Apothekenschließung

Mietzuschuss gestrichen: Aus für Insel-Apotheke

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Berlin -

Bislang konnte sich die Insel-Apotheke auf der kleinsten Nordseeinsel Baltrum mit Mietzuschüssen von der Gemeinde über Wasser halten. Die Gelder wurden für 2016 allerdings nicht mehr bewilligt. Inhaber Dr. Ulrich Räth sieht sich gezwungen, die Apotheke zum Ende des Jahres zu schließen: Ohne den Zuschuss sei sie nicht rentabel.

„Das ist kein Einzelfall. Alle Inselapotheken haben mit dem gleichen Problem zu kämpfen“, sagt Räth. Apotheken auf Inseln seien stets kleine Unternehmen. „Sie sind wirtschaftlich nicht sehr einträglich – aber strukturell wichtig“, so der Apotheker. Er kritisiert, dass die Apothekerkammer dieses Problem nicht angehe: „Die Kammern müssen endlich aktiv werden und umdenken; die kleinen Betriebe werden sonst reihenweise schließen.“

Acht Monate im Jahr, während der Saison, habe er durchgängig geöffnet. Doch selbst mit den zusätzlichen Einnahmen aus der Notdienstpauschale sei die Apotheke nicht überlebensfähig. Das sei nur mit dem Mietzuschuss in Höhe von 17.000 Euro im Jahr möglich gewesen, den die Gemeinde seit 2012 zahle. Er und seine Frau, die ebenfalls in der Apotheke arbeitet, hätten zudem auf ein Drittel ihrer Gehälter verzichtet, um weitere Kosten zu sparen.

„Ich mache nur knapp 25 Prozent meines Umsatzes mit Abgaben auf Rezept“, berichtet Räth. Die anderen 75 Prozent verteilten sich auf OTC-Medikamente und Freiwahlprodukte. In den meisten Apotheken seien die Umsatzanteile genau umgekehrt. „Wir versorgen vor allem weniger schwere Akutfälle“, sagt er. „Zu uns kommen Eltern, deren Kinder sich beim Spielen eine Schramme geholt haben.“

Räth hat die Insel-Apotheke 1980 übernommen und sie in den 1990er Jahren verkauft. Doch zehn Jahre später habe ihn der Bürgermeister gebeten, sie wieder zu übernehmen. Inzwischen ist Räth 75 und denkt an den Ruhestand. „Ein oder zwei Jahre würde ich die Aufgabe noch übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden wäre“, sagt er. Doch er geht davon aus, dass ohne Zuschuss niemand die Apotheke übernehmen wird.

Im Winter leistet die Insel-Apotheke nur einen Botendienst. Die Gemeinde überlege, nun statt der Apotheke auf der Insel eine Medikamentenabgabestelle einzurichten, berichtet Räth. Er hält das nicht für zielführend: „Natürlich gibt es ein paar Chroniker, die vorausschauend ihre Rezepte einreichen können“, sagt er. Doch in den akuten Fällen helfe diese Stelle nicht: „Dann wird ein Medikament direkt benötigt, nicht erst am nächsten Tag. Das kann nur eine Vollapotheke mit Präsenzwarenlager leisten“, ist Räth überzeugt.

Die für eine Abgabestelle nötigen Angestellten könnten von den Einnahmen nicht finanziert werden, schätzt er. In der Hauptsaison benötige man mindestens eine Vollzeitkraft; Teilzeitarbeiter reichten nicht. Hinzu kämen Mietkosten. Insgesamt geht Räth davon aus, dass eine Abgabestelle auf Baltrum im Jahr 50.000 Euro Minus machen würde. „Dann könnte die Gemeinde genauso gut weiterhin 17.000 Euro im Jahr für die Miete zuschießen“, schließt er.

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