„Was darf die Satire? Alles“, so zumindest Schriftsteller Kurt Tucholsky. Einzelne stoßen sich trotzdem immer wieder an verschiedenen Beispielen, die vermeintlich die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Getroffen hat es in dieser Woche ein bereits einige Monate altes Protestplakat gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Fazit: Karl Lauterbach als „Terminator“, das geht nicht. Dabei nimmt man Arnie doch trotz böser Rolle sogar irgendwie als Sympathieträger wahr… Wir hätten da ein paar Vorschläge, was vielleicht besser passt.
Wenn das mit dem Terminator dem geneigten Betrachter zu weit geht, hätten wir da noch andere Ideen, wo man sich bei dem einen oder anderen Klassiker hinsichtlich Lauterbach bedienen könnte:
„Leichen pflastern seinen Weg“: Der Italowestern von 1968 beschreibt – grob runtergebrochen – ein Szenario von Hunger und Not, Menschen (Apotheken), die irgendwie versuchen, zu überleben. Lauterbach, natürlich in der Rolle von Klaus Kinski, dem skrupellosen Kopfgeldjäger Loco (spanisch: der Verrückte). Gewalt gibt es in unserer Satire natürlich nicht. Aber ein Apothekensterben. Leider ohne Satire, sondern bereits ganz real. Aufpassen: „Leichen pflastern seinen Weg“ endet nicht gerade mit einem Happy End.
„Titanic“: Mit viel Euphorie wird das Schiff (Apothekerschaft zu Beginn ihrer Karriere) vom Stapel gelassen. Obwohl erst einmal alles viel versprechend aussieht, schafft es das Schiff am Ende doch nicht, rechtzeitig dem Eisberg (Lauterbach) auszuweichen, deren fiesester Teil bekanntermaßen unter der Wasseroberfläche versteckt liegt. Was mit ein paar Einrissen am Schiff beginnt, weitet sich zur großen Katastrophe aus. Das Schiff läuft voll, droht zu kippen und geht nach langem Überlebenskampf doch unter. Auch hier leider kein glückliches Ende für die Apothekerschaft.
„Wolf of Friedrichstraße“: Die Firma von Karl Lauterbach (nicht zu verwechseln mit Leonardo DiCaprios Rolle) steht von außen betrachtet für Werte wie Integrität, Seriosität und Stabilität. In Wirklichkeit gehen hier aber ganz andere Dinge zu. Verantwortungsvoll wird mit der Zukunft der Anleger (die Apothekerschaft) hier jedenfalls nicht umgegangen.
„Der weiße Hai“: Der weiße Hai sucht eine idyllische Ferieninsel (die Apothekerschaft) heim und verbreitet Angst und Schrecken. Am Ende ist der Hai irgendwann weg, ein paar Inhaber:innen aber auch.
„Karlbusters“: Die „Karlbusters“ wissen, was falsch läuft in ihrer Stadt (ihrem Land), werden aber einfach nicht gehört. Ungewöhnliche Aktivitäten sorgen für Aufregung, die Geister (Reformideen Lauterbachs) müssen eingefangen werden.
„Der Pate“: Natürlich darf auch so ein Klassiker nicht fehlen. Der Pate? Natürlich Lauterbach selbst. „Ich werde ihr ein Angebot machen, dass sie nicht ablehnen kann.“ Die derzeitgen Gespräche mit Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening könnten fast so laufen.
„Herr der Ringe“: Der böse Zauberer Saruman beobachtet von Isengart (vom BMG) aus alles, heckt Pläne aus, um seine Ziele zu erreichen. Fiese Orks sind die einen oder anderen Ideen irgendwie auch für die Apothekerschaft. Hier gäbe es dann wenigstens auch mal ein gutes Ende für die Branche, denn am Ende verliert Saruman, die Gefährten gewinnen.
„Breaking Bad“: Walter White ist eigentlich trotz allem was er falsch macht, eine viel zu sympathische Figur für einen adäquaten Vergleich. Doch manche seiner Aussagen passen einfach zu gut auf Lauterbachs straffen Weg, den er nach seinem Gusto durchzieht. Die egozentrische Figur macht, was sie will und was ihr dienlich ist, um ihr Ziel zu erreichen. Warum alles schon so laufe, wie White es sich denkt? „Weil ich es sage.“ Warum er seinen Weg so egoistisch und rücksichtslos durchgezogen hat? „Ich habe es für mich gemacht. Ich habe es gemocht.“ Und nicht etwa für die Familie (Gesellschaft), wie er sich bis hier hin immer wieder rechtfertigte.
So manche:r Apotheker:in sieht sich hingegen vielleicht eher in „Planet der Affen“.
Doch noch mal zur Einordnung: Ein Tagesspiegel-Journalist teilte bei X (ehemals Twitter) ein Bild: Darauf zu sehen war offenbar ein Apothekenschaufenster, in dem das Protestplakat mit Karl Lauterbach als Terminator aufgehängt war. „Proteste gut und schön, aber hier sind alle Grenzen überschritten. Die sich sonst so gediegen gebenden Apotheker, die sich solche Ekelhaftigkeiten ins Fenster hängen, sollten sich schämen – und ihre Lobby dazu. Hoffe sehr, dass das für sie nach hinten losgeht.“
Grünen-Politikerin Paula Piechotta hat sich darüber pikiert gezeigt und griff das Thema umgehend auf, teilte den Beitrag und kommentierte: „Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Interessenvertretung der Apothekerinnen und Apotheker damit einen Gefallen tut. Ich bin mir aber sicher, dass sowas vielen Apothekerinnen und Apothekern peinlich ist.“ War es dann auch. Die Abda distanzierte sich dann in dieser Debatte auch alsbald von solchen Plakaten.
Und hintendran ging es Piechotta dann auch noch um indiskrete Abda-Vertreter:innen, die Gesprächsinterna weitergeben oder noch besser: falsch wiedergeben – aber das ist eine andere Baustelle. Zurück zum Thema. Lauterbach als Terminator das geht nicht. Dabei wäre der „Apotheken-Terminator“ sogar preisverdächtig. In den Kategorien „schlechtestes Stärkungsgesetz“, „nachhaltige Zerstörung der Medikamentenversorgung“, „Missmanagement der Lieferengpässe“, „Ausufernder Bürokratiewahn“ und „Begünstigung des Großkapitals“ hätte das Ganze sogar die allerbesten Chancen auf einen Preis, so die ursprüngliche Idee.
Gesteckt hatte hinter dem Terminator-Plakat übrigens die Freie Apothekerschaft. Zum 8. April wollten die Kolleginnen und Kollegen ihre Patient:innen damit schon mal auf das drohende Offizin-Spektakel zwischen Preisanker, Rabattvertrag und massiven Lieferengpässen einstimmen und zum Diskurs anregen. Immer noch aktuell. Schönes Wochenende!
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