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Parteispenden auf dem Apothekertag

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Berlin -

Selbst im reichen Bayern ist offenbar nicht alles aus Gold. Die CSU bittet bei den Apothekern um Parteispenden für eine wohlwollende Politik. Doch dem Vernehmen nach hatte der Aufruf auf der CSU-Internetseite noch nicht den gewünschten Effekt. Parteichef Horst Seehofer will deshalb höchstpersönlich zum Deutschen Apothekertag (DAT) nach Düsseldorf reisen und weitere Mittel eintreiben. Die anderen Parteien haben das durchaus bemerkt und planen nun ebenfalls Aktionen.

Ein bisschen beschämt soll Seehofer gewesen sein, als er den ersten Kontoauszug nach dem Spendenaufruf gesehen hat. Immerhin war es seine Idee gewesen: Die Apotheker daran erinnern, wer sich für das Rx-Versandverbot und weiland schon für die Notdienstpauschale eingesetzt hat, und dann um einen kleinen Beitrag zu dieser Politik zu bitten. Der CSU-Chef hatte sich vielleicht nur betreffend der Einkommensverhältnisse der Pharmazeuten verkalkuliert.

Ein Horst Seehofer gibt sich aber so schnell nicht geschlagen. Er weiß, dass er die Menschen im persönlichen Gespräch überzeugen kann und er will es selbst vor Ort versuchen, bei den Saupreißn in Düsseldorf. Er besorgt sich eine Sammelbüchse, leiht sich ein Pony vom Zirkus Leopold und fährt mautbefreit über den Weißwurstäquator. Vor dem Kongresszentrum will er sich mit Kleinpferd Merlin aufbauen. Motto: Mia san hier. Ihr freundlicher Ex-Minister mit dem Herz für die Apotheken.

Bei der Schwesterpartei CDU wurde die Aktion zunächst belächelt. Aber dann wies der Finanzminister knöchern darauf hin, dass Parteispenden eigentlich zum eigenen Markenkern gehören. Als Kontrapunkt zum Pony vor der Tür haben sich die Parteistrategen der CDU eine Sammelaktion überlegt, die den ersten Buchstaben des Parteinamens zitiert: Während des DAT soll ein Klingelbeutel herumgereicht werden.

Die SPD wollte sich wie gewohnt für Redner oder Teilnehmer an der Diskussionsrunde bezahlen lassen, aber die gängigen Honorare wollten die Apotheker nicht bezahlen. Die Schröders und Steinbrücks dieser Welt haben die Preise ganz schön versaut. Spargelsaison ist auch nicht, also bleiben die Sozen der Veranstaltung in schöner Tradition fern. Die Grünen sowieso, die können mit local business sowieso nicht so viel anfangen.

Die FDP hatte kurz überlegt, ob sie in ungewohnter Selbstironie einen Eiswagen vor dem DAT aufbauen und Mövenpick verkaufen soll. Aber erstens war das damals eigentlich die CSU mit der Hotelsteuer, zweitens hat die FDP auf der Messe sowieso einen Stand für ihre eigene Apothekenkette und drittens fehlt den Liberalen das Personal für die Besetzung des Eiswagens. Dabei wäre ein bisschen Kleingeld ganz hilfreich gewesen, hat doch Parteichef Christian Lindner die an sich üppigen Parteispenden für seine black&white-Shootings verbraten.

Die Linke will gar nicht das Geld der Apotheker. Lieber endlich mal ihre Stimme bei der Bundestagswahl. Schließlich setzt sich die Partei aus Überzeugung seit Jahren für die Apotheke vor Ort ein und schneidet in den Umfragen auch immer gut ab – bislang allerdings anscheinend nur dort. Die Piraten wollen auf dem DAT ebenfalls nicht sammeln, sie kommen sich das Geld einfach holen. Und die AfD ist immer noch sauer auf die Apotheker, weil die so viele Flüchtlinge erfolgreich integrieren.

