Apothekenmuseum

Bettnässertropfen und Ferkelschnaps Maria Hendrischke, 24.10.2015 15:20 Uhr

Berlin - 

1992 musste die Hof-Apotheke im bayerischen Sulzberg-Rosenbach schließen. Nun hat sie nach einer 15-jährigen Grundsanierung die Türen als Museum wieder geöffnet. In zwölf Räumen und einem Heilkräutergarten können Besucher die jahrhundertealte Apothekengeschichte erkunden. Der Sohn des ehemaligen Inhabers, Dr. Markus Lommer, lädt zu einem Rundgang.

Lommers Großvater erwarb 1918 die Hof-Apotheke in Sulzbach-Rosenberg von der Familie Schießl. Lommers Vater studierte Pharmazie und übernahm die Leitung der Apotheke, musste sie jedoch 1992 aufgeben: „Das hatte mehrere Gründe. Zum einen hat sich das Geschäftszentrum der Stadt verlagert, zudem war über Jahre eine große Baustelle vor der Tür“, berichtet Lommer.

Nach der Schließung stand die Immobilie ungenutzt. „Sogar ein Abriss war im Gespräch“, erinnert sich Lommer. Doch dagegen habe er sich schon als Jugendlicher ausgesprochen – ihn habe das Gebäude einfach zu sehr fasziniert. Er ließ das Haus renovieren; ein Projekt, das 15 Jahre in Anspruch nahm. 2003 entwickelte Lommer konkrete Pläne, die geschlossene Hof-Apotheke in ein Museum umzuwandeln. Da er selbst promovierter Theologe und Historiker ist, übernahm er große Teile der Archivrecherche und Quellenaufbereitung selbst.

Etwa 1000 Exponate konnte er für das Museum zusammentragen, die alle aus dem eigenen Hausbestand stammen. „Das Museum 'Alte Hof-Apotheke' dokumentiert nicht nur die Geschichte der Sulzbacher Hof-Apotheke, sondern auch der Stadt-Apotheke“, erklärt Lommer. Die Hof-Apotheke existierte schon mindestens seit 1618, die Stadt-Apotheke sogar schon vor 1540. Um 1660 wurden beide Apotheken zusammengeführt.

Ein einschneidendes Erlebnis sowohl für die Stadt- als auch die Apothekengeschichte sei der Großbrand von 1822 gewesen, so Lommer: 200 Häuser wurden in einer Nacht zerstört, auch das damalige Apothekengebäude. Erst 1825 konnte der Betrieb an neuem Standort wieder aufgenommen werden – in direkter Nachbarschaft zum abgebrannten Gebäude. Das Feuer spiegelt sich auch in der Museumsausstellung wider. Zwar ist ein Großteil der Objekte beim Brand zerstört worden, aber bei den Restaurationsarbeiten am Haus kamen Bruchstücke aus der Barockzeit zum Vorschein.

Auch ein kleines Apothekenarchiv gehört zum Museum: „Wir haben zum Beispiel ein Aquarallherbarium aus den 1930ern und ein Spezialitätenbuch“, zählt Lommer auf. Im Spezialitätenbuch sind kuriose Rezepte aufgeführt, etwa für Bettnässertropfen und Ferkelschnaps. „Die Bettnässertropfen enthielten sogar Strychnin“, sagt Lommer.

Lommer betreut das Museum ehrenamtlich als Stadtheimatpfleger von Sulzberg-Rosenbach. Hauptberuflich arbeitet er als Seelsorger an zwei Hochschulen. In der Museumsarbeit wird er von mehreren Helfern unterstützt, darunter die pensionierte Apothekerin Helma Koch. „Sie hat noch nach der alten Ausbildungsordnung Pharmazie studiert und kann daher den Besuchern zeigen, wie früher Medikamente hergestellt wurden“, sagt Lommer.

Das Apothekenmuseum hat eine Ausstellungsfläche von 120 Quadratmetern sowie einen Apothekengarten. Regulär hat das Museum für Einzelbesucher am Donnerstag und Samstag je zwischen 14.30 und 17.30 Uhr geöffnet. Gruppenführungen können nach Absprache vereinbart werden.