Espressobar

Apothekenkaffee für BfArM-Mitarbeiter Enrico Blasnik, 10.09.2016 09:20 Uhr

Berlin - 

Ohne es zu wissen stand Silke Thun monatelang mit ihrer mobilen Espressobar vor dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Sie händigte heiße Kaffeespezialitäten und italienisches Gebäck an die Mitarbeiter aus. Erst einer ihrer Kunden machte sie auf das Gebäude im Hintergrund aufmerksam: „Das passt ja super zusammen”, kommentierte er. Thuns Unternehmen „Black Coffee Pharmacy“ kommt in der ehemaligen Bundeshauptstadt sehr gut an – nicht nur bei den Mitarbeitern des BfArM.

Die 46-jährige Kaffee-Expertin machte sich nach ihrer – wie sie selbst sagt – „glücklichen“ Scheidung von ihrem Mann selbständig. Sie beschloss, eine Espressobar zu eröffnen. Jedoch brauchte Thun noch einen passenden Namen für den Betrieb: „Zur Inspiration bin ich nach New York geflogen. Im Empire State Building habe ich dann diese eine Apotheke gesehen. Ich suchte einen Bezug zu legalen Suchtmitteln, weil Koffein ja bekanntlich aufputscht“, sagt Thun.

Es handelt sich um eine luxuriöser ausgefallene Filiale der US-Apothekenkette Walgreens. Im Stile einer Boutique befinden sich neben Schönheitsprodukten und Stylisten auch ein Café mit frischem Gebäck, Doughnuts, Bagels und Frozen-Joghurt.

Das Ladenschild über dem Eingang der Apotheke imponierte Thun. Der Name „Walgreens“ ist in der Schriftart „Bookman Old Style“ zu lesen. „Mein eigenes Logo ist an das amerikanische Apothekenzeichen angelehnt, sprich, Reibeschale mit Pistill und Rx-Zeichen. Ich fand das total cool“, so Thun.

Nach dem New-York-Trip hat die Unternehmerin das Logo für die Espressobar „Black Coffee Pharmacy“ entworfen und patentieren lassen. Sie tauschte das „Rx“ für „Bc“ aus, das für Black Coffee steht. „Es kamen sogar schon Leute aus Dubai auf mich zu, die das Logo unbedingt haben wollten“, sagt Thun.

Außerdem besuchte Thun die Berlin School of Coffee, wo sie an verschiedenen Barista-Kursen teilnahm. Dort lernte sie vieles über die Geschichte des Kaffees, über den Anbau, die Röstung und Mahlung, erste Schritte an der Espressomaschine und wie man die Milch richtig schäumen lässt. Am Ende der Kurse war die gebürtige Kielerin diplomierte Baristi.

Mittlerweile führt Thun zwei Cafés und die rollende Espressobar. Doch nicht nur vor dem Eingang des BfArM schenken die Baristi und ihre Mitarbeiter Kaffeespezialitäten aus, sondern auch vor dem UN-Gebäude am Platz der Vereinten Nationen. „Mit den Kunden sprechen wir die ganze Zeit Englisch“, so Thun.

In der Straße Bonner Talweg, im Süden der Stadt, fand im August die Eröffnung ihres zweiten Cafés statt. Es befindet sich direkt und passenderweise neben der Adler-Apotheke von Inhaberin Martina Brambring. „Der Raum war mal ein Teil eines ehrwürdiges Hotels“, sagt Thun. In dem Café hängen alte Industrielampen von der Decke. Weiße Treppen führen in den zweiten Stock und in den Waschraum. Im hinteren Bereich gibt es Sitzecken mit weißem Mobiliar.

Neben Latte Macchiato, Cappuccino, Chai Latte und kalten Getränken gibt es belegte Brötchen, selbstgemachten Kuchen, Croissants und Obst. Die Unternehmerin liefert auch Catering für Meetings und bietet Barista-Kurse an. Dort können Kunden die „Latte-Art“ kennenlernen – also die Kunst, Blatt- und Herzformen in das Kaffeegetränk zu gießen.

Die Kaffee-Liebhaberin hat in Kiel Volkswirtschaftslehre studiert. Thun ist zudem Mutter von drei Kindern. Wie gesagt, das Ende der Ehe bereut sie keineswegs: „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, hilft manchmal nur noch die Flucht nach vorne. Ich will jetzt einfach Gas geben.“