Apotheke: Lust statt Last Carolin Ciulli, 16.03.2024 08:20 Uhr
Nicht jede geschlossene Apotheke ist ein verlorener Standort. In Bayreuth erhält die Birken Apotheke eine zweite Chance. Dr. Simone Landwehr will den Betrieb Mitte des Jahres neu eröffnen – und mit neuen Services zeigen, dass sie Lust auf Apotheke hat und diese nicht als Last empfindet.
Der Umbau der Birken Apotheke läuft. „Gerade sind wir dabei die Räume zu entkernen und nach unseren Vorstellungen umzubauen. Wir wollen frischen Wind reinbringen“, sagt Landwehr. Ende 2023 schlossen die Vorbesitzer die Birken Apotheke nach knapp 40 Jahren. Die Apothekerin wurde gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Jens Landwehr und dessen OHG-Partner Dr. Andreas Paul auf das Objekt aufmerksam. Denn eine Schließung bedeutet für die umliegenden Betriebe auch, dass dringend benötigtes Apothekenpersonal frei wird.
Guter Standort mit einem Manko
Doch schnell war klar, dass ein Weiterbetrieb des Standortes als Apotheke lohnend sein kann. Denn zum Einzugsgebiet gehörten ein großes Wohngebiet und mehrere Vororte. Dazu kommt ein Supermarkt, der daneben liegt. Auf einen weiteren Nachbarn könnte Landwehr verzichten und die Apothekerin positionierte sich bereits mit ihrer Schaufensterbeklebung gegen den AfD Bezirksverband Oberfranken. „Gegen Rassismus, Faschismus, Sexismus, Homophobie, Hass & Gewalt – haben auch wir keine Medikamente“, steht in großen Buchstaben neben der Ankündigung, dass die Apotheke unter neuer Leitung am 1. Juli weitergeführt wird.
Drei Jahre nach Beginn ihrer Selbstständigkeit will Landwehr im Sommer ihre erste Filiale eröffnen. Die St. Georgen Apotheke beschreibt sie als eine der modernsten Apotheken Deutschlands. Sie verfügt unter anderem über einen Kommissionierautomaten mit Abholfächern, einem automatischen Preisauszeichnungssystem und mehreren Flatscreens in der Apotheke. Der Standort soll ein Vorbild für die Birken Apotheke sein.
Emotional statt produktbezogen
Die moderne Technik kommt bei der Kundschaft gut an: Die Bildschirme aber dienten nicht dazu, Preise anzuzeigen oder auf das OTC-Sortiment hinzuweisen. „Wir haben gemerkt, dass emotionale Bilder viel besser bei den Kunden funktionieren“, sagt Landwehr. Gezeigt würden Kunstwerke oder Fotos der oberfränkischen Stadt.
Mit den Abholfächern solle signalisiert werden, dass man auf die Bedürfnisse der Kund:innen zugehe. Ein- bis zweimal pro Woche würden die Fächer genutzt. „Die Auslagerung am Automaten wird quasi gar nicht angenommen.“ Dennoch ist der Service für Landwehr wichtig: „Ich denke in Geld und Frequenz kann man den Nutzen schwer messen. Es ist mehr die Tatsache sich Mühe zu geben, und die Möglichkeit es anbieten zu können, die gut ankommt.“
Unterstützt wird die Apothekerin von ihrem Mann und dessen OHG-Partner. Zum Verbund gehören fünf Apotheken in Bayreuth. „Uns ist wichtig zu zeigen, da eröffnet jemand, der Lust auf Apotheke hat und diese nicht als Last empfindet. Die Leute sollen merken, dass wir uns kümmern.“