Bis 1998 beherbergte die Sheridan-Kaserne im Augsburger Stadtteil Pfersee bis zu 17.000 Streitkräfte der dort stationierten US-Garnison. Acht Jahre später begann an Ort und Stelle schließlich der Bau eines neuen Gewerbegebiets. Was fehlte, war eine Apotheke – bis jetzt. Denn zum 11. November eröffnete die Apotheke im Sheridan Park. Für Inhaber Bernhard Koczian ist es die erste Filiale. Der Apotheker setzt dabei auch auf digitale Angebote und erklärt, warum er die Konkurrenz aus dem Internet nicht fürchtet.
30 mittlere und größere Unternehmen haben sich mittlerweile im neuen Gewerbegebiet im Augsburger Westen angesiedelt. Umrahmt von mehreren Wohngebieten entstand im Sheridan-Park auch ein Gebäudekomplex, in welchem neben einigen Arztpraxen, einer Physiotherapie und einer orthopädischen Klinik auch Koczians Apotheke ihre Heimat fand. Mit der Eröffnung des Filialbetriebs toppte der Inhaber sogar den Zeitplan. Denn statt im Januar 2020 konnten schon sieben Wochen zuvor Medikamente in der Apotheke verkauft werden.
Obwohl drumherum noch eifrig gewerkelt wurde, konnte Koczian der Arbeit auf der Baustelle auch Positives abgewinnen: „So hatte ich die Möglichkeit ohne Hektik die anfänglichen Probleme – wie fehlendes Internet, fehlender Telefonanschluss und andere Kleinigkeiten – ohne Nervenzusammenbruch auf die Reihe zu bekommen.“ Der Apotheker lobte zudem sein Team: „Es hat mich immer unterstützt und mir den Rücken schon im Vorfeld freigehalten.“
Die Apotheke im Sheridan-Park sieht Koczian als sinnvolle Ergänzung für das neue Gewerbegebiet. Der Fokus liegt vor allem auf den in den ansässigen Firmen arbeitenden Berufstätigen. Diese will der Apotheker vor allem mit seinen digitalen Angeboten überzeugen. Über eine App können die Kunden Rezepte einscannen und an die Apotheke schicken. „Dort erhalten sie wenig später das gewünschte Medikament. Die Berufstätigen sparen sich dadurch unnötige Wege“, erklärt der Inhaber sein Konzept.
„Für unsere Dienstleistungen und die Beratung ist das Internet das perfekte Medium, da es überall und allzeit zur Verfügung steht“, so Koczian weiter. Ob er seine Kunden per E-Mail, App, Telepharmazie oder vor Ort bediene, sei ihm nicht so wichtig. „Wir müssen erkennen, was der Kunde von uns erwartet und ihn dort abholen, wo er ist – und das ist halt immer mehr im Internet und außerhalb unserer Öffnungszeiten“, schätzt der Apotheker die aktuelle Lage ein. Sorgen bereitet ihm das nicht: „Wenn wir unsere Kunden auch im Internet zu versorgen und sie uns als kompetenten, verlässlichen Ansprechpartner schätzen, dann habe ich keine Angst vor der anonymen, gesichtslosen Konkurrenz aus dem Internet.“
Doch nicht nur das digitale Arbeiten hat sich Koczian auf die Fahnen geschrieben. Der begeisterte Radfahrer berät seit vielen Jahren Hobby- und Profisportler aus dem In- und Ausland. Künftig soll die Betreuung auch Hand in Hand mit den im Sheridan-Medical-Center ansässigen Arztpraxen organisiert werden. Weiter zum Einsatz kommen werden zudem die Muskel- und Gelenköle aus familieneigener Produktion. „Die Öle bestehen ausschließlich aus natürlichen Substanzen, die sich bewährt haben“, so Koczian, der auch einen Teil der Rezeptur verrät: „Rosmarin, Kampfer, Latschenkiefer und Lavendel.“
Das Rezept und die Leidenschaft für die Pharmazie wurden dem Pharmazeuten in die Wiege gelegt. Sein Vater eröffnete 1961 die Pferseer Linden-Apotheke, die heute von Koczians Bruder Ulrich geleitet wird. Bernhard Koczian selbst hatte 1988 die Ausbildung zum PTA absolviert und 1995 sein Pharmazie-Studium abgeschlossen. Bereits ein Jahr später machte er sich mit der Eröffnung der Apotheke im Pfersee Park, 600 Meter von seiner neuen Filiale entfernt, selbstständig. Zudem ist der Inhaber im Pharmazierat und im Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbandes tätig. Ans Kürzertreten denkt der 55-Jährige noch lange nicht: „Ich mache das alles so lange, wie es mir Spaß macht.“
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