In einer Apotheke im niederbayerischen Eging am See wurde ein Fläschchen mit kristallisierter Pikrinsäure gefunden. Polizei und Feuerwehr rückten zu einem Großeinsatz aus. Schnell konnte Entwarnung gegeben werden.
„Mit der Genehmigung der Apothekerkammer entsorgten wir gerade Substanzen aus unserem Labor“, berichtet Ludwig Söldner, einer der Besitzer der Ludwigs-Apotheke. „Dabei fanden wir ein 50-Milliliter-Fläschchen mit Pikrinsäure. Die Säure hätte eigentlich unter Wasser gelagert werden müssen, aber der Verschluss war brüchig geworden. So war die Flüssigkeit verdunstet und der Inhalt kristallisiert.“
Vorschriftsgemäß informierte die Apotheke Polizei, Feuerwehr und die Standesvertretung. „Die Kammer war sehr aufgeregt, man sagte uns, die Pikrinsäure könne explodieren“, so Söldner. Polizei und Feuerwehr schickten Einsatzkräfte, die Apotheke wurde zunächst evakuiert. „Ein Beauftragter der Sicherungskommission beruhigte uns, es bestünde keine Gefahr, weil die Säure in einem Glasfläschchen und nicht in einem Metallbehälter lagert.“
Eine Bedrohung der Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, teilte die Polizei Vilshofen mit. Da der Einsatz nach 18 Uhr stattgefunden habe, sei der Publikumsverkehr nicht beeinträchtigt gewesen, berichtet der Apotheker. „Die Flasche mit der Pikrinsäure steht nach wie vor im Labor. Man hat uns gesagt, dass sie in den nächsten vier Wochen abgeholt wird.“
Pikrinsäure wird in Apotheken unter anderem zur Identitätsprüfung von Benzylpenicillin oder auch Chloroquin verwendet. Die starke Säure bildet mit vielen Stoffen Salze. Diese Pikrate sind meist stark gefärbt und können im Reagenzglas leicht erkannt werden. Inzwischen können die Apotheken selbst entscheiden, ob sie ihren Vorrat behalten oder vernichten wollen.
Der Chemikaliengroßhandel liefert die Säure nicht in fester Form, sondern in Wasser gelöst. Im Gefäß sollte mindestens ein Drittel Wasser enthalten sein. So ist der Umgang mit dem Sprengstoff sicher. Deshalb empfehlen die Apothekerkammern das gesamte Gefäß zwei Mal jährlich zu wiegen und entwichenes Wasser zu ersetzen. Denn kristallisiert die Säure aus, beispielsweise im Deckelrand, droht Gefahr.
Die Reibung beim Öffnen kann ausreichen, um eine Detonation auszulösen. Wird feste Pikrinsäure im Labor entdeckt, sollte sie von Experten vernichtet werden. Immer wieder kommt es bei der Entsorgung der Chemikalie zu Einsätzen von Feuerwehr oder Landeskriminalamt.
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