Die Apotheker sind enttäuscht und auch ein bisschen sauer. Trotz Bitten und Bundesrat will die Regierung sie beim Erstellen von Medikationsplänen nicht mitspielen lassen. Doch wie jetzt bekannt wurde, wird Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe zum Deutschen Apothekertag (DAT) eine Überraschung mitbringen. Er präsentiert den eGZ (elektronischer GesundheitsZapper). Hoffentlich kommt er heil aus Düsseldorf zurück.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kann die Apotheker aus Termingründen beim FIP-DAT nicht besuchen. Aber mit dem von Stroppe überbrachten eGZ-Geschenk gedachte er den Apothekern doch noch eine Freude zu machen. Weil die Daten der Versicherten auf einem USB-Stick gespeichert werden, können auch die Apotheker die Medikationspläne einlesen, ändern – und vielleicht sogar selbst erstellen.
Gröhe und Stroppe ahnen ja nicht, welchen Ärger sie den Apothekern damit schon wieder einhandeln. Wird doch heute vor jeder Betriebsprüfung sorgsam darauf geachtet, dass kein USB-Stick mit Fortbildungsdokumenten oder Urlaubsfotos in der Apotheke herumliegt. Zu groß das Risiko, dass der paranoide Betriebsprüfer sofort ein Beweisstück für Softwaremanipulation dahinter vermutet und seinen Hinzuschätzrechner hervorholt. Was aber soll der Apotheker tun? Einen eGZ darf er aus Datenschutzgründen nicht herausgeben, im Falle seiner Weigerung hält der Fiskus die Hand auf.
Vielleicht sollte man es ganz lassen. Sollen doch die Hausärzte die Medikationspläne alleine machen. Die Apotheker haben ja noch andere Freunde. Neue Freunde wie die Techniker Krankenkasse. Die schickt mit ihrem Arzneimittelcoach die Versicherten nicht nur in die Apotheke, sondern hat sogar öffentlich dem Versandhandel abgeschworen. ARMIN haben die Apotheker ja auch noch, zumindest einige in Sachsen und Thüringen. Und es gibt noch so viel mehr in der bunten Welt des Medikationsmanagements.
Klar, das ist nicht immer ABDA-Goldstandard. Aber der Goldkurs schwächelt sowieso, solange es für das Ganze kein ordentliches Honorar gibt. Was natürlich die Kritik aus den eigenen Reihen befeuert: „Standespolitik ist Ergebnispolitik“, so lakonisch MVDA-Vize Ulrich Ströh. Im MVDA-Präsidentenbrief legen Wolfgang Simons und Ströh nach: DAV und ABDA hätten die Apotheken in Sachen Honorar ins Abseits manövriert.
Trost für „Fritz & Friedel“: Es war der letzte blaue Brief von „Wolle & Ulle“. Der MVDA wählt ein neues Präsidium. Dass dies ausgerechnet in der DAT-Woche geschieht, belegt doch immerhin eine emotionale Nähe und Verbundenheit. Schließlich will der MVDA das Schnellboot zum ABDA-Tanker sein, wie auch immer man sich das in der Praxis vorstellen will.
Endlich raus aus der Imagination und rein in die freistehende Wirklichkeit kommt ein Container gerollt. Und wie! Zwölf Lkw bringen eine zerlegte Apotheke den langen Weg von Trnava in der Slowakei nach Moers in Nordrhein-Westfalen. easy-Apotheke hat es doch noch geschafft: Das Modul ist fertig, ein Real-Parkplatz gefunden und ein Apotheker auch. Detlef Dittrich freut sich darauf, Deutschlands erster Container-Apotheker auf Dauer zu werden – wenngleich er sich für die Filialmodul-Variante entschieden hat.
Die ABDA hält nichts von Container-Lösungen. Jedenfalls bei ihrem eigenen Umzug nicht. Bis das neue Apothekerhaus in der Europacity alias Heidestraße fertiggestellt ist, geht es zur Miete ins Lindencorso. Denn das Mendelssohn-Palais muss geräumt werden; zum Glück nicht fluchtartig, aber doch zügig. Die Suche nach einem Käufer für den Oldtimer läuft: Interessenten, Neugierige und Liebhaber gehen in der Jägerstraße ein und aus.
Der Umzug ins Lindencorso wurde aber doch auf die Zeit nach dem DAT verlegt. Schließlich tagen in Düsseldorf auch die Weltapotheker, das will vorbereitet sein. Wenn das Spektakel über die Bühne ist, werden die Kisten gepackt. Das Ganze soll so schnell über die Bühne gehen, dass „keine Lücke in der Arbeitsfähigkeit und Organisation zu erwarten“ seien, verspricht ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern, und man ist gewillt, ihm das zu glauben.
Aber wozu Honorare lobbyieren, wenn sie ausgeschlagen werden. Zugegeben: Die Notdienstpauschale hat noch keine Apotheke gerettet (doch: eine), aber das gute Geld gleich ablehnen? Eine Apotheke verzichtet tatsächlich auf ihre fünf Pauschalen, in der Summe rund 1330 Euro. Warum? Wissen wir nicht. Sie meldet sich nicht. Das genaue Gegenteil: Ein Apotheker, der sich mit einem Marktschreier anlegte.
Ja ja, die Apothekenpflicht. Natürlich war sie ein Thema beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Die Industrie setzt auf die Beratungskompetenz der Apotheker. Und Störenfriede wie Professor Dr. Christian Hagist kann sie nicht gebrauchen. Der aber bleibt dabei: Aspirin wäre im Supermarkt besser aufgehoben – und Bayer könne damit auch gut leben. Starke Marken und Monopolrenten und so.
Eine andere starke Marke soll mit aller Macht etabliert werden: Pink Viagra. Zwar haben Sildenafil und Flibanserin pharmakologisch nichts miteinander zu tun, aber US-Frauenrechtler/innen haben sich „Even the score“ in den Kopf gesetzt und fordern arzneimittelzulassungsrechtliche Gleichberechtigung. Aber Achtung: Zu Sildenafil gibt es hierzulande schon Reklamationen.
In Österreich gibt es solche Mittelchen übrigens nach wie vor nicht im Netz. Der Versandhandel wurde nur für OTC freigegeben, aber immerhin. Wohl dem Apotheker mit Apothekersohn, der einen eigenen Onlineshop bauen kann. Also los, Pillen einwerfen und für Nachwuchs sorgen!
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