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Mehr Geld, mehr Stockwerke, mehr Tore!

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Berlin -

Gleich zu Anfang der Woche will die ABDA hoch hinaus: Zwei zusätzliche Etagen sollen auf das Berliner Apothekerhaus in der Jägerstraße aufgepfropft werden. Geschätzte Kosten: 15 Millionen Euro. Hinzu kommen sowieso nötige Renovierungen: Macht insgesamt 26,5 Millionen Euro. Das alles für derzeit 64 Mitarbeiter in- und weitere zwei Dutzend aushäusig. Ein Rück- und Ausblick.Detail

Um den Ärger abzukühlen, half der Blick in die Glotze: Denn auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft stapelte hoch. Gleich das Auftaktspiel ging 4:0 gegen Portugal aus. Da waren der Samstag und Ghana noch weit weg.

Mit der ABDA ging es dann am Dienstag heiter weiter, denn auch im Apothekerhaus in Eschborn dräut der Brandschutz. Auch das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) direkt nebenan braucht eine brandschutztechnische und energetische Sanierung. Beim ZL ist man kreativ und setzt zur Finanzierung aufs Betteln – Verzeihung, aufs Crowdfunding per Banner im Netz. Merke: „Wenn jeder nur einen kleinen Beitrag leistet, wären unsere finanziellen Sorgen (…) schnell behoben“, heißt es auf der ZL-Website.

Und das liebe Geld bleibt Thema: Die Einführung der neuen Festbeträge zum 1. Juli könnte in den Apotheken zu erheblichen Problemen führen. Den Patienten drohen spürbare Aufzahlungen – auch für Rabattarzneimittel. Die Kassen feiern derweil die Festbeträge als Mittel gegen die Preisillusionen der Pharmahersteller.

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) fordert eine „Dynamisierung des Honorars“ und außerdem ein Ende der Nullretaxationen. Mehr Geld gibt es aktuell zumindest für die geleisteten Notdienste. Derweil hat sich die DAK mit einem Urteil des Sozialgerichts Lübeck munitioniert: Formfehler gibt es gar nicht, so der Tenor.

Über die Apothekerhausaufstockungabsichten der ABDA diskutierte man bei der AKWL zum Teil hitzig. Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening versprach, das Bauvorhaben bei der ABDA-Mitgliederversammlung am 25. Juni kritisch zu bewerten. Vermutlich spekuliert sie auf einen Plan B oder C. Oder sie wollte ihren Amtsvorgänger und ehemaligen ABDA-Präsidenten Hans-Günter Friese nicht düpieren. Der verließ, wie aus Teilnehmerkreisen bekannt wurde, den Raum sicherheitshalber vor der Debatte. Er war vielleicht auch von der Diskussion über die Doppeloffizin seiner Tochter bedient.

Magdalene Linz, wiedergewählte Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, will zumindest auf eine Verschiebung der Abstimmung drängen und im Zweifel auch gegen das Projekt stimmen. Ins gleiche Horn stoßen die hessischen Apotheker. Nach der Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Hessen ist Verbandsvize Dr. Hans Rudolf Diefenbach überzeugt, dass sich die ABDA schwer tun wird, die notwendige Mehrheit für ihre Pläne zu bekommen.

Nach soviel heißen Diskussionen tut oft ein kühles Bier gut. Wer aber glaubt, sich mit einem alkoholfreien Schöppchen auf gesundheitlich etwas Gutes zu tun, wird von Richtern des Oberlandesgericht Hamm eines Besseren belehrt: Laut Urteil darf Warsteiner für sein alkoholfreies Bier nicht mit dem Prädikat „vitalisierend“ werben – die Brauer hatten keine spezielle gesundheitsbezogene Angabe beigefügt. Auch der Verweis auf das nur mäßig witzige Wortspiel mit dem Vornamen von Testimonial Vitali Klitschko half Warsteiner nicht.

Bier, allerdings alkoholvolles, braucht der Durchschnittsapotheker auch, wenn es um den bürokratischen Dschungel geht, der die Abgabe von Hilfsmitteln umgibt. Magere Erträge, hoher Aufwand, spezielle Qualifikationen: Nicht umsonst wählten unsere Leserinnen und Leser „Präqualifizierung“ 2011 zum Unwort des Jahres. Aber wer nicht will, kann es auch lassen: Einen Kontrahierungszwang gibt es für Hilfsmittel nicht.

Wer vom vielen kalten Bier kalte Füße bekommen hat, kann sich leider vorerst nicht mehr auf die Bären-Apotheken verlassen: Der Verbund aus Nordrhein-Westfalen musste diesbezüglich eine Schlappe hinnehmen. Die Zugabe von Socken auf Rezept bleibt ihm bis zum Ausgang des Verfahrens verboten. Noch im Januar konnten Kunden bei Abgabe eines Rezeptes Gutscheine für ein Paar Kuschelsocken einlösen.

In Bayern sollen Reimporte auch bei Aut-idem-Kreuz nicht ausgetauscht werden, was angesichts der Rabattverträge der AOK mit Exoten wie Euro Rx spannend werden dürfte. Die HIV-Apotheker hatten sich ja unlängst schon gegen Rabattverträge mit Reimporteuren stark gemacht, wegen der Fälschungen, wie es damals hieß. Jetzt ist wie zur Bestätigung bei Orifarm ein Plagiat aufgetaucht.

Und zum Schluss: Bei Trans-o-flex werden immer mehr Diebstähle bekannt. Die Zytoapotheker wollen die Hilfstaxe nicht für Zytoausschreibungen opfern. Auch Novartis ist das Feilschen leid: Der Konzern nimmt Galvus vom Markt.Die EMA prüft Ibuprofen, das BfArM ist laut Gericht bei Kava Kava zu weit gegangen. Zu weit gehen laut Justiz auch die Siegel von Öko-Test & Co., weil sie den falschen Eindruck erwecken, ein Produkt sei umfassend geprüft worden. Warentest ficht das nicht an: Bei Apothekentests habe man gar keinen Anspruch auf Repräsentativität.

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