Fortbildungen

Wie sinnvoll sind Inhouse-Schulungen?

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Berlin -

Mit Fortbildungen ist es so eine Sache – die Chefs wollen, dass sich das Personal weiterbildet und über alle Neuheiten auf dem aktuellen Stand ist. Überstunden für die Fortbildung außerhalb der Arbeitszeit werden aber ungern bezahlt. Auch die Mitarbeiter tun sich mitunter schwer, nach Feierabend oder am Wochenende Zeit dafür frei zu schaufeln. Was liegt da näher als eine Inhouse-Schulung? Die schlägt doch alle Fliegen mit einer Klappe. Oder?

„Anja bitte. Nicht noch so eine Schulung hier, ja? Das nervt doch nur noch, und von uns hat da wirklich niemand mehr Lust drauf!“ PTA Sonja schaut die Filialleiterin bittend an. Anja versteht gut, warum ihr Team so „inhouse-müde“ geworden ist. Sie ist meistens selbst nicht begeistert, wenn mal wieder ein Außendienstler anfragt, ob jemand aus der Firma für eine Schulung vorbeikommen darf. Die Erklärung dafür ist einfach, denn die Qualität der Fortbildungen lässt in den letzten Jahren einfach immer mehr zu wünschen übrig.

In ihrer Filiale sind ein bis zwei Inhouse-Veranstaltungen im Monat üblich, doch immer seltener werden sie so abgeschlossen, dass alle den Eindruck haben, etwas Sinnvolles gehört zu haben. „Weißt du, es ist ohnehin schon schwer genug, alles halbwegs mitzubekommen, wenn man ständig zwischen HV, Telefon und Schulung umswitchen muss. Aber wenn die Referenten dann auch noch so unangenehm sind, dass man nur noch froh ist, wenn man sie von hinten sieht, ist das doch auch nix“, sagt Sonja.

Anja versucht, ihrem Team zu erklären: „Ich weiß, es wäre besser, wenn wir mehr Leute hätten. Dann könnten zwei oder drei zuhören, während die anderen arbeiten, und später würden wir wechseln. Aber dazu sind wir einfach zu wenig, das geht nur in größeren Apotheken. Und was meinst du denn mit unangenehm? Die letzten waren doch eigentlich ganz nett, oder?“ Bei ihrem letzten Satz lacht die PKA Arife kurz auf. „Nett? Das sagst du nur, weil du die halbe Zeit bei den Kunden vorne warst!“

Arife holt einen Make-up-Tester von ihrer letzten Kosmetikschulung aus dem Regal und streicht ein wenig von der hellen Creme auf ihrem Unterarm. „Das sieht doch wohl ein Blinder mit 'nem Krückstock, dass das nicht meine Hautfarbe ist. Die Tussi wollte uns aber davon überzeugen, dass dieses Make-up für alle Hautfarben passt. Dass sowas gar nicht funktionieren kann, hat sie überhaupt nicht gelten lassen. Ich hätte mich fast noch mit ihr gestritten. Die hatte sowieso so eine schnippische Art, die mir nicht gepasst hat.“

Sonja nickt ihr zu. „Oder der Typ vor zwei Wochen, der total vollgequalmt hier angekommen ist. Wir mussten erst einmal kräftig lüften, als er hier raus ging. Und dann war er auch noch eingeschnappt, als ich über seine ‚aktuellen Studien‘ zum Produkt aus dem Jahr 2001 gegrinst habe. Die Firma hätte ja nicht dauernd Geld dafür übrig, jährlich neue Studien zu bezahlen – aber hey. Dann bezeichne ich die doch auch nicht als aktuell. Einen Zeitraum bis fünf Jahre lasse ich mir da noch gefallen, 20 Jahre sind aber definitiv zu alt. Ich sage ja auch nicht, dass meine Schwester frisch verheiratet ist, wenn sie die Feierlichkeiten zur Silberhochzeit plant!“

Anja nickt, denn auch sie hätte es gerne anders. Kürzlich war eine eher ungepflegt wirkende Referentin in den Räumlichkeiten, die bei jeder Frage, die gestellt wurde, passen musste. Sie versprach fortwährend, sich kundig zu machen, um die Unklarheiten zu beseitigen, schrieb aber nicht eine der Fragen auf. Eine Rückmeldung erfolgte natürlich auch niemals. Die Firma hatte außerdem ein Frühstück zur Inhouse-Schulung in Aussicht gestellt, sodass sich keiner etwas zu essen von zu Hause mitgenommen hatte. Mitgebracht wurde jedoch leider gar nichts – weder Frühstück, noch Sachverstand.

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