Gesundheitskompetenz

Jeder Zehnte versteht Apotheker nicht APOTHEKE ADHOC/dpa, 15.07.2014 14:12 Uhr

Wenig Gesundheitskompetenz: Jeder zehnte GKV-Versicherte hat Probleme damit, Anweisungen des Apothekers zu verstehen und medizinischen Therapieanweisungen zu folgen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Jeder zehnte Kassenpatient hat Probleme damit, Anweisungen des Arztes oder des Apothekers zur Einnahme verschriebener Medikamente zu verstehen und Therapieanweisungen zu folgen. Das ergab eine Studie der AOK.

Jeder Vierte (24 Prozent) findet es schwierig, auf der Basis von ärztlichen Informationen Entscheidungen bezüglich der eigenen Krankheit zu treffen. Vor allem jüngere unter 30 Jahren (36 Prozent) und Befragte mit schlechter Gesundheit (30 Prozent) gaben an, Probleme zu haben.

27 Prozent gaben Schwierigkeiten bei der Suche nach professioneller Hilfe etwa bei einem Arzt, Apotheker oder Psychologen an. 37 Prozent der Befragten können nur schwer beurteilen, ob eine Zweitmeinung einzuholen ist oder nicht.

„Selbst Akademiker haben Probleme, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen“, sagte der Chef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, der „Rheinischen Post“. „Wir müssen feststellen, dass das Bild vom souveränen Patienten Kratzer bekommen hat.“ Er nannte die Ergebnisse überraschend und forderte, gesundheitliche Bildung auch im Schulunterricht stärker zu verankern.

Insgesamt weisen nach der Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) 60 Prozent der Deutschen eine „problematische“ oder „unzureichende“ Gesundheitskompetenz auf, sieben Prozent haben eine eine ausgezeichnete und 34 Prozent eine ausreichende Gesundheitskompetenz. Mehr als die Hälfte der GKV-Versicherten hat laut Umfrage Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und umzusetzen.

So halten es knapp 40 Prozent der Befragten für schwierig, Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen zu finden. Einem Viertel (26 Prozent) fällt es schwer, an Informationen über Krankheitssymptome, die sie selbst betreffen, zu kommen. Fast 30 Prozent der Befragten können Informationen in den Medien zur Verbesserung der eigenen Gesundheit kaum verstehen. Ratschläge von Familie und Freunden werden dagegen deutlich besser verstanden, 74 Prozent haben keine Probleme damit.

Für die Untersuchung befragte das Sozialwissenschaftliche Umfragezentrum der Universität Duisburg-Essen zwischen Dezember 2013 und Januar 2014 telefonisch 2010 gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren.

Eine Studie in der Europäischen Union in den Jahren 2009 bis 2011 hatte etwas bessere Werte bei der Gesundheitskompetenz ergeben. Demnach haben im EU-Durchschnitt 48 Prozent unzureichende oder problematische Fähigkeiten, wogegen es in Deutschland 60 Prozent sind.