Raubüberfälle

Räuber entschuldigte sich bei Apothekern

, Uhr
Berlin -

Vor dem Berliner Amtsgericht wurde am Dienstag der Prozess gegen einen weiteren Apothekenräuber eröffnet. Der 39-jährige Rumäne Casian B. soll im Mai vier Apotheken und ein Geschäft für Diabetikerbedarf überfallen haben. Dabei hat er laut Anklage die Angestellten mit einem Messer bedroht, zur Herausgabe von Bargeld gezwungen und insgesamt rund 1900 Euro erbeutet. Der Mann ist vor Gericht kein Unbekannter.

An einem Montag gegen 18.30 Uhr trat der Angeklagte in eine Apotheke im Berliner Bezirk Mahlsdorf ein. Die beiden anwesenden Apothekerinnen waren gerade dabei, den Tagesabschluss zu machen. Casian B., vermummt mit Basecap und Sonnenbrille, drang sofort hinter dem HV-Tisch. Er bedrohte die beiden Apothekerinnen mit einem Messer: „Geld her, ich will ihnen nichts tun. Ich habe ein Messer“, sagte er laut Aussage der Zeuginnen. Der Angeklagte machte sich dann sogleich an den Kassen zu schaffen. Er konnte 370 Euro entwenden, bis er durch einen eintretenden Kunden unterbrochen wurde.

Dieser wollte für seine Frau ein Rezept einlösen, erfasste die Situation und stellte Casian B. zur Rede. Der Angeklagte ergriff sofort die Flucht, wurde aber vom Kunden verfolgt. Am nahe gelegenen S-Bahnhof gelang es schließlich zwei Passanten, den Fliehenden zu stellen und der Polizei zu überführen.

Casian B. geriet bereits vor zwölf Jahren als „Aids-Spritzen-Räuber“ in die Schlagzeilen. Damals überfiel er mehrere Geschäfte, darunter auch Apotheken und bedrohte die Angestellten mit einer mit Blut gefüllten Spritze. Er wies seine Opfer darauf hin, dass die Spritze mit Eigenblut befüllt war und er Aids habe. Dies erwies sich zwar im Nachhinein als Lüge – der Angeklagte war aber mit Hepatitis C infiziert. 2002 wurde Casian B. zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Laut Staatsanwaltschaft hat sich der Beschuldigte vor Durchführung seiner Taten in einen Heroinrausch versetzt. Casian B. ist seit seinem 16. Lebensjahr drogenabhängig. Mit dem erbeuteten Geld wollte er sich seinen Drogenkonsum finanzieren.

Bis 2013 lebte der Angeklagte nach seiner Haftentlassung abstinent. Der Vater zweier Kinder absolvierte sogar erfolgreich eine Ausbildung zum Mediengestalter und arbeitete in verschiedenen Firmen. Weil Casian B. aber laut einem psychologischen Gutachter die zunehmend hohe Arbeitsbelastung und den privaten Druck nicht mehr ausgehalten hat, fing er wieder an, Kokain und Heroin zu nehmen. Dafür plünderte er sogar das Konto seiner Lebensgefährtin und versetzte sein gesamtes Hab und Gut.

Bei seinen Opfern entschuldigte sich Casian B. oftmals während des Überfalls. Er tue dies aus Verzweiflung. Er müsse das tun, weil er Schulden habe, so zitierten ihn die in den Zeugenstand gerufenen Apotheker.

Die geschädigten Apotheker berichteten, dass der Überfall sie weiterhin psychisch belaste und sich dies auch auf ihren Arbeitsalltag auswirken würde. Auch die Sicherheitsmaßnahmen in den Apotheken hätten sie in der Folge erhöht.

Der Prozess wird in dieser Woche noch fortgeführt, es sollen weitere Zeugen vernommen werden. Dem Angeklagten drohen mehrere Jahre Haft. Der Gutachter empfahl zwei Jahre. Er sagte, dass Casian B. durchaus in der Lage sei, sozialkompetent zu leben, solange er abstinent bleibe. Die Staatsanwaltschaft wird ihren Antrag erst am Ende der Verhandlung stellen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte