Diesmal haben es die Apotheker geschafft und sind pünktlich auf einen Hype aufgesprungen. Statt das gute Geld für teure Stars, Kinospots oder Plakatkampagnen im Hauptbahnhof auszugeben, hat die ABDA jetzt einen Deal mit Nintendo geschlossen und alle Apotheken in Pokéstops verwandelt. Der Plan: Das Augmented-Reality-Spiel soll mehr junge Kunden in die Apotheke locken.
Dass die Apotheker nicht schon früher darauf gekommen sind: Positionsbezogene Spiele sind DAS Mittel, um internetaffine Kunden von der Online-Bestellung abzuhalten und für die Apotheke vor Ort zurückzugewinnen. Gemischt mit dem Pokémon-Kult und dem Bedürfnis vieler Menschen nach sinnfreier Zerstreuung treibt nicht einmal eine veritable Grippewelle mehr Menschen in die Offizin.
Zwar muss man sich erst daran gewöhnen, dass immer mehr Kunden in der Apotheke auf ihr Smartphone starren (also noch mehr als ohnehin schon) und Pokémon jagen. Aber dafür sind die Kunden viel besser gelaunt, wenn gerade ein Pokémon-Ei geschlüpft ist oder sie Pikachu erwischt haben. Vielleicht vergisst der ein oder andere auch nach der Umschau zu fragen/verlangen. (Siehe auch: Tagesspiegel-Umschau-Test.)
Noch ein Vorteil: Weil man für das Spiel endlos durch die Gegend rennen muss, und das gesund ist, sollen die Apotheker wegen ihrer Beteiligung nun doch ins Präventionsgesetz aufgenommen werden. Nur eines dürfen die Apotheker nicht: PokéCoins als Belohnung für die Rezepteinreichung abgeben – Taler als Rx-Boni sind nämlich verboten, jedenfalls vorerst noch. Team DocRocket arbeitet daran.
Kämpfe zwischen Pokémon werden in den sogenannten Arenen ausgetragen. Die Stada-Zentrale in Bad Vilbel hat sich als Standort beworben. Denn bei der Hauptversammlung Ende August dürfte es in der Tat zu Machtkämpfen kommen. Der aktivistische Investor will den Aufsichtsrat nach eigenen Vorstellungen besetzen und die Vorschläge des Vorstands nicht akzeptieren. Es droht Tumult. Immerhin: Ein neues Logo ist schon konsentiert.
Einklinken könnte sich auch die Noweda. Denn wo Daten sind, ist die Genossenschaft nicht fern. Und Pokémon Go verwendet die Ortung der mobilen Endgeräte. Der Großhändler könnte so nachverfolgen, wohin die an die Apotheke ausgelieferten Arzneimittel nach Abgabe transportiert werden. Bis es so weit ist, begnügt sich die Noweda damit, sich von den Apotheken die Bon-Daten zu besorgen. Angeblich geht es um eine bessere Lagerhaltung. Genau wie bei der „Aktion Finderlohn“, die sogar schon nach Geocaching klingt.
Viel draußen unterwegs sein werden auch die Lieferanten von Sterilrezepturen in einigen Regionen im Nordosten der Republik. Die AOK hat ihre Zuschläge bei ihrer Zyto-Ausschreibung erteilt. Bis zu 200 Kilometer sind die Gewinner von den onkolgischen Praxen entfernt. Das ist eine großzügige Definition von wohnortnaher Versorgung. Auch die Haltbarkeiten der Wirkstoffe müssen teilweise großzügig ausgelegt werden.
Aber darin sind die Kassen erprobt. Ein Apotheker streitet seit Jahren mit der AOK Bayern um Verwürfe bei der Herstellung. Man staune: Die erste Runde vor dem Sozialgericht hat er gewonnen. Die Kasse ging natürlich in Berufung. Beim Thema Verfall ist das Bundesgesundheitsministerium (BMG) allerdings streng – und warnt die Apotheker.
Dafür scheint es aus Gröhes Haus nun doch Unterstützung gegen den Ausschreibungswahnsinn zu geben: Die freie Apothekenwahl findet das Ministerium jedenfalls gut. Das Bundessozialgericht hatte diesbezüglich ja eine sehr eigene Meinung vertreten.
Überraschend war auch die Argumentation des Landgerichts Dresden in einem ganz aktuellen Fall. Demnach müssen die Apotheken selbst für einzelimportierte Arzneimittel die Preisverordnung beachten, obwohl es gar keinen Listenpreis gibt. Die klagende private Krankenversicherung durfte dem Gericht einfach einen im Ausland gängigen Preis plausibel machen. Großhandelsmarge drauf, Apothekenhonorar, fertig. Der Rest der Rechnung war „teilnichtig“ und müsse zurückerstattet werden, schmale 15.000 Euro. Natürlich nicht rechtskräftig!
Geld zurück bekam dagegen eine Kollegin in den USA: 31 Millionen Dollar gab es für eine Apothekerin, nachdem sie den Filialschlüssel verloren hatte und deswegen von Walmart gefeuert worden war. Sie kann sich den Rest des Jahres also frei nehmen und Pokémons sammeln. Andere jagen dem Gold nach: PTA Maren Kock will bei den Olympischen Spielen in Rio eine Medaille holen.
Ihr eigenes Augmented-Reality-Spiel hat Petra Hinz erfunden. Die SPD-Politikerin hatte nämlich weder Abitur noch Jura studiert, dies aber stets behauptet. Als der Schwindel aufflog, legte sie ihr Mandat nieder. Etwas weniger geschummelt hat offenbar Sanicare. Die Versandapotheke ist nach eigenen Angaben „größte Versandapotheke in Deutschland“. Die Wettbewerbszentrale hätte dazu gerne einmal Zahlen gesehen.
Kein Pokémon, sondern einen Storch hat eine Apotheke in Franken gefangen – und zwar ganz echt in der nicht-erweiterten Realität. Der Jungvogel war von seinen Eltern zurückgelassen worden und muss nun wieder aufgepäppelt werden. Was leistet die Apotheke nicht alles. Kunde, Patient, krank oder verletzt, Mensch und Tier – schnapp' sie Dir alle! Schönes Wochenende!
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