Apothekentest

ARD: Apotheker profitieren von Erkältungszeit

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Berlin -

„Für Apotheken beginnt jetzt eine gute Zeit“, hieß es gestern in der ARD-Sendung „W wie Wissen“. Die Reporter hatten zehn Hamburger Apotheken zum Umgang mit Vitaminpräparaten getestet: Die Käuferin gab vor, erkältet zu sein, und wollte ein Präparat zur Stärkung ihrer Abwehrkräfte haben. In fast allen Apotheken waren ihr daraufhin Vitaminpräparate empfohlen worden, unter anderem Orthomol immun und Cetebe Abwehr plus.

Professor Dr. Gerd Glaeske bewertete die Empfehlung von Vitaminpräparaten zur Abwehr von Erkältungen als „völligen Unsinn“. Höher dosierte Präparate wie Orthomol wiesen keinen Zusatznutzen auf: Überschüssige wasserlösliche Vitamine würden „ausgepinkelt“, fettlösliche Vitamine könnten sich anreichern und durchaus Probleme machen.

Laut Glaeske ist ein Zusammenhang zwischen Vitamingabe und der Abwehr eines grippalen Infekt in keiner Studie belegt. Vielmehr handele es sich hier um einen „schönen Mythos und möglicherweise eine schöne Hoffnung, die aber sehr trügerisch ist, weil sie nicht funktioniert“. Glaeske vermutet, dass Apotheker Werbebotschaften der Hersteller aus ökonomischen Gründen weitergeben.

Cetebe Abwehr plus ist laut Bericht ebenfalls ungeeignet: Denn laut Hersteller leiden vor allem alte Männer unter Zinkmangel – die Testerin sei allerdings eine jüngere Frau gewesen. Glaeske kritisiert zudem, dass Studien zu Zink enttäuschend seien.

Das Fazit: „Ausgezahlt hat sich die Beratung in der Apotheke also nur für die Apotheke.“ Glaeske befürchtet, dass „die Monetik einen dazu treibt, auch Dinge zu verkaufen, von denen Apothekerinnen und Apotheker nicht einmal selber überzeugt sind“.

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