Eine Smartcard für den Kodex Alexander Müller, 13.04.2014 09:57 Uhr
Das Leitbild-Konklave ist beendet, aber Papam habetis noch nicht. War aber auch nicht geplant, schließlich dürfen alle zusammen über das Leitbild abstimmen. Und wie sich das für eine Demokratie gehört, hat der Dachverband jetzt auch ein Grundgesetz. Unterdessen müssen sich die Apotheker um ihre Konditionen kümmern und sich einen übereifrigen Finanzminister vom Leib halten.
Früher hat Norbert Walter-Borjans (SPD) Steuer-CDs gesammelt. Die hat er sich immer aus der Schweiz kommen lassen. Aber jetzt möchte der Finanzminister von NRW mal was Neues ausprobieren: alle Barkassen verwanzen. Smartcard heißt die erwünschte Antimanipulationssoftware, mit der Walter-Borjans künftig auch Apotheken besser überwachen will. Unter Generalverdacht stellt er niemanden, er sucht einfach ein neues Hobby.
Zum Konvent ist eigentlich alles gesagt. Lustig war aber doch noch: Es wurden wieder Alternativen zum Titel „Leitbild“ diskutiert. Der Kompromiss lautet: Wenn beim DAT in München 75 Prozent der nicht abgegebenen Stimmen für eine Umbenennung sind, bleibt es dabei.
Bis es so weit ist, gibt es vielleicht schon das Konkurrenz-Leitbild von Linda. Was an der zweiten, also dann ersten Version „2020“ besser sein soll, muss der MVDA erst noch beweisen. Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Und anscheinend lässt die ABDA genug Platz links und rechts, damit sich Apotheker lieber vom MVDA vertreten lassen.
Die ABDA hatte sich bekanntlich selbst ein Compliance-Problem diagnostiziert und zur Therapie einen Kodex verordnet. So viel gewissenhafte Ernsthaftigkeit kann so manche Verfassung nicht vorweisen. Aber wer einen Konvent zum Leitbild abhält, benötigt vielleicht auch eine Charta der anständigen Apotheker – kleiner geht’s bei der ABDA gerade nicht.
Wobei klein jetzt keine Diskriminierung von kleingewachsenen Menschen war! Das ist künftig verboten bei der ABDA, die sich sicherheitshalber noch verpflichtet, keine Kinder zu beschäftigen. Wenn der Kodex auch hoffentlich noch so überflüssig ist, für so manchen Spaß auf den Fluren in der Jägerstraße wird er taugen. Die Würde der Mitarbeiter ist unfassbar.
Die Mitarbeiter in Apotheken hätten gerne mehr Geld für den Notdienst. Findet jedenfalls die Gewerkschaft Adexa. Aber die Apotheker verspüren wenig Lust, die gerade erst mühsam erstrittene Notdienstpauschale gleich wieder einzutüten.
An einem Strang ziehen müssen beide Seiten beim Thema PTA-Schulen. Nachdem sich das Land aus der Verantwortung für die Ausbildung schleicht, droht den vier hessischen Schulen mehr als nur ein finanzieller Engpass. Der Staat sollte mehr Antworten haben, als einem Berufsstand die Ausbildung des eigenen Nachwuchses aufzubürden.
Und dann noch das liebe Geld: Die Apobank hat mehr Kunden, verdient aber weniger, Alliance versucht, mit weniger Kunden mehr zu verdienen und Zur Rose verdient gerade gar nichts mehr. Die AOK Hessen wollte ganz viel sparen, in dem sie Sterilrezepturen für ihre Versicherten nicht bezahlt. Aber auf die Art Geld zu verdienen, geht dann doch nicht, finden die retaxierten Apotheker und ihr Verband. Von der Klärung können wir vielleicht im nächsten Wochenrückblick berichten.