Um einen Hausarzt in der 3000-Seelen-Gemeinde Osburg im Landkreis Trier-Saarburg zu etablieren, ließ Thomas Kreusch, Schreinermeister und Ehemann der Apothekeninhaberin Sabine Kreusch, sogar ein eigenes Praxisgebäude bauen. Nach 15 Jahren geht der ansässige Mediziner in Rente, sein potenzieller Nachfolger springt wenige Wochen vor der Übernahme ab. Seit Anfang Juli steht nicht nur der Ort ohne hausärztliche Versorgung da, sondern auch die Apotheke ohne Arztpraxis und Mieter.
„Wir versuchen händeringend, jemanden zu finden“, berichtet Kreusch. Während Sabine Kreusch vor 15 Jahren die Osburg-Apotheke gründete und seitdem betreibt, kümmert sich Thomas Kreusch um die Buchhaltung der Apotheke. Zudem vermietet er die Praxisräume.
Osburg selbst habe zwar nur 3000 Einwohner, mitversorgt werden müssen aber auch umliegende kleinere Ortschaften. „Wir liegen hier in der Region Vorderer Hochwald in Höhenlage mit anderen Ortschaften wie Thomm, Farschweiler, Lorscheid und Herl. Auch deren Einwohner gingen hier zum Arzt und kamen danach zu uns. Wir beliefern sie natürlich auch“, erklärt Kreusch. Somit sichere die Apotheke die Versorgung von 5000 Menschen vor Ort.
In den vergangenen zwei Jahren versuchte das Ehepaar Kreusch also, das Fortbestehen der Praxis zu ermöglichen. „Bei den niedergelassenen Praxen in der Region, fehlt den meisten das Personal, um eine Zweitniederlassung zu eröffnen“, berichtet Kreusch. Dennoch ergaben sich im Dezember vergangenen Jahres sehr aussichtsreiche Verhandlungen. „Ein Arzt hatte uns recht fest zugesagt. Dieser sagte allerdings Ende März ab, weil ihm Personal abgesprungen sei“, bedauert Kreusch. Wäre die Absage früher erfolgt, hätte sich vielleicht noch eine andere Lösung ergeben, „und wir wären jetzt nicht in dieser schwierigen Situation, in der wir niemanden haben.“
Vom Ärztemangel ist, so Kreusch, die gesamte Region Trier-Saarburg betroffen: Während die Stadt Trier direkt keine Versorgungsprobleme hat, sind im Landkreis laut Kreusch 31 Arztstellen vakant. „Das ist eine riesige Hausnummer. In der Eifel und im Hunsrück ist es genau das Gleiche. Wenn man einen Hausarzt sucht, muss man entweder weit fahren oder in eine der Notdienstzentralen. Und da ist durch den allgemeinen Ärztemangel eh schon die Hölle los.“
„Bevor wir uns hier niedergelassen haben, gab es in der direkten Umgebung keine Apotheke.“ Die Eheleute zogen mit der Apotheke in ein altes Haus, das sie aufwendig renovierten. Zwar hatte Osburg zu diesem Zeitpunkt noch eine ansässige Hausärztin, die nur wenige Häuser von der Apotheke entfernt ihre Praxis betrieb. Sie ging aber mit Ende 60 dann in den Ruhestand. Der Weg zur nächsten Apotheke war mit einem weiten Fahrtweg verbunden; das war nicht unbedingt machbar für jeden Einwohner. „Als wir dann da waren, wusste die Bevölkerung das schon sehr zu schätzen.“
Ein interessierter Arzt wollte allerdings nur unter der Bedingung nach Osburg kommen, wenn ihm moderne Räumlichkeiten für seine Praxis geboten würden. „Dann haben wir innerhalb eines Jahres auf einem Grundstück hinter der Apotheke ein 160-Quadratmeter großes Haus gebaut. Gemeinsam mit dem Nachfolger der Ärztin, der 2009 kam, war die Versorgung dann über 15 Jahre lang gut gesichert; bis jetzt.“
Wie sich die Situation für das Ehepaar letztlich entwickelt, kann Kreusch noch nicht abschätzen. „Wir haben erst eineinhalb Wochen ohne Praxis hinter uns. Rund die Hälfte aller Verordnungen kam von der hausärztlichen Praxis hier im Ort. Wie sich das letzten Endes insgesamt finanziell entwickelt, das werden wir erst in ein oder zwei Monaten beurteilen können.“ Wenn aber ein bedeutender Teil des Gewinns wegbrechen würde, müsse das Ehepaar sich gut überlegen, ob sie die Apotheke weiter betreiben können. „Das muss man dann vielleicht als Signal verstehen, sich anstellen zu lassen. Wir sind aber eigentlich noch zu jung und wollen das gar nicht.“
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