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Undercover-Agentin in Apotheke eingeschleust

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Berlin -

Das ist die Geschichte von Steffi. Sie hatte einen Auftrag, sie sollte Apotheker jagen. Denn der Fernsehsender wollte eine Story, am liebsten einen Skandal. Aber Steffi wusste nichts über Apotheken und kannte auch niemanden. Also begab sie sich auf eine lange Reise, die sie bis ins Herz der Offizin führte.

Steffi hatte ihren Abschluss in angewandter Kommunikationsphilosophie in der Tasche, wollte unbedingt zum Fernsehen. Also heuerte sie bei einem Privatsender an und war stolz wie Bolle, als sie ihren ersten Auftrag erhielt – und gleich ein Investigativstory. Gefragt war eine größere TV-Reportage zum Thema ‚Arzneimittelpfusch‘, ein Apotheker, der auspackt und von den dunklen Machenschaften in Apotheken erzählt.

Aber Steffi wollte es richtig machen: Sie bewarb sich für ein Zweitstudium und schrieb sich in Greifswald in Pharmazie ein. „OMG! In einer Woche Antrittsklausur“, schrieb sie in ihr Recherchetagebuch. Aber sie biss sich durch und weil sie schlau und fleißig war, schaffte sie das Studium sogar in der Regelstudienzeit.

Sie bewarb sich in einer Apotheke in ihrer brandenburgischen Heimat und bekam sofort eine Stelle. Die Inhaberin war so froh, dass sie nach einem ersten Telefonat auf ein Vorstellungsgespräch gänzlich verzichtete und den Arbeitsvertrag gleich in die Post gab. „Personalnot!!!“ notierte Steffi in ihre Themenliste.

Die erste Zeit war hart in der Apotheke. „Die Kolleginnen sind unheimlich nett und helfen mir immer, aber diese Rabattverträge…“ Die Chefin erklärte ihr die Sache mit den Nullretaxationen, Steffi schrieb das neu gelernte Wort gleich neben „Bürokratie“ auf ihre Liste. „Genehmigungsantrag für Hilfsmittel“ und „Lieferengpässe“ folgten darunter.

Als sie eingespielt war, machte ihr die Arbeit sogar richtig Spaß. Sie mochte die Gespräche mit den Kunden, das Gefühl, den Menschen mit ihrer Arbeit wirklich zu helfen. Ihre Themen waren bei dem Privatsender allesamt durchgefallen. Den einzigen echten Skandal hatten sich überdies die Kollegen von Correctiv schon geschnappt. Also zog Steffi einen Schlussstrich: Sie löschte die verdeckten Filmaufnahmen – es war sowieso nichts Dramatisches dabei gewesen – und sagte dem Sender ab.

Heute arbeitet Steffi noch immer der Apotheke und ist sehr zufrieden. Neulich hatte sie Besuch von einem Testkäufer. Die versteckte Kamera hatte sie natürlich sofort gesehen. Und sie kennt auch den enttäuschten Blick des Lockvogels, wenn dieser gut beraten die Offizin wieder verlässt. Schon wieder kein Skandal… Ach gäbe es mehr Steffis. Um ehrlich zu sein: Gäbe es doch wenigstens eine!

Was es wirklich gibt: RTL-Reporterinnen, die bei Ebay Apothekeninsider suchen. Ist ihnen aber auf Nachfrage dann wenigstens doch ein bisschen peinlich. Hier ein paar Tipps. Andere testen Apotheken schlichter. Vor allem bei Versandapotheken ist das sehr einfach, weil sich deren Qualität zumindest aus Kundensicht meist in Euro und Cent messen lässt. Und einen Warenkorb an der Kasse vergleichen kann man auch ohne Zweitstudium.

Da intensiver Preiswettbewerb immer auf die Marge drückt, müssen die Versender am Umsatz schrauben. Und wenn die Werbeeffekte nicht reichen, muss man eben zukaufen. DocMorris hatte die Shoppingtour ja schon angekündigt, Eurapon war das nächste Opfer. Also der nächste Partner, denn es wurde schließlich nur die Lagerhalle übernommen. Wir sprechen uns in einem Jahr wieder.

Genau vor einem Jahr hat der EuGH sein kreatives Urteil zu Ungleichheiten im Binnenmarkt gesprochen und ausländischen Versendern Rx-Boni erlaubt. Die Politik sondiert noch mögliche Reaktionen, im Markt zeigen sich erste Effekte. Vor allem die deutschen Versender leiden. Sanicare hat es dabei nach eigenen Angaben gar nicht so schlimm erwischt, dafür hat die Versandapotheke ganz anderes Sorgen.

Dass Größe allein nicht reicht, muss offenbar auch die Sabelus XXL Apotheke in Hennigsdorf erfahren. Nach gut einem halben Jahr ist schon wieder Schluss – obwohl noch niemand weiß, warum die Apotheke schließt. Aber keine Auskunft ist ja manchmal auch eine Auskunft in solchen Konstruktionen. Zumindest für die Abholer ist gesorgt. Hoffentlich gibt es nicht zu viele Rückfragen, fröhliches Pillenraten mit den Stammkunden kennt schließlich fast jede Apotheke. Genauso wie dumme Sprüche, weil etwas bestellt werden muss: „Sie haben ja nie was da!“

Ebenfalls leidlich bekannt sind unangenehme Nachfragen des Betriebsprüfers. Und einem Finanzbeamten glaubhaft zu machen, dass man wirklich keine 999 Einhornwärmflaschen an Lager hat, obwohl die PKA-versaute Software etwas anderes behauptet, kann echt anstrengend sein. Mal ehrlich, lieber Fiskus, wenn dich jemand reinlegen will, dann nicht mit einem Finanzfriedhof der Kuscheltiere. Der Wert einer gewissenhaften Inventur ist in solchen Fällen trotzdem nicht zu leugnen, Sie werden einen Handgelenksriemen finden...

Der Großhandel kann zumindest dabei helfen, den Einkauf zu sortieren. Außer Herr Blümel, der ist nicht mehr bei Gehe! Aber wenn Sie Ihren Außendienstler das nächste Mal im Büro sitzen haben, sprechen Sie ihn doch einfach mal auf den Skontoprozess an. Denn mittlerweile ist offiziell, dass der Versuch, Skonti gerichtlich abzuschießen aus dessen Reihen kam. Wer jetzt eine Wette verloren hat, bitte melden. Bitte melden! Na, dann eben nicht. Schönes Wochenende!

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