Alternativmedizin

Mehr Ayurveda für Deutschland

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Koblenz/Neu Delhi -

Ayurveda ist in Indien weit mehr als esoterischer Hokuspokus. Sogar einen eigenen Minister für alternative Heilmethoden hat das Land. Der kam nun nach Deutschland – mit einer politischen Agenda im Gepäck.

Sichtlich zufrieden zeigt sich Shripad Yesso Naik mit dem, was er bei seinem Besuch in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz zu sehen bekam. „Diese Menschen werden helfen, Ayurveda in Deutschland weiter zu verbreiten“, sagt der indische Minister für alternative Heilmethoden. Er war eigens angereist, um den Welt-Ayurveda-Kongress zu besuchen, der am vergangenen Wochenende in Koblenz stattfand. Im Gepäck ein klares Ziel: „Ich bin hier, um die am weitesten verbreitete Heilmethode Indiens auch in Deutschland populärer zu machen.“

Die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda ist Schätzungen zufolge mehr als 5000 Jahre alt und findet ihren Weg zunehmend auch nach Deutschland. „Die Menschen stehen Ayurveda viel offener gegenüber als noch vor ein paar Jahren“, sagt Harsha Gramminger, die in Bell in der Eifel praktiziert und dort Ayurveda-Ärzte und Therapeuten ausbildet. Mit der alten Heilkunst wollten die Menschen, die immer mehr unter Stress stünden, Kraft finden. Gramminger ist auch Präsidentin des Europäischen Ayurvedaverbandes EUAA, dem Ausrichter des Kongresses.

Während die Methode in Deutschland eher in den Bereich Wellness oder Esoterik eingeordnet wird, hat sie nach Darstellung des indischen Ministers Naik auch medizinischen Nutzen. „Für mehr als die Hälfte der indischen Bevölkerung ist die Methode die wichtigste Art der medizinischen Versorgung“, sagte der Minister. „Wir wollen, dass dies auch in Ländern wie Deutschland akzeptierter wird. Dafür arbeite ich auch politisch.“

Die Ayurveda-Nutzer in Deutschland lassen sich grob in zwei Richtungen einteilen: Einerseits eher an Wellness interessierte Menschen, die ab und an eine Öl-Massage wollen, und andererseits jene, die chronische Krankheiten damit behandeln lassen. Insbesondere für die zweite Gruppe gebe es mehr als 100 ausgebildete Ayurveda-Ärzte in Deutschland, schätzt Martin Mittwede, der an der Universität Frankfurt den seinen Angaben zufolge einzigen Ayurveda-Master-Studiengang in der Bundesrepublik leitet. Zum Vergleich: In Indien gibt es nach Angaben von Naiks Ministerium mehr als 400.000 registrierte Ayurveda-Ärzte und mehr als 200 Institute, die Ayurveda-Studiengänge anbieten.

Dass die Heilmethode in Indien so populär ist, hat auch finanzielle Gründe. Für eine Behandlung braucht es selten mehr als ein paar Kräuter. Insbesondere die größtenteils arme Landbevölkerung kann sich schlicht nichts anderes leisten. Mittwede betont, dass Ayurveda-Behandlungen durchaus einen Sinn hätten: „Ayurveda ist ein traditionelles, komplexes Medizinsystem, das von der Weltgesundheitsorganisation anerkannt ist.“ Er weist allerdings darauf hin, dass nicht alle in Indien erlaubten Medikamente auch in der EU zugelassen sind.

Das will Minister Naik gerne ändern. „Wir werden auch auf die Regierung in Deutschland zugehen“, sagt der Minister. „Mehr Ayurveda-Produkte, zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel, sollten als Medizin zugelassen sein.“ Entsprechende Anfragen an die deutschen Ministerien wolle er schon sehr bald verschicken. Er sei jedoch überzeugt, dass auch unabhängig von den politischen Rahmenbedingungen die Fangemeinde schnell weiter wachsen werde: „Die Akzeptanz für Ayurveda in Deutschland und Europa wird immer breiter.“

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