Apotheke zieht in ehemalige Bäckerei APOTHEKE ADHOC, 27.02.2019 14:53 Uhr
Im vergangenen Jahr kündigte der Vermieter der „Apotheke am Viehmarkt“ in Trier eine Mieterhöhung an. Die erschien der Apothekerin zu hoch – kurzerhand entschied sie sich für einen neuen Standort. Sohn Christoph und das ganze Team halfen beim Umzug mit.
Christoph Angele betreibt in Trier ebenfalls eine Apotheke, seit vergangenem Sommer ist er Pächter der „West-Apotheke“ und der jüngste selbstständige Apotheker in Trier. Die Apotheke am Viehmarkt führt seine Mutter. Nach der schlechten Nachricht mit der Mieterhöhung trat der Familienrat zusammen. Und fand eine gute Lösung: Unweit des alten Standortes hatte eine Bäckerei geschlossen, sie stand leer und suchte einen neuen Mieter. „Wir wären gern am alten Standort geblieben“, sagt Angele, „besonders für meine Mutter war es schwierig, sie ist 62 Jahre alt und wollte gern in der alten Apotheke bleiben.“
Der Umbau der Bäckerei dauerte rund sechs Monate und war für Angele und seine Mitstreiter eine spannende Zeit. „In der alten Apotheke hatten wir eine 250-Quadratmeter-Offizin, in der neuen hat sie 133 Quadratmeter. Zudem erstreckt sich das Mietobjekt über zwei Etagen, nicht gerade die perfekte Lösung.
Aber es war eine interessante Herausforderung: „Alle Räume wurden entkernt“, erzählt er. Sämtliche Elektroleitungen in dem 50er-Jahre-Gebäude wurden neu gelegt, eine neue Decke eingezogen, eine Treppe in den Keller installiert. „Es wurden neue Wände gezogen und im Keller ein Labor eingebaut.“
Eine sechsstellige Summe hat die Familie investiert, inklusive der Kosten für den Kommissionierautomaten. Der Apotheker ist mit dem Ergebnis der mühevollen Bauarbeiten voll zufrieden. „Ich bin hochbegeistert“, sagt er. Der Umzug wurde an einem Wochenende gestemmt. „Wir wollten so wenig wie möglich Ausfallzeit haben.“ Das hat geklappt.
Nachdem am Freitagabend der letzte Kunde die alte Offizin verlassen hatte, begann der wohlorganisierte Kisten-Umzug. Zu Fuß, von der Neustraße in die Fahrstraße. Kiste für Kiste. „Wir hatten viel Unterstützung vom Großhändler“, so Angele. „Die Einrichtung ist in der alten Apotheke geblieben, sie stammt aus den 70er-Jahren“, erklärt Angele. Wehmütige Augenblicke für seine Mutter und zwei Mitarbeiter, die die alte Apotheke vor 40 Jahren noch mit eingeräumt hatten. Am Ende aber siegten der Optimismus und die Freude über die neue Adresse. „Montag morgen pünktlich um acht Uhr kam der Pharmazierat.“ Die Abnahme der neuen Apotheke dauerte eine Stunde, dann konnte das Team loslegen.
Die Kunden wurden bereits Monate vorher auf die geplanten Änderungen aufmerksam gemacht. Auch die umliegenden Geschäfte wurden über den Umzug informiert. Die Apotheke zog rund 100 Meter weiter in eine Parallelstraße. „Die meisten Kunden finden gut und einfach zu uns“, sagt Angele.
Angele ist Apotheker aus Leidenschaft. „Ich bin in der Apotheke aufgewachsen, denn meine Mutter ist auch Apothekerin“, erzählt er. Der Berufswunsch stand für ihn deshalb schon früh fest. „Wir sind die Kümmerer für kleine Probleme, das hat mich in der Offizin immer fasziniert.“ Nach dem Studium in Freiburg kehrte er gern wieder in seine Heimatstadt zurück. „Ich habe drei Jahre die Apotheken meiner Mutter geleitet und viel gelernt.“
Seine West-Apotheke ist eine Pacht-Apotheke. „Das ist für mich ein guter Start“, so der 29-Jährige. „Für einen jungen Apotheker ist es perfekt, denn man geht kein großes Risiko ein, ist quasi Inhaber auf Probe. Leider gibt es nur sehr wenige Pachtapotheken.“
Parallel zu seiner Arbeit in der Apotheke engagiert sich Angele auch in der Politik, ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union. „Es ist manchmal zeitlich schwierig, Politik und Apotheke zu vereinen. Aber wenn etwas Spaß macht, ist es keine Belastung.“ Seine Philosophie: „Wenn man sich nicht politisch engagiert, kann man auch nicht mitentscheiden. Ich möchte gern in Trier etwas kommunal bewegen, bin bei der Jungen Union, seitdem ich 16 Jahre alt bin.“ Nur während des Studiums machte er eine Pause, jetzt ist er wieder voll dabei.