Der Gockel hat gekräht. Hexal trägt den Kamm stolz vor Ratiopharm oder Pfizer. Aber nicht nur beim Kampf um Sildenafil, sondern auch beim Ringen um Celesio war viel Testosteron im Spiel. McKesson hat es erst im zweiten Anlauf zum neuen Großaktionär in Stuttgart geschafft; in der ersten Runde hatten sich alle Beteiligten zu sehr aufgeplustert. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und sein Vize Mathias Arnold dagegen müssen erst noch beweisen, dass sie sich mit ihrer Idee von einem Leitbild durchsetzen können.
McKesson ist neuer Großaktionär und damit bei Celesio an der Macht. Haniel hat seine mit Hilfe von Elliott auf 76 Prozent aufgestockten Anteile an den US-Großhändler verkauft, der Hedgefonds hat seine Wandelanleihen abgegeben. Nach allerlei Bohei hat man sich doch zusammengerauft. Was die neuen Machtverhältnisse für die deutsche Großhandelstochter Gehe und die Apotheker bedeuten, war im Ringen auf den Finanzmärkten nebensächlich.
Überhaupt: der Pharmagroßhandel. Wohl in keinem anderen Bereich, der mit Apotheken zu tun hat, geht es derart „maskulin“ zu. Regelrecht erfrischend, wie man bei AEP ganz unpretentiös an der eigenen Ausrichtung – und am Ende womöglich an einer Revolution des Marktes – feilt. Der neue Anbieter hat keine vier Monate nach der Eröffnung seine Konditionen umgestellt. Statt eines Mindestbestellwerts von 500 Euro pro Fahrt, müssen Apotheken jetzt wenigstens 25 verschreibungspflichtige Arzneimittel bestellen. Dadurch will der Großhändler die Einstiegshürde für Neukunden senken.
Eher nüchtern dürfte es derzeit auch bei Actavis zugehen: Nur zwei Jahre, nachdem der US-Konzern Watson den einstmals isländischen Hersteller über- und dessen Namen angenommen hat, wird jetzt ausgerechnet das Geschäft in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern abgestoßen. Vielleicht haben sich die Amerikaner einfach verhoben? Global fatal? Die Märkte sollen jetzt dem indischen Hersteller Aurobindo Glück bringen.
Ganz anders Ex-Konzernchef Dr. Claudio Albrecht. Er will sein eigenes Business aufbauen und ist gemeinsam mit Geschäftspartnern auf Einkaufstour. Ein neuer Generikariese soll entstehen, ausgerechnet. Dass Albrecht Investoren gefunden hat, ist vermutlich eher eine Wette auf seine Erfahrung als auf das Geschäft an sich. Bei einem spanischen Hersteller ist der Kaufvertrag nahezu unter Dach und Fach, Deutschland soll folgen.
Durchsetzungskraft ist bei der ABDA gefragt. Schmidt und Arnold sind derzeit auf Promotour. Im Gepäck haben sie nach eigenem Bekunden gerade kein fertiges Leitbild, dafür schöne Worte, Überzeugungswillen und ein Ohr für neue Ideen. Die ABDA-Spitze will die Basis zur regen Debatte animieren. Auch wenn man unter den Apothekern noch zweifelt, wartet mancher auf den Start – und seine Zugangsdaten.
Auch hier geht es aber nicht ganz ohne Ego: Westfalen-Lippes Verbandschef Dr. Klaus Michels lässt die Muskeln spielen und warnt kurz vor Schmidts Besuch öffentlich vor wirtschaftlichen Beschränkungen der Apothekentätigkeit. Schmidt wird dort nicht taktieren können.
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