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Rezeptur-Stasi und Rabattquoten-Ossis

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Berlin -

Die Gängelung nimmt kein Ende. Die AOK Nordost will den Apothekern 97,2 Prozent Rabattvertragsquote diktieren, die Techniker Krankenkasse (TK) macht auf Rezeptur-Stasi und Drohnen kreuzen demnächst mit Blutkonserven die Route der Trabi-Touren. Von wegen „Wir sind das Volk“. Minister Gröhe schreibt derweil den ewigen Zwangsrabatt ins Gesetz und die alles wissende elektronische Gesundheitskarte begeistert mit einer zu langen Kassen-IK. Ein einsamer Lichtblick: die Grüne Schulz-Asche. Mal schauen, wie lange.

Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Nach einigen ziemlich düsteren Jahren erweist sich Kordula Schulz-Asche als klitzekleiner Lichtblick. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete findet Apotheker ganz schön wichtig, will den Apothekerberuf „aufwerten“. Ganz nett ist das. Vielleicht verpackt sie ihre Position auch nur ein wenig charmanter als Biggi Bender, Jürgen Trittin oder Claudia Roth. Für Apothekenketten wäre auch sie jedenfalls zu haben. Wie dem auch sei: Den letzten Platz auf der Beliebtheitsskala teilen sich in dieser Woche andere. Darunter einige Aspiranten, die einfach immer ganz hinten landen.

So schaffte es die AOK Nordost, mancher Apotheke mit einem Schreiben das wohlverdiente Wochenende zu versauen. Da hilft nur der gezielte Wurf in Ablage P. Die Kasse meint, eine Rabattvertragsquote von 97,2 Prozent sei in Zukunft das Maß der Dinge. Sonst noch was? 25 Jahre nach dem Leipziger 9. Oktober und nach der Befreiung von dumpfem Einheitsbrei und 5-Jahres-Plänen, schaffen es die AOK-Spezialisten, einen neuen Gängelei-Benchmark zu setzen. Vielleicht sind demnächst sogar 105 Prozent Rabattvertragsquote machbar?

Unterdessen hat die TK eine neue Spielwiese entdeckt: Nach Form- und T-Retax jetzt Rezeptur-Retax. Apotheken, die sich womöglich bei der Herstellung nicht an die Vorgaben gehalten haben, werden auf Verdacht auf Null retaxiert. Selbst Zuschussgeschäfte im Rahmen der Gemeinwohlpflichten schützen vor Abzocke nicht. Nullretaxationen aus den Musterprozessen werden ohnehin nachgeholt.

Umso derber ist es auch vor diesem Hintergrund, dass der Zwangsrabatt für solche besonders lieben Großkunden nun sogar gesetzlich festgeschrieben werden soll. Das jedenfalls hat Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in seinem Versorgungsstärkungsgesetz vor. 1,77 Euro sollen es auf Dauer sein, so wie die verhandlungsmüden Vertreter von DAV und GKV-Spitzenverband es angeregt hatten. Das Gezerre nervt, kostet Zeit und einig wird man sich ohnehin nicht mehr. Jetzt also kommt der Rabatt ins Gesetz. Nur von den wohlfeilen Leistungen der Kassen an die Apotheker ist dort keine Rede...

Verhandeln müssen Apotheker und Kassen stattdessen über eine Formulierung zur Retaxierung wegen kleinster Fehler. Ob es da besser läuft? Schon vor einem Jahr waren die Gespräche von den Kassen abgebrochen worden, weil das Verfahren vor dem Bundessozialgericht im Grunde gar nicht schlecht ausgehen konnte.

Gröhes Fachabteilung nahm auch andere Themen auf, die die Apotheker ihrem Minister mit auf den Weg gegeben hatten. Darunter eine Regelung für ein Entlassrezept. Das Problem aber: Es handelt sich noch nicht um einen finalen Gesetzentwurf, sondern nur um ein nicht abgestimmtes Papier aus dem Ministerium. Mal schauen, was irgendwann hinten rauskommt.

Neu ist, dass Ärzte seltener Antibiotika verschreiben. Hat sich etwa nun auch bei den Medizinern herumgesprochen, welche Folgen der Verordnungswahnsinn gerade hat? Nicht ganz herumgesprochen hat sich das jedenfalls bis zu den Tiermedizinern. Denn die schütten die Antibiotika immer noch allzu leichtfertig in die Futtertröge, besonders gern bei der Massentierhaltung.

Das Landwirtschaftsministerium findet das nicht so schön und hat KPMG beauftragt, das Für und Wider des Dispensierrechts zu hinterfragen. Die Experten wollen sich nicht zu einer Entscheidung durchringen, vielleicht gehört so mancher Hersteller zu den Kunden der wirtschaftsprüfenden Unternehmensberater.

Zwar seien Interessenkonflikte denkbar, aber eine Abgabe durch Apotheken würde wohl doch zu lange dauern, so das Fazit. Klar: Patienten können auf das Rabattarzneimittel warten, ihre tierischen Leidensgenossen nicht. Wo bleibt der Zwischenruf? Oder ist die Debatte zu gefährlich für Bundesapothekerkammer, DAV oder ABDA?

Die „Drohne der Woche“ ist in Frankfurt am Main abgehoben. Mit Blutkonserven soll sie von einer Klinik zur nächsten fliegen. Nur ein Vogel dürfe ihr dabei nicht in die Quere kommen, heißt es lapidar. Und auch nicht das Wetter. Oder eine nicht erteilte Genehmigung.

Unweit von Frankfurt sucht die Stada ihr Heil bei den Phytos, nur bei den Abverkäufen muss der Konzern noch zulegen. Boehringer räumt bei Antistax auf, AstraZeneca kürzt das Großhandelsskonto und Wick lagert seinen Außendienst aus. Die Treuhand hat in Leipzig personelle Probleme. DocMorris investiert im Aachener Dreiländereck mächtig Betongeld, setzt auf neues Lager und neue Logistik. Alles ganz schick, alles glänzend, alles DocMorris.

Gefährlich wird’s für religiös überzeugte Apotheker, die sich weigern, die „Pille danach“ abzugeben. In Berlin gab es erneut einen entsprechenden Farbbombenanschlag. Derweil müssen sich Juniorprofessoren in der Hauptstadt den kritischen Blicken und Fragen der Studenten stellen.

Was sonst noch geschah: Aponow-Gründer Markus Bönig glaubt, mit Verweis auf das Jameda-Urteil, alle Apotheken in sein Konzept einbinden zu dürfen. Großhandelsapotheken streiten vor Gericht und eine Apothekerin aus dem Saarland musste die bittere Erfahrung machen, dass ein Fax nicht als Beweis reicht, wenn sich Ärzte quer stellen. Ein Spritzenhersteller kauft den Rowa-Mutterkonzern CareFusion, die EMA braucht bei Ambroxol noch Zeit und pünktlich zum Tag der seelischen Gesundheit wird Johanniskraut Arzneipflanze des Jahres. Mal sehen, ob die Stimmung nächste Woche besser ist.

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