Versorgungsstruktur

Antibiotika werden zu oft verordnet dpa, 27.09.2012 14:03 Uhr

Berlin - 

Die Patienten im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bekommen weit häufiger Antibiotika als Versicherte in anderen Ländern. Das geht nach Ansicht von Experten auch darauf zurück, dass Ärzte hier leichter zum Rezeptblock greifen und Patienten die Mittel stärker einfordern – entgegen Aufrufen zu einem sparsamen Umgang.

37 Prozent der gesetzlich Versicherten im Saarland haben 2010 mindestens einmal ein Antibiotika-Rezept erhalten, wie eine veröffentlichte Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) in Berlin gezeigt hat. In den Regionen Rheinland-Pfalz, Westfalen-Lippe und Nordrhein waren mit mehr als 33 Prozent die meisten Antibiotika verordnet worden. In Berlin, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein wurden diese Medikamente nur bei 25 bis 29 Prozent der Patienten verschrieben.

Aufmerken lassen die Daten, weil Experten seit längerem zu einer insgesamt behutsamen Antibiotika-Gabe raten. Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken jährlich bis zu 600.000 Patienten an Klinikinfektionen, bis zu 15.000 sterben daran. Zu den Ursachen zählen wegen übermäßigem Antibiotika-Einsatz resistent gewordene Erreger. „Untersuchungen zeigen, dass bis zu 50 Prozent der durchgeführten Antibiotika-Therapien inadäquat sind“, so ein einschlägiger Regierungsbericht.

Insgesamt erhielten zuletzt rund 22 Millionen Patienten pro Jahr ein entsprechendes Rezept - 31,5 Prozent der Kassenpatienten. Senioren und Kinder bekommen am meisten Antibiotika. Sie leiden am häufigsten unter Harnwegs- beziehungsweise Atemwegsinfektionen.