NDR: Dreiste Abzocke in Apotheken

Berlin -

Der NDR hat sich in seinem Verbrauchermagazin „Markt“ einmal wieder die Beratung in Apotheken vorgenommen. Das Urteil: Dreiste Abzocke bei Husten und Schnupfen. Den NDR-Redakteuren zufolge gibt es in den Apotheken nur ein Motto: „Viel heißt viel, Hauptsache die Kasse klingelt.“

Zehn norddeutsche Apotheken haben sich die Tester vorgenommen. Eine junge Frau erklärte den Apothekenmitarbeitern, ihr Freund liege mit Erkältung im Bett – schleimiger Husten, Schnupfen, leichtes Fieber. Sie bekam im Durchschnitt Medikamente im Wert von 30 Euro empfohlen – zu viel, finden die Autoren.

Besonders kritisieren die Tester eine Apotheke, in der Arzneimittel für fast 50 Euro verkauft wurden: Die Kundin erhielt ACC akut, Bronchoforton Salbe, Nasic Nasenspray, Silomat, Paracetamol, Gelomyrtol forte und Orthomol Immun. „Sieben verschiedene Mittel gegen eine Erkältung – kann das sein?“, fragen die Autoren.

„Ich denke, diese 50 Euro, die könnte man getrost sparen“, sagt Dr. Martin Scherer vom Universitätsklinikum Hamburg in dem Bericht. Professor Dr. Roland Seifert von der Medizinischen Hochschule Hannover sieht das ähnlich: Verbraucher würden für dumm verkauft und abgezockt. Er empfiehlt ACC, Paracetamol und ein Nasenspray. Damit sei man bestens ausgestattet und zahle nur zehn bis zwölf Euro.

Seifert kritisiert auch, dass die Apotheker nicht darauf hinweisen, dass es keine Belege dafür gebe, dass die Zunahme von Zink oder Vitamin C einen förderlichen Effekt bei viralen Infekten habe. Statt Salben zum Inhalieren empfiehlt Seifert Salzwasser.

Die NDR-Autoren bemängeln, dass sich die Beratung in den Apotheken nicht verbessere – „und das, obwohl der Deutsche Apothekerverband 'Markt' gegenüber schon mehrfach Besserung gelobt hat“. Zum Abschluss versprechen die Redakteure: „Doch Markt wird wieder testen und dranbleiben.“