Apotheke: Offline für drei Wochen Julia Pradel, 18.01.2015 10:09 Uhr
Eine Apotheke ohne Internet zu betreiben – was womöglich vielen unmachbar erscheint, erlebte eine Apothekerin aus dem Saarland drei Wochen lang. Und als wäre das nicht genug, funktionierten teilweise auch das Telefon- und Mobilfunknetz nicht. Um Bestellungen an den Großhandel durchzugeben, musste sie manches Mal erst nach Hause fahren. „Da merkt man, was man alles über das Internet macht“, sagt Isabel Dortmund, Leiterin der Florian-Apotheke in St. Ingbert, mit Blick auf E-Mail-Bestellungen, Lieferbarkeitsanfragen und Recherchen zu Kompressionsstrümpfen.
In dem Ortsteil Oberwürzbach waren über mehrere Wochen hinweg mehr als die Hälfte der Telekom-Kunden ohne Telefon und Internet. Der Grund: Mitte Dezember sei beim Verlegen von Klährrohren versehentlich die Telefonleitung beschädigt worden, berichtet die Saarbrücker Zeitung.
Die Florian-Apotheke war halbwegs verschont geblieben – das Telefon habe die meiste Zeit funktioniert, sagt Dortmund. Als das Internet Mitte Dezember ausgefallen sei, habe sie noch nicht damit gerechnet, dass es so chaotisch werden würde. Doch letztlich wurde die Geduld der Apothekerin und ihrer Mitarbeiter auf eine harte Probe gestellt. „Es hat uns alle ein bisschen mehr beschäftigt“, so die Apothekerin. Da sie beispielsweise die Lieferbarkeit der Arzneimittel nicht wie gewohnt prüfen konnten, mussten Rezepte häufiger als sonst korrigiert werden.
Der Ärger begann bei den täglichen Bestellungen: Die wurden entweder in den kurzen Momenten, in denen es doch mal Internet gab, an den Großhandel rausgeschickt oder telefonisch durchgegeben. Auch das klappte aber nicht immer: „Das Problem war: Wenn das Telefon nicht ging, funktionierte oft auch der Mobilfunk nicht“, so Dortmund. Dann habe sie mit dem Handy nach Empfang suchen müssen, schlimmstenfalls in der Mittagspause in ihrer zwei Kilometer entfernten Wohnung.
Aber auch die einfachsten Abläufe wurden erschwert, etwa das Bezahlen von Rechnungen: „Ich habe seit zehn Jahren kein Überweisungsformular mehr von Hand ausgefüllt“, erzählt Dortmund. Zum Glück habe die Bank noch welche im Schrank gehabt – und das, obwohl der Bedarf im Ort wahrscheinlich schlagartig angestiegen war.
Während ihrer Zwangspause stellte die Apothekerin fest, wie viele Prozesse heute nur noch über das Internet laufen – und wie wenig andere darauf eingestellt sind, dass es einmal nicht funktioniert. „Der Großhandel beispielsweise ist mit seinen Telefonisten gar nicht mehr auf viele Anrufe ausgelegt“, stellte Dortmund fest. Oft habe sie lange in der Warteschleife gehangen – und dann konnte ihr womöglich doch nicht geholfen werden. „Früher wussten die Telefonisten immer, was in der Werbung ist. Heute fällt das weg, weil es im Internet steht.“
Ein kritischer Moment war für Dortmund der Jahreswechsel, zu dem das Update – per Internet – in ihre Software eingespielt wird. Auch das habe geklappt, als das Internet kurz wieder einmal da war. Zum Glück, denn einen Alternativplan hätte es nicht gegeben. Sorgen hatte die Apothekerin auch um ihren Notdienst, weil einige Tage zuvor das Mobilfunknetz zusammengebrochen war. „Als das Handy zwei Tage ausgefallen war, dachte ich – jetzt bin ich urlaubsreif.“ Wenige Stunden vor dem Notdienst funktionierte dann alles wieder, „sonst hätte ich eine Prepaid-Karte eines anderen Anbieters kaufen und hoffen müssen, dass es damit klappt“.
Schlimmer als die Apotheke hatte es die Arztpraxis gegenüber erwischt, deren Telefonanschluss über Tage hinweg ausgefallen war. Anrufe von Patienten wurden in eine Partnerpraxis im Nachbarort umgeleitet. Hatten die Apothekenmitarbeiter Nachfragen, mussten sie rüber laufen. Auch die Patienten, die zwischenzeitlich nicht in der Apotheke anrufen konnten, kamen vorbei. „Viele haben es mit Humor genommen“, erzählt Dortmund und fügt hinzu, dass es zum Glück in der Zeit keinen Unfall gegeben habe, in dem man auf das Handy angewiesen gewesen wäre.
Inzwischen ist der Schaden behoben und in der Apotheke funktionieren sowohl Internet als auch Telefon wieder. „Das merkt man sofort: Auf einmal klingelt es am laufenden Band.“