Apotheken-Bombe: Ermittlungen sollen eingestellt werden dpa/ APOTHEKE ADHOC, 13.11.2019 08:29 Uhr
Knapp zwei Jahre lang hat die Polizei mit bis zu 50 Beamten nach einem Erpresser gesucht, der gefährliche Paketbomben verschickte. Anfang Dezember 2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden. Doch die Beamten konnten keinen Verdächtigen ermitteln. Das hat jetzt Folgen.
Die Ermittlungen gegen den Erpresser, der den Paketzusteller DHL mit dem Versand gefährlicher Briefbomben um einen Millionenbetrag erpressen wollte, sollen eingestellt werden. Das Landeskriminalamt erarbeite derzeit einen entsprechenden Vorschlag für die Staatsanwaltschaft, die darüber entscheiden müsse, sagte ein Polizeisprecher. „Die Auswertung aller Spuren und von mehr als 1000 Hinweisen hat nicht zur Ermittlung von einem oder mehreren Tatverdächtigen geführt.“ Damit gelte der Fall zur Zeit als „ausermittelt“.
„Wir sehen aktuell keine Möglichkeit mehr, dem oder den Tätern auf die Spur zu komme“, erklärte der Sprecher. Sollten sich neue Anhaltspunkte ergeben, würden die Ermittlungen aber sofort wieder aufgenommen. Die ursprünglich mit 50 Beamten besetzte Sonderkommission „Quer“ war schon im Sommer vergangenen Jahres auf 15 Beamte heruntergefahren worden. Derzeit ist laut Polizei nur noch eine Handvoll Beamte im Landeskriminalamt damit beschäftigt.
Am 1. Dezember 2017 war in der Königin Luise Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts die Paketbombe entdeckt worden, in der sich eine Sprengvorrichtung und Nägel befanden. Darin wurde auch ein als QR-Code verschlüsseltes Schreiben entdeckt, mit dem DHL um eine Millionensumme in Bitcoins erpresst wurde. Der Täter nannte sich „Omar“, was der „Höchste“ bedeutet.
Der Umsicht des Apothekers, der das Päckchen erhielt, war es mit zu verdanken, dass keine Menschen verletzt wurden. Er habe beim Öffnen ein Zischen gehört und bemerkt, „dass da so komische Drähte rausguckten“, berichtete der Apotheker später. Daraufhin alarmierte er die Polizei.
Später stellte sich heraus, dass schon Anfang November 2017 eine erste explosive Sendung des DHL-Erpressers im Postzentrum Frankfurt (Oder) eingegangen war. Diese geriet beim Öffnen in Brand, wodurch auch das Erpresserschreiben zerstört wurde. Weitere explosive Sendungen gingen im Januar bei einer Berliner Bankfiliale und im April bei der Handwerkskammer in Berlin ein. Danach herrschte Ruhe.
Insofern hätten die Ermittlungen zumindest einen Erfolg bei der Gefahrenabwehr ergeben, sagte der Polizeisprecher. „Wegen des hohen Fahndungsdrucks wurden keine weiteren hochgefährlichen Pakte, die Menschenleben gefährdet hätten, verschickt.“ Unter den Apothekern herrschten wochenlang Angst und große Vorsicht. Jedes noch so harmlose Weihnachtsgeschenk-Paket erschien plötzlich gefährlich. Die Wochen vergingen, die Angst legte sich.