstärkt schulen.
Keine einzige Versandapotheke wies zum Zeitpunkt der Bestellung auf das Problem hin. DocMorris und Sanicare hatten dem Paket schriftliche Warnhinweise beigelegt. Drei Apotheken versicherten, dass ein Warnhinweis bei der Lieferung eigentlich vorgesehen sei und aus Versehen nicht mitgeliefert wurde. Easy erklärte, man bedauere den Fehler, „der eigentlich nicht passieren dürfte“.
Apotal sprach von einem „unglücklichen Einzelfall“; die Bearbeitung habe nicht den hausinternen Qualitätsanforderungen entsprochen. Aponeo versprach, den Hinweis auf die Wechselwirkung in die ansonsten übliche Mail mit Hinweisen zum Alkoholgehalt aufzunehmen. Apodiscounter wies die Kritik zurück, da Thomapyrin tagsüber und Wick Medinait zur Nacht genommen würden. Weiterführende
Informationen seien in den Packungsbeilagen enthalten, die man „kostenlos und schnell als pdf-Datei einsehen“ könne.
Eine kleinere Versandapotheke aus Aachen verwies auf die „Diskrepanz zwischen dem Beratungsauftrag und der Beratungsmöglichkeit, die man hat, wenn man Arzneimittelanfragen über Wege wie das Internet beantworten muss.“
Es helfe auf jeden Fall – sowohl in der Apotheke vor Ort als auch an der telefonischen Beratungshotline bei den Versandapotheken – ausdrücklich nachzufragen, ob es zu den eingekauften Medikamenten etwas zu beachten gebe, resümieren die Tester. Die telefonische Beratung bei den Versandapotheken sei „recht gut gewesen“. Auch die Preise seien in der Regel günstiger. Allerdings lohne sich die Bestellung wegen der Versandkosten oft nur bei größeren Mengen.
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