An der Universität Zürich wurde die Theorie untersucht, ob Männer gezielt aus Berufen mit wachsendem Frauenanteil wegwechseln – auch in Apotheken könnte der Eindruck erweckt werden.
Eine starke Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt ist nicht unüblich, bisher sei das auf verschiedene Faktoren zurückgeführt worden: Männer hätten Vorteile, in besser bezahlte Berufe zu kommen; die Berufswahl folge genderstereotypen Fähigkeiten und aufgrund der Arbeitsteilung bei heterosexuellen Paaren würde Frauen eher Berufe ergreifen, die flexible oder reduzierte Arbeitszeiten ermöglichen.
Dies lasse sich allerdings nicht auf alle Berufe anwende. Manche Geschlechterzusammensetzungen würden sich auch verändern, obwohl sich der Beruf kaum verändert habe. Beispielhaft anzuführen sind der Beruf des Arztes oder der Ärztin und des Apothekers oder der Apothekerin. Es lassen sich sogar Abweichungen in einzelnen Spezialisierungen erkennen: Zum Beispiel würden in der Radiologie deutlich mehr Männer arbeiten, in der Dermatologie mehr Frauen.
Laut Statista lag der Frauenanteil im Apothekerberuf 2021 bei 71,6 Prozent. Seit 2003 stieg er stetig an, damals waren es noch 62,9 Prozent gewesen. In den öffentlichen Apotheken spiegelt sich dies auch in den anderen Berufen wider: Laut Zahlen der Abda arbeiteten Ende 2018 sogar 97,1 Prozent weibliche PTA und sogar 98,2 Prozent weibliche PKA in den öffentlichen Apotheken in Deutschland.
Professor Dr. Per Block, Soziologe an der Universität Zürich, ging der Theorie nach, ob „Männer selektiv Berufe und Spezialisierungen verlassen, die von mehr Frauen neu aufgenommen werden“. Er nutzte dazu Methoden der Netzwerkforschung und empirische Daten aus dem Arbeitsmarkt von Großbritannien, diese seien vergleichbar mit dem Arbeitsmarkt europäischer und nordamerikanischer Staaten.
Der Arbeitsmarkt bilde dabei ein Netzwerk und darin werden Berufe durch einen Wechsel der Arbeitnehmer untereinander verknüpft. Das diene der Analyse, ob Männer sich feminisierende Berufe gezielt verlassen. Tatsächlich habe sich daraus ergeben, dass eine geringere Wahrscheinlichkeit dafür besteht, in einem Beruf zu bleiben, in den mehr Frauen wechseln.
In der Studie wurden zwei hypothetische Berufe mit identischen Berufsmerkmalen verglichen, die sich nur im Frauenanteil unterschieden: In einem Beruf arbeiteten 25 Prozent Frauen und im anderen 75 Prozent. Es habe sich eine doppelte Wahrscheinlichkeit für einen Berufswechsel ergeben. Eine andere Simulationsstudie in der nur die berufsspezifischen Attribute wie Lohn, Charakteristik des Berufs und Flexibilität betrachtet wurden, sei hingegen eine Reduktion der Geschlechtertrennung um 19 bis 28 Prozent vorausgesagt worden.
Die Trennung erfolge daher nicht nur aufgrund der geschlechtstypischen Attribute eines Berufes, sondern die Geschlechter würden sich – bewusst oder unbewusst – gegen die Durchmischung wehren. Daher könne die Berufswahrnehmung nicht nur eine Folge der Geschlechterzusammensetzung sondern gleichzeitig auch eine Ursache sein.
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