Zytostatika-Skandal

Anklagen in Holmsland-Affäre APOTHEKE ADHOC, 15.04.2010 09:25 Uhr

Berlin - 

In der sogenannten Holmslandaffäre um den Betrug mit Zytostatika drohen mehreren Apothekern nach jahrelangen Ermittlungen jetzt Gerichtsverfahren. Nach einem Bericht des Informationsprogramms NDR Info hat nach der Staatsanwaltschaft Mannheim nun auch die zuständige Behörde im niedersächsischen Verden Anklage erhoben.

Laut Bericht steht auch bei anderen Staatsanwaltschaften die Anklage gegen Apotheker aus Augsburg, Braunschweig, Celle, Kiel, Mainz, Münster und Wuppertal kurz bevor. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC will die Staatsanwaltschaft Braunschweig betroffene Apotheken schon in den nächsten Tagen informieren.

Insgesamt sollen rund 100 Apotheken in die Affäre verwickelt gewesen sein. Über mehrere Jahre hinweg sollen sie in Deutschland nicht zugelassene Zytostatika zu günstigen Preisen bei einem spezialisierten Lieferanten bestellt, in Rezepturen verarbeitet und gegenüber den Kassen als Originalware abgerechnet haben. Bereits im September 2007 wurden Ermittlungen aufgenommen. Die federführende Staatsanwaltschaft Mannheim hatte mehrere Verfahren an Kollegen in anderen Bundesländern abgegeben. In mehreren Fällen wurden die Ermittlungen gegen Geldstrafen eingestellt, andere wegen Geringfügigkeit fallen gelassen.

Laut NDR beziffert allein die AOK Niedersachsen den Schaden auf über zwei Millionen Euro. Nach Schätzungen der Kasse könnte das Gesamt-Minus für alle Kassen im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen. Auch die Techniker Krankenkasse bestätigte NDR Info entsprechende Erkenntnisse. Die Ersatzkassen rechnen mit einer Schadenssumme von mindestens zehn Millionen Euro.