Spiegel TV enthüllt exklusiv: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz jobbte am Mittwoch in einer Apotheke in Würselen als Aushilfe. Während Politikerkollegen im Wahlkampf gern lokalpressewirksam für ein flottes Stündchen in Apotheken auftauchen und danach gleich wieder abreisen, wollte Schulz es ganz genau wissen: Er verdingte sich für einen ganzen Tag und machte anschließend auch noch den Botendienst mit.
Dass eine Offizin ein glattes Parkett ist, lernte Schulz schon nach zwölf Minuten. Eine Patientin, die Hustensaft brauchte, wollte es genau wissen: „Macht das Zeug süchtig? Haben Sie ‚Opium fürs Volk‘ gesehen?“ Die Sendung von Spiegel TV mit dem Apotheker, der Betäubungsmittel herausgibt. Schulz, der kaum eine Gelegenheit auslässt, dem Volk mitzuteilen, dass er vor vielen Jahren seine Alkoholsucht überwunden hat, konnte sie beruhigen: „Wir in Würselen verkaufen keine Schmerz- und Hustenmittel, die Sie abhängig machen könnten.“ Wie leicht einem dies doch über die Lippen kommt, wenn man Politiker ist!
Weil er der Patientin stattdessen Salbeibonbons für 2,99 Euro verkaufte, bekam Schulz hinterher vom Chef einen Rüffel. Ein etwas teureres Produkt hätte es schon sein dürfen, teilte ihm der Inhaber mit und schickte ihn los, den Botendienst zu erledigen. Schulz zog von dannen, das waren sie also, die miesen Tricks der Gesundheitsbranche. Wenigstens hatte er keine Fälschung verkauft.
An der frischen Luft verflog sein Ärger, und so sorgte er dafür, dass den Apothekern doch noch ein ganzer Satz im SPD-Regierungsprogramm gewidmet ist: „Die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker muss in die Versorgungsstrukturen effizient mit eingebunden werden.“
Da kommt man als Pharmazeut nicht umhin, seine Stimme diesmal nicht der renitenten FDP, sondern den Sozis zu geben. Mit seinem untrüglichen Gespür fürs Volk hat Schulz das natürlich erkannt. Rund 60.000 Stimmen können wahlentscheidend sein. Zumal Parteifreund Karl Lauterbach wackelt. Und die nette PTA, der er in der Mittagspause ein Eis gekauft hatte, wird ihre Stimme hoffentlich auch der SPD geben.
Auch die Großhandelschefs mischten sich dieser Tage unter das Apothekenpersonal. Den Trend gibt es ja in vielen Chefetagen. Wichtige Menschen, die Angst haben, den Draht zu den „richtigen“ Menschen zu verlieren, rufen den „Tag der Praxis“ aus. Manche arbeiten dann in Kindergärten, wo sie unnötigerweise die lieben Kleinen verschrecken, oder graben öffentliche Parkanlagen um, die dann für viel öffentliches Geld wieder zurückgegraben werden müssen. In den Apotheken lief natürlich alles bestens. Die Gehe-Chefs trafen sich mit den Apothekern von „Gesund leben“ zum Gedankenaustausch lieber auf der Titanic.
Bei Phoenix heißt es demnächst: Leinen los! Die neue Eigenmarke Livsane startet im Juni. Gut, dass viele Deutsche nicht so gut Englisch sprechen, sonst könnte aus Livsane schnell mal „insane“ werden. Das steht für „wahnsinnig“ und „irre“. Phoenix erhofft sich europaweit einen dreistelligen Millionenumsatz. Wirklich irre! Parallel dazu startet das neue Kooperationsprogramm „Livplus“. Liv steht für Leben, plus für Mehrwert.
Dass der Großhandel das Rückgrat der Apotheken ist, hat auch das Verwaltungsgericht Magdeburg erkannt. Bis vor Kurzem dachte man, dass der Weg von der Apotheke bis zum belieferten Krankenhaus nicht länger als eine Stunde dauern darf. Nun wissen wir: Nebbich, es kommt auch darauf an, wie weit es die Apotheke bis zur nächsten Großhandelsniederlassung hat. Wann kommen nochmal die Lieferdrohnen?
Drohnen hätten DocMorris in dieser Woche auch nicht gerettet. Die Versandapotheke musste sich von der Konkurrenz vor Ort helfen lassen. Eine Kundin aus Seeheim-Jugenheim wusste zwar genau, dass sie in der Apotheke im Ort nicht mehr so gern gesehen wird, seit sie im Internet bestellt. Leider konnte ihre Stammapotheke in Holland das Antidiabetikum Komboglyze aber nicht beschaffen. Kontingent erschöpft, so die Diagnose. Der Menschen-Apotheker half ihr aus der Patsche. Umgekehrt sind bislang keine vergleichbaren Fälle bekannt.
Und dann auch noch Ärger in Hüffenhardt – hartes Pflaster für Automaten! Drei Apotheker wollen das DocMorris-Terminal verbieten lassen. Für die Zur Rose-Tochter läuft das unter Peanuts. Die Versandapotheke verklagt nämlich jetzt die Apothekerkammer Nordrhein, weil deren Juristen jahrelang gegen ihre Bonusmodelle prozessiert hatten. 2,6 Millionen Euro Schadenersatz. Umgerechnet in Automaten sind das – ach, rechnen Sie es doch am besten selbst aus.
Immer für ein Späßchen zu haben, ist auch KKH-Chef Ingo Kailuweit. Bevor er im Herbst in Rente geht, würgt er seinen Kollegen en passant noch eine rein: 113 Krankenkassen braucht kein Mensch, 30 reichen – meint Kailuweit. Die übrigen 83 sind bestimmt nicht traurig, wenn es endlich Herbst wird.
Die einen gehen, die anderen kommen: Die Klimaschutz-Aktivistin Jutta Paulus ist neue Landeschefin der rheinland-pfälzischen Grünen. Die Apothekerin verspricht, dass sich ihre Partei um das Apothekenhonorar kümmern wird. Wie viel Einfluss sie dabei selbst geltend machen kann, steht in den Sternen. Bekanntermaßen ist das Verhältnis ihrer Parteifreunde zu ihren Berufskollegen nicht das Beste.
Auch FDP-Chef Christian Lindner muss einen Weg finden, wie er zu den Apothekern zurückfinden kann, nachdem er sich öffentlich von ihnen losgesagt hat. Und so orakelt er, gegen das Fremdbesitzverbot und gleichzeitig gegen den Beschluss gegen das Fremdbesitzverbot zu sein. Wie bitte? Wenigstens eines ist für Lindner glasklar: Schuld sind auch die „monatelangen, unterirdischen und denunziatorischen Kampagnen gewisser Apotheker-Medien“. Jawoll! Schönes Wochenende.
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