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Klamme ABDA, armer Shaw Julia Pradel, 08.06.2014 15:00 Uhr

Berlin - 

Deutschland schwitzt zum heißesten Pfingsten seit 50 Jahren. Eher unterkühlt könnte die Mitgliederversammlung der ABDA werden, wenn die Beiträge für den nächsten Haushalt besprochen werden. Haushalten müssen auch die Kassen, nachdem die Koalition die GKV-Reform beschlossen hat. Das dürfte aber nicht schwer werden, denn das Geld können sie sich immer von den Versicherten holen – oder den Apothekern. Ein Wochenrückblick.

Die ABDA will im kommenden Jahr mehr Geld ausgeben: Der Haushalt soll auf 16,1 Millionen Euro erhöht werden. Die Zeche zahlen die Mitgliedsorganisationen: Ihr Beitrag soll um 4,7 Prozent auf 14,8 Millionen Euro steigen. Besonders Hamburg muss tief in die Tasche greifen – der Beitrag der Hansestadt steigt um satte 12 Prozent.

Nach ARMIN und dem TK-Diabetes-Coach springt der Nächste auf das Pferd Medikationsmanagement auf: Ordermed-Chef Markus Bönig entwickelt einen Medikationscheck, bei dem die Industrie den Apothekern 20 Euro für 20 Minuten Medikationsanalyse bezahlt. Allerdings erhalten die Apotheker nur dann 20 Euro, wenn sie Mitglied bei Ordermed sind und mindestens 2000 Kunden von der Medikationskarte überzeugen. Die bietet übrigens Bönigs Verein „Initiative sichere Medikamentenverwendung“ an.

Professor Dr. Gerd Glaeske fordert, Apotheken nach der Beratung zu honorieren: Wer gut berät und sich in Klinischer Pharmazie fortbildet, soll mehr Geld bekommen. Gute Idee: Denn dafür würden zahlreiche Apothekentests nötig, und darin ist Glaeske Experte.

Die Bundesregierung hat am Donnerstag das Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG) beschlossen. Damit wurden auch exklusive Impfstoff-Ausschreibungen verboten. Künftig müssen Kassen mit mindestens zwei Herstellern Verträge abschließen. Eigentlich wollte die Koalition noch einmal über diese Regelung nachdenken, da sie noch nicht die ideale Lösung sei. Aber etwas idealeres ist ihr wohl nicht eingefallen.

Die KKH überdenkt derweil ihr Rabattverträge mit Reimporteuren – zumindest ein bisschen. An Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz hatte KKH-Chef Ingo Kailuweit geschrieben, man werde Ausschreibungen mit ausschließlichem Importwettbewerb grundsätzlich neu bewerten. Auf Nachfrage wurde allerdings klargestellt: Auch Rabattverträge mit Reimporteuren sieht man grundsätzlich positiv. Verzichten will man auf die Ausschreibungen daher nicht. Das klang gegenüber den Apothekern aber noch ein wenig anders.

Ab Januar werden die von den Kassen ungeliebten pauschalen Zusatzbeiträge durch prozentuale Beiträge ersetzt. Doch die Freude bei den Kassen währte nicht lang: Denn die Zusatzbeiträge der einzelnen Kassen sollen in einem Online-Forum verglichen werden. Und plötzlich fordern die ersten Krankenkassen einen Wettbewerb um Qualität und Service. Derweil kritisiert das Magazin Öko-Test in einem Krankenkassentest Krankenkassentests und die vergebenen Siegel.

Was sonst geschah: Aus einem Lager der Trans-o-flex-Tochter Thermomed wurden offenbar zahlreiche Medikamente gestohlen. Während die Apotheker von der Politik ein Verbot von Nullretaxationen fordern, kürzen die Kassen munter weiter und nehmen sich T-Rezepte, Arztnummern und Verbandsstoffe vor.

Karl-Heinz Resch, bei der ABDA Geschäftsführer für Wirtschaft, Soziales und Verträge, verlässt die Organisation zum Jahresende. Stada kauft Claire Fisher und setzt insgesamt auf Zukäufe – und die starken Marken Ladival und Mobilat. Die Noweda feiert ihr 75-jähriges Bestehen.

Und die ABDA schreibt weiter am Leitbild, pardon – Perspektivpapier. Neben der Kürzung und Straffung der Positionen fällt vor allem ein neues Zitat auf: Georg Bernard Shaw wurde ersetzt durch Theodor Fontane – einen approbierten Apotheker. Inwiefern ein Schriftsteller, der den Apothekerberuf im Alter von 30 Jahren aufgegeben hat, als Vorbild dienen kann, darf zumindest hinterfragt werden. Vielleicht findet sich ja bis zur finalen Fassung noch jemand anderes. Bis dahin: Olé zum Start der Fußballweltmeisterschaft! Aber Vorsicht mit der Werbung.