MedMan-Gesicht gesucht Alexander Müller, 12.09.2015 08:02 Uhr
Das Ziel klar vor Augen: Vom „Schubladenzieher“ zum Medikationsmanager – die Apotheker wollen sich neu definieren. Aber ihre Ideen sind zu akademisch, die Projekte werden nicht an den Mann gebracht. Eine den Apothekern nahestehende Organisation aus der Berliner Jägerstraße hat sich deshalb entschieden, ein Testimonial für das Projekt zu buchen. Extrem geheime Dokumente mit handschriftlichen Notizen enthüllen eine Liste möglicher Kandidaten und ihre Chancen.
Ziemlich weit oben auf der Wunschliste ist demnach Meister Yoda mit dem Vermerk: „Seine Weisheit und Kampfeslust könnten uns auch bei anderen Projekten hilfreich sein (Stichwort Schiedsstelle!!!)“. Sprachlich weniger verkopft: „Viele Arzneimittel zusammen du genommen hast.“ Zu Günther Jauch heißt es schlicht: „Kann sowieso alles und hört bei der ARD auf.“ Zu Uli Hoeneß: „Darf wieder.“
Überraschend mit in der engeren Auswahl als Testimonial ist Professor Dr. Gerd Glaeske. Das wäre Medikationsmanagement auf einem ganz neuen Level. Wechselwirkungen werden zu 100 Prozent vermieden, weil alle Arzneimittel abgesetzt werden. Kritische Stimmen von der LAV-Seite sind gegen seine Berufung. Alternativer Professor wäre Professor Boerne. Der Tatort-Star wirkt auch etwas abgehoben, ist aber trotzdem extrem beliebt. Sein Metier könnte jedoch den Verbraucher misstrauisch stimmen, sein Lebenswandel die Politik in Honorarfragen.
Die Notiz zu Bernhard Hoecker: „Hat unsere Kinospots gedreht. Genial daneben. Verdient eine zweite Chance.“ Bei Micaela Schäfer gab Uneinigkeit im Vorstand. Aufmerksamkeit ja, aber gleich Bodypainting und Autorennen? Vorteil: Ist PKA. Nachteil: Ablösesumme an Stada. Lance Amstrong wurde als Idee schnell wieder verworfen. Kennt sich zwar gut aus, die Abstriche in punkto Glaubwürdigkeit sind aber zu gravierend.
Helene Fischer ist ein Schlagerstar aus Sibirien, könnte aber auch Apothekerin aus Hamburg sein. Denkbar mit ihr wäre eine MedMan-Tour durch Notdienstapotheken: „Atemlos durch die Nacht“. Gute Laune wäre auch angesagt mit Thomas Gottschalk: „15 Pillen? Reschpekt, mein Lieber! Top die Wette gilt, da gibt’s doch auch was von Haribo!“ Noch mehr Party mit Ina Müller. Und die hat sogar PTA gelernt! Geheimfavorit.
Oder Rudolf Keil: Immerhin mal ein bekannterer Apotheker. Der Werbespot am Strand ist allerdings oberpeinlich, dann lieber gleich Bodypainting. Womit man bei Mario Barth wäre: „Ik hab ne Wechselwirkung. Kennste? Kennste? Verstehste?“ Nein, jetzt haben wir es: Chuck Norris! Stellt den Medikationsplan ohne Arzt aus und verbietet den Arzneimitteln, zu interagieren.
Mit dem neuen Gesicht wird es endlich klappen. Die Definitionshoheit über Medikationsplan, -analyse und -management brauchen die Apotheker unbedingt, um en passant die Honorarfrage zu klären. Mehr Geld für mehr Leistung ist nämlich viel besser als gleiches Geld für mehr Arbeit, wie es das Bundeswirtschaftsministerium rechnet.
Doch irgendwie scheint draußen keiner auf die Entwicklung von Perspektivpapieren, Berufsbildern und Medikationsmanagementdefinitionen warten zu wollen. Die Kooperationen kooperieren mit den Krankenkassen und jeder will Medikationsmanager sein. Auf Linda folgt jetzt Elac, die mit der DKV einen Deal hat.
Keine Einigung erzielen konnte derweil der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit dem GKV-Spitzenverband über das Thema „Formretaxationen“. Das hatte aber auch niemand erwartet, am wenigsten wohl die Beteiligten selbst. Zum Glück gibt es Dr. Rainer Hess. Der Schiedsstellenvorsitzende muss es wieder richten. Je nach Ergebnis wäre er vielleicht sogar auch ein Kandidat für den MedMan.
Zu Null- und Formretax gesellt sich ein neues Phänomen: Die Patentretax: Apotheker sollen bei Lyrica (Pregabalin) plötzlich die Indikation kennen – wünscht sich der Hersteller. In Großbritannien muss Pfizer aber erstmal etwas kürzer treten. Der Konzern soll kleinen Apothekern keine Angst mehr machen – und keine Ärzte entschädigen.
Entschädigt werden die Großhändler gerne, wenn sie zu viele hochpreisige Arzneimittel ausliefern müssen. Denn die sind so margenschwach. Zum Glück wurde der Handelsspannenausgleich erfunden, ein Persilschein für das eigene Geschäft. Um schlechte Stimmung beim Kunden zu vermeiden, kann man die Margenkiller auch der Konkurrenz unterschieben.
„Gezielte Missbrauchserforschung“ nannte Professor Dr. Theo Dingermann das, was auf einer Tagung von Heilpraktikern passierte. Die rund 30 Homöopathen hatten vermutlich kollektiv die Szenedrogen 2C-E genommen, besser bekannt als „Aquarust“. Dingermann launig: „Amphetamine sind therapeutisch ausgelutscht – aber nicht, was ihre illegale Nutzung angeht.“
Was denn nun künftig alles illegal sein soll, fragt sich die ABDA beim Anti-Korruptionsgesetz. In ihrer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf formulieren die Apotheker höflich ihre Bedenken an dem Vorhaben der Großen Koalition. Ein paar Beispiele in den eher rechtsphilosophischen Ausführungen hätten die Sache zumindest für den geneigten Abgeordneten aber griffiger machen können. Griffel fallen lassen. Schönes Wochenende!