Trostbonbons für Apotheken-Einbrecher Maria Hendrischke, 11.08.2015 17:45 Uhr
Gleich zwei erfolglose Beutezüge in einer Nacht: In Neumünster in Schleswig-Holstein versuchten Unbekannte, sich mit Gullydeckeln Zugang zu Apotheken zu verschaffen. Während die Tür der Schwan-Apotheke dem Angriff stand hielt, konnten die Täter in die Verkaufsräume der Mühlen-Apotheke einsteigen. Sie fanden jedoch nur leere Kassen – und nahmen Bonbons mit.
Die Täter versuchten in der Nacht von Sonntag zu Montag, in die Apotheken einzubrechen. Die Polizei prüft derzeit, ob zwischen den beiden sehr ähnlichen Taten ein Zusammenhang besteht. Lars Peter Wall trägt den Einbruch in seine Mühlen-Apotheke im a&b-Center mit Fassung: In den vergangen zehn Jahren wurde in seine drei Apotheken in Neumünster insgesamt sieben Mal eingebrochen.
Daher hatte Wall sich vorbereitet. Nach einem schweren Einbruch im vergangenen Jahr in der Nacht des deutschen WM-Siegs hatte er seine Apotheke mit Sicherheitsglas, einer Alarmanlage und einer Überwachungskamera ausgestattet. So konnte der gesamte Einbruch auf Video festgehalten werden.
„Wir haben sehr viele Bilder von den Tätern aus allen Perspektiven“, berichtet Wall. Demnach hätten zwei Täter versucht, sich gegen 4 Uhr morgens mit einem kleinen Gullydeckel vom Parkplatz Zugang zu verschaffen. Das Sicherheitsglas hielt dem Angriff stand. Daraufhin rückten die beiden Einbrecher mit einem zweiten, größeren Gullydeckel an. Damit gelang es ihnen, die Scheibe zu durchbrechen. Sie vergrößerten das entstandene Loch mit den Füßen. Ein Täter schlängelte sich schließlich in den Innenraum der Mühlen-Apotheke.
Der Alarm schrillte los. „Daraufhin schien der Mann in Panik zu geraten“, sagt Wall. „Er sah schnell zu den beiden Kassen; sie waren geöffnet – und leer.“ Auch das war eine Lehre, die Wall aus den früheren Einbrüchen gezogen hatte. „Der Täter schien etwas perplex, zögerte kurz – und griff sich dann auf dem Weg nach draußen zwei Tüten Bonbons“, erzählt Wall. Der ganze Vorfall habe nur 30 Sekunden gedauert.
Nachdem der Alarm losgegangen war, fand sich der Inhaber sofort bei der Apotheke ein. „Ich sah das Loch und dachte, dass da niemand durchgepasst haben kann“, berichtet Wall. Von einem Einbruch ging er daher zunächst gar nicht aus. Erst das Video bewies das Gegenteil.
Obwohl an der Eingangstür ein Schaden von mindestens 3000 Euro entstanden ist, nimmt Wall den Vorfall mit Humor. „Es lief wie in einem Werbevideo für Ricola-Bonbons“, sagt er. Im Einbruch im vergangenen Jahr sei dagegen eine seiner Apotheken leer geräumt worden. „Sogar den Tresor mit den Betäubungsmitteln hatten sie mitgenommen“, berichtet Wall.
„Apothekeneinbrüche scheinen sich in unserer Gegend gerade zu häufen“, sagt Wall. In derselben Nacht versuchten Einbrecher auch, in die Schwan-Apotheke seiner Kollegin Julia van Aswegen einzusteigen. Auch hier warfen die Täter mit einem Gullydeckel auf die Eingangstür; die hielt stand. Die Apotheke hat damit gleich zwei Einbruchversuche innerhalb von drei Tagen durchlebt: Schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatten Unbekannte die Eingangstür gewaltsam aufgebrochen.
„Ich kann nicht beurteilen, ob am Freitag etwas gestohlen wurde“, sagt van Aswegen. „Falls ja, haben die Täter nur Kleinigkeiten mitgenommen.“ Aber die Vorfälle beunruhigen sie: „Ich habe heute Nachtdienst gehabt und mich sehr unbehaglich gefühlt“, berichtet sie. Der an der Tür entstandene Sachschaden werde ebenfalls teuer sein. „Wer weiß, wie lange die Versicherung da mitspielt.“
Nachdem die Polizei die Tatorte gesichert hatte, konnten die Apotheken zur Öffnungszeit wieder Kunden bedienen. Auch im Dänischen Bettenlager von Neumünster haben Unbekannte in der Nacht eine Schaufensterscheibe mit einem Stein eingeschlagen. Diese Tat könnte ebenfalls mit den Apothekeneinbrüchen in Verbindung stehen.