In Wirklichkeit werden die Apotheker auf dem DAT nur mit CDU und Die Linke diskutieren können, der Rest macht woanders Wahlkampf. Aber auch auf der Straße kann man mit Apothekern in Kontakt kommen. So wie die SPD-Abgeordnete Elvira Drobinski-Weiß, die an ihrem Stand Besuch von einem Apotheker aus Achern bekam. Sie fühlte sich von seinem Auftritt diffamiert und ungerecht behandelt, er möchte jetzt nicht mehr darüber reden. Sozusagen unter dem Wahlradar fliegen.

So heißt das Wahlkampfprojekt der ABDA, das sich bis zum 24. September noch steigern kann. Immerhin: Beim Wahlcheck des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) hat ein FDP-Politiker verkündet, er sei für ein Rx-Versandverbot. Und obwohl sich gerade die Julis aus seinem Bochumer Ortsverband als neue Anti-Klientelpartei zu profilieren versucht hatten, sieht FDP-Mann Olaf in der Beek auch für seine Partei noch Hoffnung auf Besserung. Nur Parteichef Lindner pflegt nicht die ganze hohe Diplomatie, wenn er sagt, Verbandschef Dr. Klaus Michels sei nicht seine Gewichtsklasse. Dabei war er früher selbst mal etwas beleibter, wie die Illustrierten zu berichten wussten.

Aber trotzdem, Westfalen-Lippe ist ganz weit vorn: Bei einer gemeinsamen (!) Veranstaltung haben Kammer und Verband Maria Klein-Schmeink eine Zusage abgerungen: Sollten die Grünen nach der Wahl in die Verlegenheit kommen, über einen Koalitionsvertrag verhandeln zu dürfen, wäre man bei einem vorübergehenden Rx-Versandverbot wohl kompromissbereit. Das klingt doch schon besser. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der für die Union die Verhandlungen zu Gesundheit führen wird, hat diesen Punkt schon zur Bedingung erklärt.

Rückendeckung bekommt Gröhe jedenfalls von der Noweda. Die Genossenschaft steigt aus Gründen mit in den Wahlkampf ein und verschickt an die Apotheken Munition. In dem Infomaterial für Apothekenkunden steht zwar nicht direkt drin, dass alle Patienten die Union oder Die Linke wählen sollen, aber zwischen den Zeilen liest man doch, dass es die Apotheke vor Ort bald nicht mehr gibt, wenn sie ihr Kreuzchen woanders setzen.

Branchenprimus Phoenix macht keine Politik. Höchstens intern. Die neue Firmenpolitik sieht nämlich eine zentralisiertere Kontrolle der Niederlassungen und ihrer Konditionen für die Apotheken vor. Leider schließt das Entlassungen mit ein, auch einige hohe Herren werden sich vermutlich einreihen müssen. Einreihen werden sich auch die Linda-Apotheken und künftig statt des eigenen Magazins die Apotheken Umschau anbieten.

Noch schnell aus der Crime-Abteilung: In Potsdam, Berlin, Hamburg, Rostock und Hennef haben 130 Polizisten 28 Standorte durchsucht, beschuldigt sind auch zwei Apotheken. Es geht um Unterschlagung und vermutlich falsche Abrechnung. Wenigstens kamen keine Personen zu Schaden – anders als beim Zyto-Skandal in Bottrop. Dort gab es in dieser Woche eine Demo für schärfere Apothekenkontrollen. Und Sanicare wird Dusel-frei.

Die Kassen kontrollieren die Abrechnungen der Apotheken schon heute sehr scharf. Die Barmer retaxiert sogar pharmazeutische Bedenken. Hätte sich der Apotheker doch ein neues Rezept bringen lassen können. Klar, die Ärzte und Patienten freuen sich. Worüber sich Apothekenkunden offenbar wirklich freuen: Einhörner. Versuchen Sie es! The trend is your friend! Schönes Wochenende!

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