Die SPD und die Apotheker werden in dieser Legislaturperiode wohl keine Freunde mehr. Die ABDA ist sauer, weil sich die Sozialdemokraten gegen ein Rx-Versandverbot sträuben. Und die SPD ist beleidigt, weil die Apotheker deshalb in der Offizin Wahlkampf betreiben. Beide Seiten fühlen sich im Recht und wie so oft bei einem Streit: Keiner von beiden profitiert.
Für eine neue „Apothekerpartei“ besteht wahrlich kein Bedarf. Denn was passiert, wenn eine Partei mit allen Mitteln gegen diesen Ruf ankämpft, erleben die Apotheker mit der sogenannten FDP. Die SPD hat sich in der Vergangenheit auch nicht besonders um diesen Posten beworben. Muss sie auch nicht. Doch Haltung und Äußerungen führender Sozialdemokraten verstören die Teams in den Apotheken dann doch. Gerade weil die SPD mit ihrem Markenkern den Angestellte – und mit Abstrichen auch den Inhabern – eigentlich eine natürliche politische Heimat bieten könnte.
Aber irgendwie will sie nicht. Erst hatte Fraktionsvize Karl Lauterbach ein Rx-Versandverbot als Tausch gegen einen Zuzahlungserlass für Chroniker angeboten. Das fanden nur die Kassen doof. Aber die finden alles doof, was Geld kostet und/oder den Apothekern hilft. Doch dann rochierte die SPD nach Gabriels Rückzug ihr Personal in den Wahlkampfmodus und das Rx-Versandverbot starb im Koalitionsausschuss.
Und jetzt will die ABDA auch nicht mehr. Ein weiteres Gesprächsangebot von Karl Lauterbach wurde brüsk ausgeschlagen. Das ist zwar menschlich verständlich, weil man sich vermutlich schon bei der letzten Gruppentherapie mit der SPD und den Versendern aus In- und Ausland nicht mehr viel zu sagen hatte. Aber es entspricht nicht unbedingt den diplomatischen Gepflogenheiten.
Ergebnislose Treffen gehören nun einmal zur Politik dazu, „immer im Gespräch bleiben“ lautet die Devise. Die ABDA wird sich auch nach der Bundestagswahl mit der SPD arrangieren müssen. Und das wird sie auch. „Du bist nicht mehr mein Freund! Und ich lade dich auch nicht zu meinem Geburtstag ein“ waren in der Geschichte der Menschheit selten ernst gemeinte Drohungen. Wer weiß, vielleicht sehen die Verhältnisse nach der Landtagswahl in NRW schon wieder ganz anders aus.
Lauterbach jedenfalls lässt erste Anzeichen von Angst erkennen, die Apotheker könnten tatsächlich mehr oder weniger geschlossen Wahlkampf für die Union machen. Vereinzelt haben Apotheker/innen tatsächlich schon Aktionen gestartet und beispielsweise in der digitalen Sichtwahl auf die Positionierung von SPD und Grünen hingewiesen. Lauterbach meint, die Apotheker ließen sich von der Union für dumm verkaufen. Die Apotheker haben so ein Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit ist.
Den Apothekern eine Karte verkaufen will Moses Gonbadi. Ihm ist aufgefallen, dass es Gutscheinkarten für jede Branche gibt, also eben für fast jede. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft soll in Drogeriemärkten und Tankstellen „Die Apothekenkarte“ als ideales Geschenk für Oma und Opa angeboten werden. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé kooperiert und will sein Nahrungsergänzungskonzernmittel Meritene damit endlich in die Apotheken bringen.
Aus Apotheken raus müssen dagegen Notfall-Pens: Hersteller GSK startet auch in Deutschland aus Sicherheitsgründen einen Rückruf. Zu Engpässen sollte es aber nicht kommen. Anders als regelmäßig bei Generika. Der Großhändler Noweda ruft die Apotheken zu einer gemeinsamen Protestaktion auf. Die politische Kampfeslust der Genossenschaft ist mit den Aktionen zum Rx-Versandverbot in neue Dimensionen aufgestiegen. Mal sehen, ob es hilft.
Die Apothekenteams dürfen dagegen nicht gegen die SPD streiken, erklärt Adexa-Chef Andreas May. Denn die Gewerkschaft dürfe nur in Tarifstreitigkeiten zum Arbeitskampf aufrufen. Innerbetriebliche Konflikte wie Mobbing sind schon eher Gewerkschaftssache. Tatsächlich haben schon etliche Angestellte in ihrer Apotheke solche Erfahrungen machen müssen. Eine PTA erzählt von einer ehemaligen Filialleiterin, die gleich das ganze Team gemobbt hat.
Es gibt Kunden, die kaufen besonders gern China-Öl. Was überrascht: Viele von ihnen kommen aus China. Es gibt viele typische Apothekenkunden, jeder kennt sie, nicht alle sind gleich beliebt. Problematisch wird es aber erst, wenn zu viele Kundentypen fehlen, will sagen, die Kunden ausbleiben. So erging es der Easy-Apotheke in Ansbach. Weil in der Nähe zwei Center die Kunden anlockten und absaugten, musste die Apotheke nach zehn Monaten wieder schließen. Gegen das Lage-Lage-Lage-Gesetz kann auch eine Kooperation nichts ausrichten.
Leichter haben es in dieser Hinsicht Versandapotheken, denn die müssen sich um ihren Standort nicht scheren. Das Geschäft ist trotzdem nicht leicht, weil der Preisdruck im Netz natürlich größer ist. Daher konsolidiert sich die Branche. Jetzt hat Apo-Discounter das Versandgeschäft von Medipolis übernommen.
Ihr Cannabis abholen müssen sich Patienten auf jeden Fall in der Apotheke vor Ort. Und falls die Apotheke nicht ganz vor Ort ist, dürfen sie auch mit dem Auto fahren. Klingt lustig, ist für Betroffene aber echt wichtig. Nur Dope außerhalb der Verordnung sollte man nicht dabei haben. Doping aufgedeckt hat Apotheker Dr. Simon Krivec – und zwar in seiner Doktorarbeit.
Während bei Alliance „nur“ der Chef wechselt, fürchten bei Mundipharma hunderte Angestellte um ihre Jobs. Ein Autokorso am Donnerstag sollte das verhindern. Bei Apothekern droht nicht die Entlassung, im Ernstfall allenfalls die Pleite. Was für den eigenen Erfolg angeblich hilft: Eine Prise Selbstüberschätzung. Was gegen Vitamin D-Mangel hilft: Sich jeden Mittag eine Stunde nackt in die Sonne legen. Viel Spaß dabei, dass in Ihren Alltag zu integrieren und: Schönes Wochenende!
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