Ab Montag herrscht in Bayern die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen. Somit müssen alle Kunden auch in den Apotheken eine FFP2-Maske tragen. Doch wie geht man mit solchen um, die weiterhin nur OP- oder Stoffmasken tragen? Und sind eigentlich genug Masken vorhanden, falls der Ansturm nun noch größer wird? Zwei Apothekerinnen schildern die Lage – und ihre Bedenken. Denn die Regelung trifft auch die umliegenden Bundesländer.
Für Apothekerin Claudia Prem kam der Ansturm nach der Verkündung der neuen Regelung nicht unerwartet. „Bereits kurz nach der Bekanntgabe standen die ersten Kunden bei uns in der Apotheke“, berichtet sie. Viele hätten vor allem Sorge gehabt, dass es schon bald keine Masken mehr geben könnte. Doch zumindest in ihrer Eugen-Apotheke in München ist man gut vorbereitet und hat entsprechend große Vorräte angelegt.
Das ist gut so, denn parallel zum Beschluss findet derzeit bekanntermaßen die zweite Periode der Maskenausgabe mithilfe von Berechtigungsscheinen an Risikopatienten statt. „In Bayern läuft das gerade erst an, deshalb ist es noch ziemlich entspannt“, meint Prem. Bislang seien nur vereinzelt Kunden mit den Coupons gekommen, der große Ansturm sei – zumindest wegen der Berechtigungsscheine – bisher ausgeblieben.
Dennoch geht die Apothekerin davon aus, dass sich das ab der kommenden Woche ändern könnte. „Der Andrang war gestern schon enorm bis hin zum Abend“, meint sie. Das Problem sei, dass der normale Apothekenbetrieb schließlich auch weiterlaufen müsse. Prem hat daher in ihren beiden Apotheken nach Lösungen gesucht: In einer Apotheke werden die „Maskenkunden“ an separaten Kassen bedient, in der anderen Apotheke dient die Kosmetikkabine als Ausgabestelle. „Wir wollen so vermeiden, dass sich lange Schlangen bilden und das Tagesgeschäft gestört wird.“
Kunden, die ab Montag keine FFP2-Maske tragen, müssen draußen warten und dort bedient werden – ähnlich wie Kunden, die gänzlich auf die Maske verzichten. „Wichtig ist, dass sich die Apotheken ausreichend bevorratet haben und die Abläufe organisatorisch gut geregelt sind.“ Schließlich habe man auch die Masken-Ausgabe im Dezember gut meistern können. Dass die Masken knapp werden, fürchtet Prem derzeit nicht. „Wir werden regelrecht mit Angeboten bombardiert – da sollte eigentlich jede Apotheke gut bevorratet sein.“
Doch nicht nur Bayern selbst trifft die neue Regelung: Die Deutschorden-Apotheke im baden-württembergischen Illerrieden liegt nur zwei Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. „Hier gilt die Pflicht zwar nicht, allerdings fahren die meisten Leute zum Einkaufen nach Bayern – dort müssen sie dann auch die FFP2-Maske tragen“, erklärt Apothekerin Sonja Hartmann. Allein wegen der Verteilaktion hat auch sie sich gut bevorratet. „Wir haben genug da“, versichert sie. Die Nachfrage sei definitiv gestiegen.
Dennoch sieht Hartmann weitere Probleme: „Es ist für viele Leute auch eine Kostenfrage“, meint sie. Schließlich könnten viele noch immer nicht arbeiten und seien finanziell eingeschränkt. „Viele Leute sind daher eher ärgerlich.“ In ihrer Apotheke bietet Hartmann deshalb verschiedene Modelle an – solche aus Deutschland und günstigere Alternativen aus China. Die Beschaffung der Masken sei für die Apotheken allerdings extrem aufwendig. „Wenn man sich die Angebote genau anschauen und die Firmen prüfen will, nimmt das schon sehr viel Zeit in Anspruch“, erklärt sie. Vor allem, wenn man auch billigere Masken anbieten wolle, müsse sorgfältig recherchiert werden. „Wir wollen unseren Kunden ja trotzdem hochwertige Ware anbieten – auch, wenn sie sich die teuren Masken aus Deutschland vielleicht nicht leisten können.“ Die Apothekerin fürchtet, dass wieder vermehrt minderwertige Masken in den Handel kommen, falls die Pflicht auch in weiteren Bundesländern eingeführt wird.
Sie selbst sieht die Regelung skeptisch: „Ich finde das nicht sinnig, denn oft passen die FFP2-Masken gar nicht richtig“, schildert sie aus eigener Erfahrung. „Wenn die Maske nicht dicht abschließt, erfüllt sie jedoch ihren Zweck nicht.“ Sie selbst setzt bislang auf gut passende, selbstgenähte Stoffmasken. „Wenn die Pflicht auch hier kommt, muss ich schauen, wie ich mir die FFP2-Masken passender gestalte.“
Die Deutschorden-Apotheke ist eine der wenigen Apotheken, die zudem ohne Plexiglas-Wände arbeitet. „Für mich machen die Scheiben wenig Sinn“, erklärt die Apothekerin. Schließlich tragen sowohl das Team als auch die Kundschaft konsequent eine Maske und halten Abstand. Den kommenden Wochen sieht Hartmann mit gemischten Gefühlen entgegen: „Die Nerven liegen schon sehr blank, das merkt man auch in der Beratung – aber wir halten die Stellung und versuchen das Beste daraus zu machen.“ Masken sind jedenfalls genug im Lager.
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