Eine Hebamme aus München soll werdende Mütter im Kreißsaal durch die Verabreichung von Blutgerinnungshemmern und kontraindizierten Arzneimitteln in Lebensgefahr gebracht haben. Die Münchener Staatsanwaltschaft hat nun Anklage wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung gegen die Frau erhoben.
Die Hebamme soll im vergangenen Jahr vier Patientinnen des Klinikums Großhadern jeweils vor der Kaiserschnitt-Operation blutgerinnungshemmende Arzneimittel gegeben haben. Bei den werdenden Müttern führte das zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust.
Bereits 2011 und 2012 soll sie Infusionslösungen für Kaiserschnitt-Patientinnen mit blutgerinnungshemmenden Mitteln versetzt haben. Außerdem gab die Frau einer weiteren Patientin bei einer geburtsvorbereitenden Untersuchung ein Medikament, das für Schwangere kontraindiziert war. Das Arzneimittel löste bei der Patientin starke Gebärmutterkontraktionen aus. Alle Patientinnen konnten nur mittels notfallmedizinischer Maßnahmen gerettet werden.
Als Hebamme habe die 34-Jährige wissen müssen, welche Auswirkungen ihr Handeln haben würde, heißt es von der Staatsanwaltschaft: „Die Wirkungsweise und die Gefährlichkeit der verabreichten Medikamente waren der Angeschuldigten aufgrund ihres medizinischen Wissens bekannt. Dass die Verabreichung der Medikamente zum Tod der Patientinnen hätte führen können, nahm sie zumindest billigend in Kauf.“
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeschuldigte aus Unzufriedenheit mit ihrer beruflichen Situation handelte. Die einzelnen Personen seien ihr jeweils gleichgültig gewesen.
Im Klinikum Großhadern war man im vergangenen Sommer auf den Fall aufmerksam geworden. Ärzten war aufgefallen, dass es bei Kaiserschnittgeburten zu starken Blutungen mit einer auffälligen Veränderung des Blutgerinnungssystems gekommen war. Daraufhin erstattete das Klinikum Strafanzeige. Im Ermittlungsverfahren wies die Angeschuldigte die Tatvorwürfe zurück.
Das Landgericht München entscheidet nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens. Die Staatsanwaltschaft will insgesamt 94 Zeugen und sechs Sachverständige vorladen. Ein Termin steht noch nicht fest.
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