Auch im reichen Deutschland haben beileibe nicht alle Menschen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung. In Hamburg springt ein freiwilliges Ärzte- und Pflegerteam denjenigen bei, die durchs Raster zu fallen drohen, eine Apotheke unterstützt sie bei ihrer Arbeit. Über diese und andere Aktionen berichten wir auch diese Woche.
Mobile Ärzte springen in die Bresche: Flüchtlinge, Drogenabhängige, Obdachlose oder von Altersarmut betroffene Menschen sind häufig von der medizinischen Regelversorgung abgeschnitten. Sie haben kaum Chancen auf eine angemessene medizinische Versorgung. In Hamburg steht an den Wochenenden das Team von ArztMobil für sie bereit. Ärzte, Krankenschwestern, pfleger und anderen Engagierte arbeiten hier ehrenamtlich mit.
Hilfe tut hier Not, denn ohne Behandlung drohen ernsthafte Erkrankungen. Obdachlose, die häufig nicht mehr über eine Krankenversicherung verfügen, scheuen den Gang in die Praxis. „Wer verwahrlost aussieht, setzt sich nicht gern ins Wartezimmer“, weiß Julia Herrmann, Geschäftsführerin von ArztMobil. „Alte Menschen wiederum, die in der gesetzlichen Krankenkasse sind, bekommen schlecht einen kurzfristigen Termin“, erzählt Herrmann. „Wenn sie dann noch in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, sind mehrere Arzttermine an einem Tag schwer unter einen Hut zu bekommen.“ In wöchentlichem Wechsel stehen sie an jedem Wochenende und den Feiertagen an festen Standorten.
ArztMobil Hamburg ist auf Spenden angewiesen. Dieses Jahr wollen die Pluspunkt-Apotheken im Sachsentor den mobilen Ärzten kräftig unter die Arme greifen. Das ganze Jahr über stehen Sammeldosen auf den Tresen beider Filialen. Die Kunden dürfen auch ihre Apothekentaler oder 1-Euro-Gutscheine spenden. „So eine Benefiz-Aktion machen wir jetzt im dritten Jahr“, erzählt PKA Dörte Herrmann (nicht mit der Ärztin verwandt). Im letzten Jahr nahm das Team des Mütterzentrums stolze 777,77 Euro entgegen, 2016 freute sich die Ehlerding-Stiftung, die sich um benachteiligte Kinder kümmert, über einen ähnlich stolzen Betrag. Da es bis zur nächsten Geldübergabe noch ein wenig dauert, freuten sich die Mediziner schon einmal über eine großzügige Medikamentenspende.
7500 Euro für therapeutisches Reiten: Alljährlich zur Weihnachtszeit grübeln manche Apotheker über derselben Frage. Kunden können mit Kalendern, Kerzen oder Cremes glücklich gemacht werden, doch welche Bescherung lasse ich meinen Geschäftspartner zukommen? 13 Apotheken der Kooperation Wir Leben in Norddeutschland spart sich den Gehirnschmalz und bedenkt stattdessen die Aktion „Spenden statt schenken“ der SOS-Kinderdörfer.
Im Bereich Winsen/Luhe kamen so 7500 Euro für den SOS-Hof Bockum bei Amelinghausen. In der Dorfgemeinschaft leben Menschen mit geistiger Behinderung. Das Geld hilft alltägliche Projekte für rund 100 betreute Bewohner zu finanzieren. Dazu gehört therapeutisches Reiten ebenso wie kleine, wohltuende Ausflüge an die Ostsee. Die Filialen in Bremerhaven, Cuxhaven und Stade spendeten 3500 Euro an das SOS-Kinderdorf in Worpswede. „2016 haben wir zum ersten Mal den angeschlossenen Apotheken vorgeschlagen, sich an der Aktion zu beteiligen“, sagt Jessica Hoberg, in der Zentrale der Wir leben Service GmbH mit fürs Marketing zuständig. „Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, Projekte aus der Region zu unterstützen.“
Play-off-Solidaritäts-Schaufenster: Regional Flagge zeigt auch die St. Magdalena Apotheke. Die österreichische Meisterschaft vor Augen haben die Liwest Black Wings. In die Play-offs der Ersten Bank Eishockey Liga haben es heuer die Liwest Black Wings geschafft. Damit kämpfen die Spieler um die österreichische Meisterschaft. Grund genug für Peter Eder, aus Solidarität gleich ein ganzes Schaufenster seiner Apotheke freizuräumen. „Seit 30 Jahren bin ich Eishockey-Fan, seit 15 Jahren von der Linzer Mannschaft“, erzählt Eder. Seine heute 17-jährigen Zwillingstöchter habe er mit seiner Leidenschaft angesteckt. „Wir gehen regelmäßig zusammen ins Stadion.“ Der Verein habe sich sehr über die Fensteridee gefreut. „Ich habe dafür Originalteile der Spieler bekommen.“ In den nächsten Wochen soll die Dekoration den Spielern noch moralische Unterstützung auf dem Weg zum Titelkampf geben.
APOTHEKE ADHOC Debatte