Die Apotheke war längst geschlossen, da sorgten die Hinterlassenschaften für einen Großeinsatz der Feuerwehr: In Würselen musste nach der Entdeckung von Pikrinsäure in den ehemaligen Geschäftsräumen der Schwanen-Apotheke die Innenstadt gesperrt und die gefährliche Substanz inaktiviert werden.
Der Inhaber der Schwanen-Apotheke war Ende 2011 verstorben, wenig später wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Fünf Jahre später wurden nun in einem verschlossenen Behälter etwa 40 Gramm Pikrinsäure in den Räumen gefunden. Dies führte dazu, dass der nördliche Abschnitt der Kaiserstraße gesperrt werden musste. Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt waren im Einsatz. Experten des Landeskriminalamtes machten den explosiven Stoff unschädlich, sodass davon keine Gefahr mehr ausgeht.
Obwohl seit der Änderung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) die Bevorratung mit Pikrinsäure nicht mehr vorgeschrieben ist, findet man sie trotzdem in Apotheken. Man kann die Chemikalie zur Identitätsprüfung von einigen Aminen und Alkaloiden verwenden: Die gebildeten Pikrate sind meist stark gefärbt und ermöglichen eine leichte Identifizierung. Bei unsachgemäßer Lagerung kann eine Explosion ausgelöst werden, denn trocken gelagerte Substanz explodiert, wenn sie in Kontakt mit Wasser kommt.
Der Chemikaliengroßhandel liefert die Säure nicht in fester Form, sondern in Wasser gelöst. Mindestens ein Drittel Wasser sollte im Gefäß enthalten sein. Auf diese Weise ist der Umgang mit dem Sprengstoff sicher, doch viele Apotheken vergessen die Substanz im Schrank und mit der Zeit trocknet diese ein. Damit das nicht passiert, empfehlen die Apothekerkammern, das gesamte Gefäß zweimal jährlich zu wiegen und entwichenes Wasser zu ersetzen. Denn kristallisiert die Säure aus, beispielsweise im Deckelrand, droht Gefahr. Die Reibung beim Öffnen kann dann ausreichen, um eine Detonation auszulösen. Wird feste Pikrinsäure im Labor entdeckt, sollte diese von Experten vernichtet werden.
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