Apotheken-Schließung: Vermieter plant Wohnungen Katharina Brand, 14.01.2024 08:33 Uhr
Seit über 60 Jahren gibt es die Ost-Apotheke im Lengericher Stadteil Hohne (NRW). Falls sich nicht doch noch eine Nachfolge findet, schließt Inhaberin Vera Maschke ihre Apotheke zum 31. Januar. Dann wird das Geschäft zu Wohnungen umgewandelt.
„Ich habe zuerst einfach nach Apothekern gesucht, die mich vertreten können“, berichtet die Inhaberin, „Das war schon ein Problem. Ich dachte, vielleicht finde ich da jemanden, der meine Apotheke dann weiterführt.“ Leider hat das bislang nicht geklappt; auch direkt im Ort nicht. „Bei allem, was noch im Hintergrund zu tun ist: Das ist den Leuten zu viel.“
„Es fällt mir total schwer, zuzumachen“
„Wenn es Interessent:innen für Apotheken gibt, dann nur für die großen mit über 2 Millionen Euro Umsatz“, berichtet Maschke. „Wir liegen zwar unter diesem Betrag. Ich finde uns aber trotzdem wichtig. Im Umkreis sind weitere Apotheken mit älteren Inhaber:innen. Wenn diese zukünftig auch schließen müssen, wird die Versorgungslage noch enger. Es ist einfach ganz, ganz schwierig.“
Maschke stellt die Vermutung an, dass Apotheker:innen die leitende Funktion zwar attraktiv finden, aber den Kundenkontakt nicht mehr möchten. „In den kleineren Apotheken steht man ja noch vor dem Publikum. Man kennt seine Kunden alle; das ist hier wie eine große Familie. Deswegen fällt es mir total schwer zuzumachen.“
Jedoch hat die Inhaberin sich die Schließung gut überlegt: „Ich war zwar die letzten drei Jahre während der Corona-Pandemie keinen einzigen Tag krank. Aber mit mir muss ja nur eine Kleinigkeit passieren. Spontan jemanden als Vertretung zu finden, ist einfach schwierig.“ Sie habe zwar eine tolle Vertretungsapothekerin; deren Einsatz müsse aber geplant werden.
Die Flexibilität fehlt
Insbesondere flexibles Personal fehle dieser Tage. „Wenn ich das hätte, würde ich auch weitermachen“, erklärt Maschke. Deshalb mache sie viele Dienste selbst, erzählt die Inhaberin. „Was es aktuell wenig gibt, sind Mitarbeitende, die Vollzeit arbeiten möchten zuzüglich Notdienst.“ Alle 14 Tage habe die Ost-Apotheke Notdienst, „Ich bin dann immer selber hier.“ Maschke erledige dann Hintergrundarbeiten wie beispielsweise die Buchführung.
„Früher ist einfach mehr übriggeblieben“, erzählt sie weiter, „Da konnte ich zusätzlich noch eine 30-Stunden-Kraft einstellen, die auch mal bereit war, mehr Stunden zu arbeiten. Eine 15-Stunden-Kraft ist dazu oft nicht bereit. Die hat vielleicht noch kleinere Kinder. Da wird die Arbeitsplanung zur Herausforderung.“ Viele Dienste habe sie deshalb selbst übernommen. Um sie zu ersetzen, bräuchte es realistisch betrachtet 1,5 bis 2 Stellen, erklärt die Inhaberin. Diese Stellen zu bedienen sei – nach ihrer langen, erfolglosen Suche – einfach nicht möglich.
Ein Top-PTA-Team
„Ganz ehrlich: Mir war das Pharmazeutische an der Arbeit immer das Liebste und Wichtigste“, erzählt Maschke. „Da war lange Zeit am Ende des Monats oder Jahres immer genug übrig. Mir hat das gereicht.“ Durch die aktuelle Gesundheitspolitik wachsen die Unsicherheiten, das versteht die Apothekerin, „Es muss ja nur einmal das Internet ausfallen“, berichtet sie, „dann steht man da ohne Möglichkeit, das E-Rezept einzulösen.“
Fernab davon war die Apothekerin mit ihrem Team sehr zufrieden: „Eins muss ich wirklich sagen: Ich hatte ein Top-PTA-Team, bis zuletzt.“ Vertretungen untereinander waren überhaupt kein Problem, „weil alle gut ins Team gepasst haben.“
Apotheke in attraktiver Lage
„Wir haben hier im Ortsteil 5000 Einwohner. Wenn ich schließe, braucht es zur nächsten Apotheke mindestens 3 Kilometer.“ Gerade für immobile Patient:innen kann das eine Herausforderung darstellen. „Ich selbst habe jetzt das Alter und schaffe es vielleicht nicht auf Dauer.“ Man werde schließlich älter. „Mir wurde zwar empfohlen, erst in drei Jahren zu schließen. Dann seien so viele Apothekerinnen auf dem Markt, die eine Stelle suchen. Aber so lange kann ich nicht warten“, berichtet Maschke. Außerdem liefen viele ihrer Verträge zeitgleich aus, „Das muss ja auch gut zusammenpassen.“ Ein Jahr zuvor habe die Apothekerin den Mietvertrag kündigen müssen.
Für den Rettenden in letzter Sekunde sei es allerdings noch nicht zu spät: „Wenn jetzt noch jemand um die Ecke kommt: Die Einrichtung ist noch da. Im Februar muss alles raus. Dann möchte der Vermieter Wohnungen aus der Apotheke machen.“