Mit ihrem Bericht über ihre Erfahrungen in einer deutschen Apotheke hat die US-Kolumnistin Firoozeh Dumas eine rege Debatte ausgelöst. Der stolze Berufsstand, für den Kompetenz und Beratungsqualität Rechtfertigung und Leuchtturm in die Zukunft gleichermaßen sind, vorgeführt von einer Kundin, die anstelle relevanter Therapiehinweise lieber ein paar unverbindliche Floskeln will? Nein, sagt Dumas: Ihr humoristischer Beitrag sei auch eine Liebeserklärung an die deutschen Apotheker gewesen.
„Die Apothekerinnen waren fantastisch“, sagt Dumas. Hochqualifiziert und freundlich und sehr hilfsbereit. Nur sei sie eben völlig überrascht gewesen, dass sie überhaupt in ein Beratungsgespräch verwickelt wurde. „Das hatte ich nicht erwartet.“
In den USA gebe es nur wenige Produkte, für die man überhaupt in die Apotheke gehen müsse. Apotheker bekomme man in Geschäften wie Target eher selten zu Gesicht. Dass das in Deutschland anders sei, habe sie gewusst. „Aber ich dachte, ich sage, was ich will, bezahle und das war's. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass man bei einer Fußcreme detaillierte Instruktionen benötigt. Eine Fußcreme kommt auf den Fuß. Was soll es da schon groß zu erklären geben.“
Als ihr in der Apotheke in München dann gleich zwei Mitarbeiterinnen mit großem Eifer und gestischem Einsatz abwechselnd erklärten, wie die Creme anzuwenden sei und welche Vorkehrungen sie sonst noch so zu treffen habe, habe sie einfach lachen müssen – und die Geschichte zu Papier gebracht. „Sie waren so besorgt, dass ich etwas falsch machen könnte. Der Kontrast zu dem, was ich erwartet hatte, war einfach zu lustig.“
Natürlich habe sie niemanden beleidigen wollen, sagt Dumas. Schon gar nicht die beiden Apothekerinnen: „Dass die Situation auf mich lustig wirkte, heißt doch nicht, dass ich ihre Ratschläge nicht zu schätzen weiß. Sie waren wirklich hilfreich, und ich würde sofort wieder in diese Apotheke gehen.“
Scham habe sie übrigens nicht wegen des Fußpilzes empfunden, sondern weil sie plötzlich über etwas diskutieren musste, das für sie selbstverständlich war. „Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine Zahnpasta und der Angestellte erklärt Ihnen plötzlich, wie lange und mit welcher Technik Sie Ihre Zähne putzen müssen.“
Wo also ist man besser aufgehoben? „Das kann man nicht vergleichen. Die Mitarbeiter bei Target habe oft eine schlechte Ausbildung und verdienen in der Regel wenig Geld. Trotzdem sind Sie extrem kundenorientiert und hilfsbereit. Das berührt mich. Die deutschen Apotheker sind fachlich auf einem ganz anderen Niveau, fast schon wie Ärzte. Darauf sollten sie stolz sein!“
Unglaublich viel Resonanz habe sie auf ihren Beitrag erhalten: „Auf Youtube haben meine Videos jetzt Tausende Views, für die hatten sich bislang nur meine Cousins interessiert“, sagt sie wieder augenzwinkernd.
Einige der heftigeren Reaktionen hätten sie aber auch schockiert: „Während andere iranisch-stämmige Autoren über Religion oder Politik schreiben, geht es in meinen Texten stets um kulturelle Unterschiede. Mein Ziel ist es, Brücken zu bauen. Diesmal habe ich das Gefühl, von einer einstürzenden Brücke erschlagen worden zu sein.“
Ein Problem sei womöglich auch die Übersetzung gewesen: „Humor oder Poesie gehen in anderen Sprachen oft verloren.“ Eine Idee hat sie aber auch schon: „In den USA kennt man mich und weiß, wie man meine Texte lesen muss. Vielleicht sollte ich mein Buch in Deutschland verlegen lassen.“
Firoozeh Dumas ist Kolumnistin und schreibt für zahlreiche US-Zeitungen, darunter das Wall Street Journal, die L.A. Times und die New York Times. Ihr erstes Buch „Funny in Farsi“ wurde zum Bestseller. Seit zwei Jahren lebt die iranisch-amerikanische Autorin in München.
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