Apothekenkosmetik

Pierre Fabre kanzelt Öko-Test ab APOTHEKE ADHOC, 08.04.2015 12:54 Uhr

Berlin - 

Im jüngsten Vergleich von Öko-Test fiel die „Avène Hydrance Optimale leicht UV“ durch. Die Zeitschrift hatte Tagescremes mit UV-Schutz getestet. In der Avène-Creme wurde neben anderen kritischen Inhaltsstoffen eine halogenorganische Verbindung nachgewiesen. Pierre Fabre wehrt sich gegen das Urteil und weist alle Kritikpunkte zurück.

Bei den 20 getesteten Gesichtscremes wurde nach bedenklichen Inhaltsstoffen gesucht. UV-Filter, bei denen eine hormonaktive Wirkung vermutet wird, wurden genauso kritisch gesehen wie umstrittene Konservierungsmittel. Unerwünscht waren auch Polyehtylenglykole und PEG-Derivate als Emulgatoren sowie Paraffine, Erdölprodukte und Silikonverbindungen. Gut abgeschnitten haben neben den Eigenmarken von Real, Lidl und Rewe/Penny als einziger Markenanbieter Beiersdorf mit „Eucerin Aquaporin Active“ sowie „Nivea Reichhaltige Pflege“.

„Die Sicherheit und Wirksamkeit unserer Produkte und derer Inhaltsstoffe werden [...] regelmäßig nach strengen Richtlinien getestet und beurteilt“, heißt es von dem Kosmetik-Hersteller. Die Diskrepanz der Bewertung ergebe sich aus den unterschiedlichen Testmethoden, das Ergebnis von Öko-Test könne Pierre Fabre deshalb nicht bestätigen.

Öko-Test berufe sich bei seiner Kritik auf eine Veröffentlichung von Dr. M. Schlumpf aus dem Jahr 2001: Demnach haben einige weltweit für kosmetische Mittel zugelassene UV-Filter, wie etwa OMC–Zimtsäureester endokrine Effekte. Diese Studie sei aber bis heute von Fachkreisen nicht bestätigt worden. Nach der Kosmetik-Verordnung würden Zimtsäureester als extrem sichere und gesundheitlich unbedenkliche UVB-Filter gelten, so Pierre Fabre.

Das bestätige etwa das wissenschaftliche Komitee für Toxikologie, Ökotoxikologie und Umwelt (CSTEE) der Europäischen Kommission, das keine direkte Beziehung zwischen in geringem Maße hormonähnlich wirksamen Stoffen und den tatsächlichen Effekten natürlicher Hormone sieht. Auch der wissenschaftliche Ausschuss Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission (SCCS) bestätige, dass Zimtsäureester keine östrogenen Effekte hervorriefen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe 2005 wiederholt, dass Cinnamate als UV-Filter unbedenklich seien.

Öko-Test hatte zudem moniert, dass Polyethylenglykole-Derivate (PEG-Derivate) die Haut durchlässig für Fremdstoffe machten. „Mit unseren Produkten werden keine Stoffe in die Haut geschleust, die in irgendeiner Form für die Gesundheit schädlich sein könnten“, entgegnet Pierre Fabre. PEG-Derivate hätten niedrige Toxizitätswerte und würden seit Jahrzehnten in Kosmetika, pharmazeutischen Zubereitungen und sogar in Nahrungsmitteln verwendet. Sie würden daher auch in allen relevanten Arzneibüchern angeführt. Anerkannte Fachkreise, wie etwa die Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) bestätigten: „Die Annahme einer penetrationsfördernden Wirkung von PEG-Verbindungen ist nicht sachgerecht“.

Die Kritik, Paraffine und Silikone seien aus billigem Erdöl hergestellte Öle, die als Ersatz für hochwertige pflanzliche Öle eingesetzt würden, teilt der Hersteller nicht. Der Inhaltsstoff Cyclometicon sei ein synthetisches Silikonöl, das als feuchtigkeitsspendende Lipidkomponente fungiere. Silikone und ihre Derivate seien oberflächenaktiv, zeigten ein gutes Spreitvermögen und seien hervorragend hautverträglich. Ihre Filme seien gasdurchlässig, behinderten also nicht die Hautatmung und die Wasserverdunstung.

Kritisiert wurde außerdem, dass halogenorganische Verbindungen allergieauslösend und krebserregend seien und sich in der Umwelt anreicherten. Laut Pierre Fabre sei der entsprechende Konservierungsstoff Chlorphenesin „ein unerlässlicher Hilfsstoff, um eine bakterielle Verkeimung des Produkts zu verhindern.“ Der Stoff sei durch die Kosmetikverordnung geprüft und als sicher eingestuft. Der Anteil liege zudem unter der erlaubten Konzentration von 0,3 Prozent.

Auch die Kritik an der Verwendung der Aluminium-Verbindung Aluminium-Starch-Octenylsuccinat wiegelt Pierre Fabre ab: Um zur Gefahr zu werden, müsse Aluminium in den Körper gelangen. Eine Gefahr sei das Metall vor allem in wasserlöslicher Form. Diese synthetischen Aluminiumverbindungen, wie Al-chloride oder Al-chlorate seien häufig in Deos enthalten. Aus Naturstoffen oder komplexen Verbindungen könne Aluminium aber nicht herausgelöst werden.

Zu diesen stabilen Verbindungen gehöre auch der Inhaltsstoff Aluminium-Starch-Octenylsuccinat. Wie unbedenklich diese komplexen Aluminiumverbindungen seien, zeige auch ihr Einsatz etwa in der Lebensmittelindustrie als Stärkenatriumoctenylsuccinat. „Somit geht von all den komplexen Aluminiumverbindungen in den Avène Produkten keine Gefahr einer Aufnahme durch die Haut aus.“