Es war eine schwere Geburt: Nach 17 Stunden
Verhandlung
stand er dann aber doch, der Koalitionsvertrag. Apotheken werden
in dem
185-seitigen Werk vier Mal erwähnt, das ist immerhin vier Mal mehr
als im
Wahlprogramm der SPD – und auch häufiger als bei CDU und CSU.
Fraglich, was von dem Bekenntnis zu Freiberuflichkeit, inhabergeführter Apotheke sowie Fremd- und Mehrbesitzverbot zu halten ist – und warum das überhaupt nötig ist, wenn es sich doch um Selbstverständlichkeiten handeln sollte. Mit Kritik hält sich zumindest die ABDA zurück: Obwohl man sich in der Jägerstraße weit mehr erhoffen hätte können, zeigte sich auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zufrieden.
Wer im neuen Jahr Gesundheitsminister wird, wird noch nicht verraten. Erst sollen die Sozialdemokraten der Koalition zustimmen – Blinddating à la SPD. Wer auch immer es wird, für die Apotheken sieht es so schlimm nicht aus. Es droht offenbar erstmal kein Spargesetz, zumal zwei schon vereinbarte Ausgabenposten zuletzt noch gestrichen wurden: die Abwrackprämie für Kliniken und der verbindliche Präventionsobolus der Kassen.
Sprengkraft könnte an anderer Stelle liegen: Union und SPD wollen den Apothekennotdienst in die ambulante Notfallversorgung der Ärzte einbeziehen. Dass Arzt und Apotheker manchmal in verschiedenen Welten leben, kennen viele Pharmazeuten aus dem Alltag. Die beiden Systeme zueinander zu bringen, wird sich schwierig gestalten, besonders wenn man die derzeit geltenden Regelungen beachtet.
Die geltenden Gesetze hat auch das Bundessozialgericht bei seiner Entscheidung zu Null-Retaxationen beachtet. Vollabsetzungen sind aus Sicht der Richter Berufsrisiko – ob sie das auch so sähen, wenn bei unglücklichen Entscheidungen ihr Gehalt eingezogen würde? Aus Sicht der Apotheker wäre jedenfalls eine Interpretation der Gesetze an dieser Stelle wünschenswert gewesen.
Gewünscht hätte sich der US-Konzern McKesson sicher, die Übernahme von Celesio schnell über die Bühne zu bringen. Stattdessen grätscht der US-Investor Paul Singer dazwischen: Der hat sich ein Viertel der Anteile gesichert und versucht offenbar, ein höheres Gebot für die Aktien oder eine Abfindung zu erhalten.
Die inzwischen zu „Zur Rose“ gehörende Versandapotheke DocMorris plant einen Umzug. So richtig kann man sich aber zwischen Deutschland und den Niederlanden nicht entscheiden – also geht es direkt auf die Grenze, mit einer doppelten Anschrift und zwei Eingängen. Da kann die Apotheke zwar weiterhin niederländisch sein, aber DocMorris kann endlich mit einer deutschen Adresse werben.
Noch vor Weihnachten soll es in der Kasse klingen – wenn die erste Notdienstpauschale ausgezahlt wird. Reich wird davon keiner, aber die Geste zählt. Beim ersten Geldeintreiben gibt es ein paar hundert Nachzügler, die das System noch verinnerlichen müssen, oder Misstrauen gegenüber ihrem Rechenzentrum hegen. Die Strafzölle des Fonds werden künftig nachhelfen.
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