Versorgung von Obdachlosen

AoG: Bedarf in Berlin steigt

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Berlin -

Seit fünf Jahren unterstützt die Regionalgruppe Berlin der Apotheker ohne Grenzen die medizinische Versorgung von Obdachlosen. Unter der Leitung von Apothekerin Dorothee Giese wurde das Projekt so weiterentwickelt, dass inzwischen auch chronisch kranke Patient:innen versorgt werden können.

Apotheker ohne Grenzen wurde 2000 gegründet und gehört zu dem weltweiten Netzwerk von „Pharmaciens sans frontières“. Lokal und international wird dabei bei der Beschaffung von Medikamenten und mit pharmazeutischem Knowhow unterstützt. Neben vier nationalen Projekten in Berlin, Mainz, Frankfurt und München gibt es deutschlandweit 13 Regionalgruppen, die Infoveranstaltungen, Charity Events und Vorträge ausrichten.

Die Regionalgruppe Berlin arbeitet dabei eng mit der Berliner Stadtmission zusammen. In den vergangenen fünf Jahren sei es gemeinsam gelungen, „die Versorgung von obdachlosen Frauen und Männern mit Medikamenten und Verbandsstoffen erheblich zu verbessern und zu verstetigen“, sagt Dorothee Giese, Projektleiterin des dreiköpfigen Teams von Apotheker ohne Grenzen, das je nach Bedarf mehrmals im Jahr im Einsatz ist. Sie ist selbst Apothekerin in Berlin und engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Organisation, auch bei internationalen Hilfsprojekten war sie schon mit vor Ort. Insgesamt unterstützen etwa 20 Apotheker:innen wiederkehrend die Regionalgruppe Berlin.

Pharmazeuten unterstützen in Berlin

In der Notfallambulanz des Berliner Hauptbahnhofs sei die Arzneimittelbeschaffung und -lagerung für die Mitarbeiter:innen eine große Hürde gewesen, bevor die Pharmazeut:innen ihre Unterstützung angeboten hätten, erzählt Giese. Ohne ein Warenwirtschaftssystem müssen zum Beispiel Bestandslisten und Verfalldaten alle händisch kontrolliert werden. Gemeinsam wurde inzwischen eine leitliniengerechte Bedarfsliste entwickelt, die mehr als 50 Wirkstoffe umfasst und regelmäßig aktualisiert wird. Die Bestellung der Arzneimittel erfolgt über Apotheken vor Ort, die Bezahlung ermöglichen Spendengelder.

Seit November wird sogar die Versorgung von Diabetiker:innen angeboten. Bisher wurden Patient:innen vor allem akut mit Schmerzmitteln oder Antibiotika versorgt, chronisch Kranke nur selten. Nun sollen die Patient:innen täglich vorbeikommen können, um sich selbst regelmäßig Insulin zu applizieren: „Das ist durchaus nicht ganz einfach für Menschen, die sonst von Tag zu Tag leben“, so Giese.

Hilfe für Obdachlose & Flüchtlinge

Der Bedarf an medizinischer Versorgung nehme stetig zu. Das Angebot spreche sich herum und auch für viele Flüchtende sei Berlin die erste Anlaufstelle. „Es gibt in letzter Zeit immer mehr Menschen, die gar nicht obdachlos sind, aber eben auch nicht krankenversichert“, erzählt sie weiter. Die Clearingstelle der Berliner Stadtmission bemühe sich, Patient:innen wieder zurück in die Regelversorgung zu helfen. Gestiegene Lebenserhaltungskosten oder Existenzkrisen führten häufiger dazu, dass eine Krankenversicherung einfach zu teuer geworden sei. Giese bedauert diese Entwicklung: „Wir kleben ein Pflaster darauf, aber die Wunde bleibt“, beschreibt sie die Situation.

„Ich würde mich freuen, wenn wir das alles nicht mehr machen müssen“, wünscht sich die Apothekerin für die Zukunft. Im nächsten Jahr ist erstmal die Entwicklung einheitlicher Schulungskonzepte geplant. Bislang werden etwa einmal im Jahr Vorträge und Schulungen für das Fachpersonal und Helfer:innen angeboten. Dabei geht es neben Anwendungshinweisen für Arzneimittel vor allem auch um den Selbstschutz der Unterstützenden in Form von Hygieneanweisungen und Aufklärung über übertragbare Krankheiten. Von einer Standardisierung sollen auch andere Projekte und Einrichtungen profitieren, denen die Schulungsunterlagen dann zur Verfügung gestellt werden können.

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